2597 - Hyperkaelte
fortführen: Wie wir einst über das Polyport-Netz in seiner Gesamtheit wachten, so wache ich nun über eine wichtige Station des Netzes, vielleicht die wichtigste überhaupt.
Dieses Wächteramt ist meine Art zu kämpfen. Nicht mit einer Waffe in der Hand, nicht indem ich den Feinden mit Gewalt entgegentrete. Das wäre eines Halbspur-Changeurs nicht würdig; und egal, was geschehen ist, ich bin immer noch ich selbst. Ich schlage meine Schlachten so, wie es meinem Wesen entspricht. Alles andere wäre nicht echt.
Doch egal, wie sehr ich mich auch anstrenge, das Wunder von Anthuresta steht am Rande des Untergangs. ES hat an der Substanz der Hülle ... gefressen. Hat Teile aus ihr herausgerissen und sich selbst einverleibt. Ich versuche alles, um das Gesamtsystem zu stabilisieren, doch ich weiß nicht, wie lange es mir gelingen wird.
Wenn die Superintelligenz ein weiteres Mal zugreift, bedeutet das das Ende.
Vielleicht wäre es gut.
Es könnte sein, dass es mir im Angesicht der ultimativen Katastrophe gelingt, über die Halbspur in die bessere Existenz zu wechseln, zu dem Ort, an dem einige meines Volkes auf mich warten. Wenn ich es nicht vollbringe, sterbe ich.
Ich denke immer wieder über diese Alternativen nach. Es überrascht mich eigentlich nicht, dass mir beide erstrebenswert erscheinen. Es ist nicht einfach, der Letzte seines Volkes zu sein und weiterleben zu müssen ... allein und doch einer von vielen.
Ich bin Akika Urismaki und ich trage mein Schicksal.
4.
Major Lethem Shettle
»Was?«, fragte Major Lethem Shettle. Die Polyport-Funkverbindung nach TALIN ANTHURESTA stand, und er sprach seit einigen Minuten mit Akika Urismaki.
Der Halbspur-Changeur leierte erneut die Fakten herunter: »Von Wanderer ist eine zweite rotgolden leuchtende Energiekugel emporgestiegen. Sie transmittierte zu einer anderen Scheibenwelt. Eine riesige Explosion riss ein Loch von 120.000 Kilometern Durchmesser in die Außenhülle.«
Shettle verkniff sich das Ich-hatte-es- durchaus-Verstanden, das ihm auf der Zunge lag. Es hätte nur zu weiteren unnötigen Verzögerungen geführt. Schließlich war es seine Schuld, dass ihm vor Verblüffung ein kurzes Was? entwichen war, was sein Gesprächspartner als echte Nachfrage aufgefasst hatte. So war es eben im Austausch mit Fremdwesen, die mit typisch terranischen Verhaltensweisen und Gepflogenheiten nicht vertraut waren.
Shettle saß nach wie vor in der mobilen Einsatzzentrale auf dem Transferdeck von ESHDIM-8. Soeben flog ein kleiner Kampfgleiter der Maahks aus einem Transferkamin und steuerte zum Truppenlager der Bereitschaftseinheiten.
Der Major schaute beiläufig auf das Holo, das alle eingehenden Nachrichten verarbeitete und die Gesamtsituation schematisch abbildete. In ESHDIM-5 trafen die Soldaten momentan auf unerwartet heftigen Widerstand.
Captain LeLoub hatte gemeldet, dass die Front der Feinde nach seiner Analyse in weniger als zwanzig Minuten zusammenbrechen würde, bei minimalem Eigenverlust. Ihnen standen zwar nur dreißig TARA-Kampfroboter zur Verfügung, doch diese reichten aus, um die Gegenwehr zu ersticken.
Dennoch drängte es Shettle, seinen Truppen beizustehen. Als guter Feldherr musste er momentan allerdings einer wichtigeren Aufgabe nachgehen; es galt, sich mit Grek 11 einen Gesamtüberblick zu verschaffen.
Akika Urismaki übermittelte ein Datenpaket mit Messwerten und Analysen des hyperphysikalischen Zustands von TALIN ANTHURESTA, das infolge des Hüllenbruchs immer mehr aus den Fugen geriet.
Diese Informationen überflog Shettle nur - um sie wirklich zu verstehen, war er nicht Hyperphysiker genug. Es konnte auch nicht seine Aufgabe sein, die Daten zu kommentieren; dafür war jemand wie der Halbspur-Changeur zweifellos der Berufenere. Welchen Sinn ergab es auch, wenn der Musiker versuchte, dem Bildhauer zu erklären, wie er sein Kunstwerk vollenden solle?
»Gab es Reaktionen auf Wanderer?«, fragte Shettle. »ES hat die Energie aus der Hülle aufgenommen, oder interpretiere ich es falsch?«
»Nein - davon gehen wir aus«, sagte Akika Urismaki. »Ob und wie es den Zustand der Superintelligenz gefestigt hat, vermag niemand zu beurteilen. Aber während die Energiekugel aufstieg, hat Pral etwas ... beobachtet.«
Shettle entging nicht, dass sein Gesprächspartner vor dem letzten Wort zögerte. Doch ehe er antworten konnte, ergriff Grek 11 das Wort.
»Pral«, wiederholte der Maahk. »Du sprichst vom Grek 1 der Schattenmaahks?«
»Das war er«, stimmte der
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