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2597 - Hyperkaelte

2597 - Hyperkaelte

Titel: 2597 - Hyperkaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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sprach.
    Die Nebelkuppel, bislang immer stabil und klar abgegrenzt, zerfaserte an ihren Randgebieten. Schleier wirbelten davon, als würde ein Sturm sie mit sich reißen, doch sie verpufften in alle Richtungen, nicht nur in die, in die der Wind die Eisschollen rundum trieb.
    Das Phänomen folgte keinen Naturgesetzen.
    Ein Blitz zuckte durch die Nebelkuppel; im Holo sah er klein aus, doch angesichts der gigantischen Ausmaße des Gebildes musste er viele Hundert Kilometer umfassen. Er verästelte sich, schlug aus den Rändern in den eisigen Himmel.
    Wo er austrat, verdampften die Schwaden und entstanden nicht wieder neu.
    Im nächsten Augenblick tobte ein Gewitter aus unzähligen kleineren Entladungen durch die Nebelkuppel. Hunderte, Tausende Blitze, manche grellweiß, andere elektrisierend blau.
    »Dimensionale Verwerfungen«, kommentierte Eritrea, die offenbar auch die Messwerte auf den Bildschirmen im Auge behielt. »Raum und Zeit brechen in der Kuppel auf.«
    »Die Passage nach Talanis und von dort ins Solsystem!«, rief Betty alarmiert. »Kann man sie noch nutzen?«
    »Unmöglich zu sagen. Jedenfalls ist nichts mehr sicher, oder die Silberkugeln müssten ...« Die weiteren Worte sprach Eritrea nie aus.
    Denn Wanderer verschwand.

Ich bin ...
     
    Ich bin Akika Urismaki.
    Seit die Frequenz-Monarchie im Zeitalter der Vierten Hyperdepression erwachte, wie sie es nennt, habe ich alles verloren.
    Die Vierte Hyperdepression. Die Terraner, zu denen ich Vertrauen geschöpft und denen ich mich angeschlossen habe, nennen diese Phase eine Zeit der erhöhten Hyperimpedanz. Andere Völker haben sicher noch weitere Begriffe dafür gefunden.
    Es spielt keine Rolle. Man muss sich mit dem Phänomen an sich auseinandersetzen. Für die Frequenz-Monarchie bedeutete es jedenfalls, dass sie nach ewigem Schlaf auf ihren Hibernationswelten wieder erwachte. Und mein Volk ging deshalb unter.
    Darturka ... für mich bedeutet es, an Schlächter zu denken, an seelenlose Monster, die alles vernichteten, was mir jemals wertvoll war.
    Ich bin ein Halbspur-Changeur. Einer der vielen, die an vielen Orten und auf viele Arten ums Überleben kämpfen. Es geht gegen die Frequenz-Monarchie, die mein Volk auslöschte, gegen den Tod einer Superintelligenz, gegen den Untergang des Polyport-Netzes und des Wunders von Anthuresta.
    Gegen, gegen, gegen. Ich bin es leid. Deshalb habe ich für mich eine Entscheidung getroffen. Ich kämpfe nicht mehr gegen die Vernichtung von TALIN ANTHURESTA. Ich setze mein Leben, mein Wissen und all meine Kraft dafür ein, dass es erhalten bleibt.
    Manche halten mich wohl für verrückt, weil ich diesen Unterschied mache, aber für mich sind es zwei völlig verschiedene Dinge. Genau wie ich nicht mehr darüber nachdenken möchte, dass mein Volk vernichtet wurde ... sondern dass es einigen gelang, über die Halbspur auf eine bessere Existenzebene zu flüchten.
    Ich blieb damals zurück, daran kann ich nichts ändern. Ihnen zu folgen wäre feige. Mein Schicksal muss ich annehmen, muss mich dem stellen, was vor mir liegt. Wir Halbspur-Changeure haben lange über das Polyport-Netz gewacht. Diese Kontrolle ist uns entrissen worden, von den Horden der Darturka im Auftrag der Frequenz-Monarchie. Dieser Gewalt konnten wir nichts entgegensetzen.
    Die beschauliche Existenz in der Endlosen Stadt auf unserer Wahlheimat, dem Planeten Markanu, fand ein abruptes Ende. Als die Welt im Krieg unterging, war ich nicht zu Hause. Lächerlich, eigentlich, und doch veränderte dieser simple Zufall für immer mein Leben.
    Nach der Katastrophe versteckte ich mich. Ich hatte solche Angst, und obwohl ich sie teilweise überwunden habe, fürchte ich mich jeden Tag aufs Neue. Nur verberge ich es manchmal - vor anderen und auch vor mir selbst. Nur wer erlebt hat, was ich erlebt habe, kann das verstehen.
    Ich befürchte, meine Seele wird nie wieder frei davon sein ... von diesem Gefühl, ein Darturka könne durch jede sich öffnende Tür hereinstürmen. Wenn ich jemandem vertraue, könnte er sich die Maske von der Fratze reißen und mich aus kleinen Muränenaugen anstarren, ehe er mir den Hals zerfetzt.
    Nun bin ich allein. Es mögen andere Wesen um mich sein, ich mag mit ihnen gemeinsam am Erhalt von TALIN ANTHURESTA arbeiten, aber ich bin dennoch allein.
    Wenigstens hat meine Existenz einen Sinn. Es war nicht nur ein kosmischer Zufall, dass ich überlebte. Zumindest kann ich mir das einreden. In gewisser Weise kann ich sogar die Berufung meines Volkes

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