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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gelehrter Kerl zu sein. Sie werden ihn schon noch kennenlernen. Ich habe noch einen andern da, einen Freund von ihm, welcher Hadschi Ali heißt und ‚Vater des Gelächters‘ genannt wird. Dieser behauptet, alle Länder und Völker, alle Städte und Dörfer der Erde zu kennen. Solche Leute muß man mit Nachsicht behandeln. Wenn man ihnen ihre ‚Neunundneunzig‘ läßt, sind sie die besten Menschen.“
    „Da bin ich freilich voreilig g'wesen, denn ich hab' ihn tüchtig ausg'zankt.“
    „O weh!“
    „Ja. Ich war fast grob mit ihm, und im Ärger darüber ist er auf und davon g'laufen. Jetzund tut's mir's leid. Ich hab' mir vorg'nommen, es ihm abzubitten.“
    „Das ist nicht nötig. Wenn Sie ihn freundlich behandeln, wird er es wohl vergessen. Die Sache ist mehr lustig als ärgerlich. Ich lasse ihn sprechen, und will mir ja einmal die Geduld ausgehen, so denke ich daran, daß ich auch meine schwache Seite besitze und nicht klug und weise gehandelt habe.“
    „Ich auch nit“, stimmte der Graue bei. „Ich hätt's wohl auch zuweilen g'scheiter machen können, besonders damals!“
    „Damals? Was meinen Sie?“
    „Nun, als ich in der Quart g'sessen bin.“
    Schwarz glaubte, daß es sich um etwas Besonderes und Wichtiges handle, und fragte: „Was ist Ihnen da geschehen?“
    „A arger Streich. Ich sprech' zwar nie davon, und niemand braucht's zu wissen, aber unter Freunden darf man schon offen sein. Wissen S', der Professor von der Naturgeschicht hat 'n Spitz auf mich g'habt, weil ich ihn immer nach Dingen g'fragt hab', welche selbst a G'lehrter nit beantworten kann.“
    „So, so!“ dehnte Schwarz, vollständig überzeugt, daß er etwas Hochinteressantes erfahren werde.
    „Ja, so ist's g'wesen. Er hat nur auf die Gelegenheit g'wartet, mich dafür in die Tinte zu bringen. Nacher ist's Examen kommen, und ich hab' die neue Chemisetten umg'bunden und den bunten Schlips dazu, weil es mir dann mit den Antworten gar nicht fehlen kann. Die Fragen sind nach der Reih' an uns g'richtet worden, und als ich dran war, bin ich aufg'standen und hab' wunder denkt, was er mich fragen werd'.“
    „Nun, bitte weiter!“
    „Ja, weiter! Jetzt kommt das Loch, in welches ich g'stolpert bin. Was denken S' wohl, was er mich g'fragt hat?“
    „Das kann ich nicht erraten.“
    „Nein, denn ich selbst hätt's nit derraten 'könnt. Er hat nämlich wissen wollen, warum die Vögel Federn haben.“
    Der Graue hatte seine Geschichte so ernst vorgetragen, als ob es sich um eine wichtige Staatsaffäre handle. Darum fühlte sich Schwarz jetzt ungeheuer bitter enttäuscht. Er wußte sozusagen nicht, ob er lachen oder weinen solle, hielt es aber doch für seine Schuldigkeit, sich zu erkundigen: „Welche Antwort haben Sie ihm denn gegeben?“
    „Zunächst hab' ich gar nix g'sagt.“
    „Das wäre mir an Ihrer Stelle ganz ebenso passiert.“
    „Nit wahr! Sie sind halt ein verständnisvoller Mann. Ich hab' zwei große Augen g'macht und den Mund offen g'habt, damit mir eine richtige Antwort kommen soll, und nachhero bin ich – – –“
    Er wurde unterbrochen, denn es klopfte an, und der ‚Vater der elf Haare‘ trat herein. Er würdigte den Grauen keines Blickes und wandte sich an Schwarz, ihm eine Meldung zu machen. Er hätte dies in arabischer Sprache tun können; aber da Pfotenhauer behauptet hatte, daß sein Deutsch nichts tauge, bediente er sich dieses letzteren, um den schändlichen Beleidiger niederzuschmettern: „Ich meldete Besuch, kommender!“
    „Wer will kommen?“ fragte Schwarz.
    „Er sein Leutnant von Seribah, hiesiger.“
    „Ach! Ist er schon da?“
    „Noch nicht mit Vollständigkeit. Er kommte her hinter Rücken, meinigem.“
    „Du warst jetzt oben?“
    „Ja. Ich seinte gegangte hinauf, weil unten hatt geseßte Person, unhöfliche!“
    Dabei warf er einen vernichtenden Blick auf den Grauen.
    „Und da sprach der Leutnant mit dir von mir?“
    „Er willte haben gewißt, ob Sie wohnte auf Schiff, diesiges, oder herbergte in Seribah. Er hatte Absicht, freundliche, Sie einladente zu Mahl, abendliches. Er geschickte mich hierher, um zu erzählte von seiner Gegenwart, baldiger.“
    „Gut! Wenn er kommt, so öffnest du ihm die Tür.“
    „Es soll geschehente mit Vergnügem, allergrößtem!“
    Er verbeugte sich und wandte sich zum Gehen, drehte sich aber wieder um, trat zwei Schritte näher und fragte Schwarz: „Sie haben lernen kennte alle Fähigkeiten, meinige; ich bitt' mir zu gebte Zeugnis,

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