26 - Die Sklavenkarawane
nicht verstehende Deutsch, reinigendes! Sie wollte sein Gelehrter, wissenschaftlicher? Laßte nicht Sie auslachte sich! Ich konnte nur bedauerte geistigen Bankerott, Ihrigen. Ich willte nichts wißte mehr von Individuum, Ihrigem. Lebte Sie also wohl für ewig und für immerdar! Adieu, dobrau noc, poraucim se, gute Nacht, ich empfehle mich, leletak sa'ide, Allah jisallimak!“
Er rannte davon.
Der Graue sah ein, daß dieser Mann vielleicht ein Original war, den man als solches zu behandeln hatte. Es reute ihn, nicht nachsichtig, sondern fast grob gewesen zu sein. Darum rief er ihm nach, doch zurückzukommen. Das hatte keinen Erfolg. Schon wollte er ihm nacheilen, da sah er abwärts von der Mischrah ein Licht auf dem Wasser erscheinen. Das mußte die Dahabiëh sein, und darum blieb er im Boot sitzen.
Das Licht kam näher und näher; Pfotenhauer sah, daß es loderte. Es war ein Feuer, welches auf dem Deck brannte und die Segel beleuchtete. Das Schiff kam, vom Wind getrieben, langsam aufwärts geglitten, ging an der Mischrah vorüber, ließ dann die Segel fallen und sich vom Wasser zurück an das Ufer treiben, wo es den Anker fallen ließ und die Taue warf, welche von dem ‚Schnarcher‘ und seinen Leuten aufgefangen und am Land befestigt wurden. Als die Landebrücke das Ufer berührte, kam der Graue herbei und rief in deutscher Sprache: „Hallo! Ist Doktor Schwarz an Bord?“
„Ja“, ertönte die Antwort. „Ein Deutscher auf Seribah Madunga? Das ist mir eine außerordentlich frohe Überraschung!“
„G'wiß, Landsmann, a Deutscher steht hier und heißt Sie willkommen. Wann's mich umärmeln woll'n, so schaun's, daß S' herüberkraxeln. Aber nehmen's sich in acht, daß S' mich etwa nit vor lauter Freud' zerdrücken!“
„Aus dem Bayerlande, wie ich höre! Gleich bin ich drüben bei Ihnen!“
Der Graue sah die hohe, breite Gestalt über die Brücke kommen. Er breitete die Arme aus, schlang sie um Schwarz, küßte ihn auf die Wange und sagte: „Willkommen also, herzlich willkommen! Mich kennen S' freilich nit, und ich hab' eigentlich kein Recht, Sie so zärtlich zu empfangen; aber dieser Kuß soll nit von mir, sondern von Ihrem Bruder sein.“
„Von meinem Bruder? Von Joseph? Kennen Sie ihn?“
„Den Sepp? Na, den werd' ich doch kennen! Ich bin sein Kamerad. Haben S' nicht seinen Boten in Faschodah 'troffen?“
„Ja, und seinen Brief erhalten.“
„Na, ich bin der Pfotenhauer und Vogelfänger, von dem er wohl auch a Wort erwähnt haben wird. Oder hat er nix von mir mitg'schrieben.“
„Ja, freilich hat er es getan. Ich habe mich auf Sie gefreut. Aber was tun Sie hier, den ich oben bei den Niam-niam vermute, und wo ist mein Bruder?“
„Es hat ihm keine Ruh' g'lassen, und so sind wir fort, um Ihnen entgegenzufahren. Es könnt' Ihnen leicht a Unglück g'schehen. Darum wollt' er lieber schau'n, Ihnen eher zu begegnen, als ausg'macht worden war.“
„Das sieht ihm ähnlich. So ist er also auch hier? Warum sehe ich ihn nicht?“
„Weil er noch nit hier ang'langt ist. Ich bin einstweilen voran, und er wird nachfolgen.“
„Warum blieb er zurück? Wo befindet er sich?“
„Davon nachher! Sagen S' mir vorerst, ob S' droben in dera Seribah oder hier unten im Schiff übernachten wollen. Man hat mir den schönsten Tokul überlassen, in welchem Raum g'nug ist für uns beide.“
„Ich danke Ihnen; aber ich ziehe doch vor, an Bord zu bleiben. Ich habe eine prächtige Kajüte, die mir kein Tokul ersetzen kann. Hoffentlich machen Sie mir die Freude, nicht nach der Seribah zurückzukehren, sondern bei mir zu bleiben?“
„Wann's Ihnen recht ist, so bleib' ich da. Oben oder unten, das ist ganz gleich; die Hauptsach' ist, daß wir beisammen sind.“
„So kommen Sie mit an Bord. Bitte!“
Er führte ihn hinüber und auf das Hinterdeck, wo ein schwarzer Diener die Tür der Kajüte öffnete, um sie eintreten zu lassen.
Schwarz erinnerte sich der Stelle des erwähnten Briefes, in welcher Pfotenhauer als ein sonderbarer Kauz und dabei doch wackerer, brauchbarer Mann beschrieben wurde. Er war neugierig, ihn kennenzulernen.
Die Kajüte bestand aus mehreren fast prächtig eingerichteten Räumen. Eine Bronzelampe hing von der Decke nieder und beleuchtete die schwellenden Polster, den hohen Spiegel und die glänzenden Geräte, welche auf kleinen Tischen standen oder an den Wänden hingen.
„Was Teufel fällt Ihnen ein!“ rief der Graue erstaunt. „Sie fahren a richtiges Damenboudoir spazieren? Im Sudan,
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