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2597 - Hyperkaelte

2597 - Hyperkaelte

Titel: 2597 - Hyperkaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Worte.
    ab
    schotte
    dich
    ab
    betty
    schotte
    dich
    ab
    Was sollte das bedeuten? Wieder eine Ohrfeige.
    dich ab betty schotte dich ab betty schotte
    »... dich ab, Betty! Schotte dich ab!«
    Endlich verstand sie. Sie durfte nicht länger in Kontakt bleiben mit ES, nicht mehr zulassen, dass die Emotionen und Ängste der Superintelligenz sie auffraßen und mit sich rissen.
    Betty kappte die Verbindung, schloss ihre Parasinne.
    Der Orkan verebbte.
    Ihr Blick klärte sich. Sie ächzte, rollte sich zur Seite und setzte sich auf.
    »Du bist wieder hier?«, fragte Eritrea.
    »Wie lange war ich ...«
    »Fünf Sekunden, vielleicht zehn.«
    »Zehn ...« Betty sprach nicht weiter. Ihr war es wie Tage vorgekommen, mindestens, selbst als ihr klar geworden war, dass keine Ewigkeiten vergingen, weil alles gleichzeitig geschah.
    Eritrea half ihr beim Aufstehen. »Warum hast du es getan?«
    »Ich musste es.«
    »Das ist keine Antwort. Zumindest keine, mit der ich zufrieden bin.«
    Die Altmutantin dachte kurz nach. »Ich spüre, dass es mehr gibt als das, was uns vor Augen liegt.«
    »Der ... Glaube, von dem du gesprochen hast?«
    Betty stand auf; die Welt drehte sich um sie herum. Etwas rann ihr kalt den Rücken hinunter. Verwirrt fuhr sie sich in die Haare.
    Eritrea bemerkte die Bewegung. »Frost, Betty. Dasselbe Phänomen wie vorhin. Deine Haare sind mit Raureif überzogen. Noch etwas, das ich nicht verstehen kann, übrigens.«
    »Ich bin eng mit ES verbunden. Mein Körper ist eine Projektion. Wenn ich mich öffne, gibt es eine ... eine höherdimensionale Rückkopplung. Hyperkälte schlägt durch. Der Reif ist eine Art Entsprechung, eine Auswirkung in unserer Realität. Anders kann ich es mir nicht erklären.«
    Betty warf einen Blick auf die Bildschirme, die die Orterdaten von Wanderer auswerteten. Die Temperatur war inzwischen um weitere acht Grad gesunken. »Es ist dasselbe Phänomen wie der Schnee und das Eis auf der Kunstwelt. Was wir beobachten, hat mit einem normalen, physikalischen Temperatursturz nichts zu tun. Es sind Sekundäreffekte. Verkörperte Symbole.«
    »Wie bei deinem Körper?«
    Die Altmutantin nickte. »Weil er letztlich von ES ausgeht. Aber das spielt keine Rolle. Ich glaube, durch das ... Experiment habe ich einen Eindruck erhascht. Die Superintelligenz kam mir wie wahnsinnig vor, aber es war nur der Abdruck der 100 Millionen Bewusstseine, die sie in sich aufgenommen hat.«
    Eritrea schaute sie fragend an.
    Betty gab eine kurze Erklärung ab. »Hinter all dem habe ich einen Blick auf ES geworfen, auf die Superintelligenz selbst. Ja, sie liegt im Sterben, aber da ist noch mehr.«
    »Was?«
    »Wenn ich das nur wüsste. Etwas jenseits der Schmerzen und des Sterbens. Ich ... Ich muss weiterforschen, Eritrea.«
    »Nicht so, wie du es eben getan hast!«
    »Ganz sicher nicht. Aber es wird sich etwas ergeben.« Sie lächelte matt. »Hoffentlich.«
    »Und wie geht es weiter?«
    »Ich denke, wir haben genug Daten«, sagte Betty. »Fliegen wir über Wanderers Nebelkuppel nach Talanis und ins Solsystem.«
    »Moment.« Eritrea deutete auf einen Datenblock inmitten der Listen auf dem Bildschirm. Betty hatte ihn nicht einmal bemerkt und war erstaunt, dass die Freundin offenbar mühelos die entscheidenden Werte selektieren konnte und nicht den Überblick verlor. »Erstelle aus den Orterdaten ein Holobild von Wanderer!«
    Es dauerte keine Sekunde, bis der Schiffsrechner diesem Befehl nachkam.
    Das Holo flammte auf und zeigte eine gestochen scharfe Darstellung der Kunstwelt, als würde man nur durch ein Fenster direkt darauf sehen. Es schwebte vor der Arbeitsstation und zeigte das Oberflächenbild der Scheibenwelt.
    Die gesamte Landschaft war in Eis erstarrt, vereinzelt tobten Stürme und Blizzards darüber. Windhosen wirbelten Schnee auf und peitschten ihn vor sich her. Riesige Schollen trieben auf dem zentralen Ozean.
    Das war exakt das, was Betty zu sehen erwartet hatte. Nicht jedoch das, was inmitten des vereisten Meeres geschah.
    Dort überragte die Nebelkuppel alles, ein diffuser Schleier von 2650 Kilometern Durchmesser und einer Zenithöhe von etwa hundert Kilometern. Darunter konnte man die Landmassen einer großen Insel erahnen - Talanis.
    Auch das war noch nicht außergewöhnlich; genau deswegen waren die beiden Frauen in ihren Silberkugeln unterwegs nach Wanderer. Doch die Kuppel ... veränderte sich.
    »Sie kollabiert«, sagte Eritrea. Mehr musste sie nicht erklären; Betty wusste sofort, wovon ihre Freundin

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