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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf dem oberen Nil? Sind S' etwa Millionär g'worden?“
    „Nein“, lächelte Schwarz, indem er den Landsmann heimlich musterte. „Diese Herrlichkeiten gehören nicht mir, sondern dem Vizekönig von Ägypten. Dieses Schiff ist eine Regierungsdahabiëh.“
    „Auch nit übel! Wie aber kommen S' zu diesem Regierungsschiff? Ist etwa ein Pascha von drei Roßschweifen an Bord, der Sie als Gast mitg'nommen hat?“
    „Nein. Die Dahabiëh ist mir zur Verfügung gestellt worden. Augenblicklich bin ich der Herr derselben, dem die Bemannung zu gehorchen hat.“
    Der Graue schüttelte den Kopf und sagte, indem seine Nase sich nach rechts und links wandte, als ob sie sich diese Herrlichkeiten recht genau betrachten wolle: „Dann sind S' a wahrer Glückspilz! Uns Deutschen, und zumal uns Bücherfexen, wird es nit oft so wohl wie es Ihnen da g'worden ist.“
    „Sie haben freilich recht. Aber setzen Sie sich nieder, und nehmen Sie fürlieb!“
    Er hatte vorhin dem Schwarzen, welcher öffnete, einen Wink gegeben. Als er jetzt in die Hände klatschte, trat dieser Neger herein, zwei Tschibuks zu bringen. Hinter ihm kam ein zweiter Schwarzer, welcher dem Grauen Kaffee in einer silbernen Tasse bot. Als beide weitere Befehle erhalten hatten, entfernten sie sich.
    „Wissen S', mir ist halt grad so, als ob ich jetzt einen Abend aus ‚Tausendundeine Nacht‘ erlebte“, meinte der Graue, indem er den köstlichen Trank schlürfte und dann nach der Tabakspfeife griff. „Bei uns hat's immer nur Merissah und harte Fladen 'geben. Wann ich diesen Kaffee schmeck', so muß ich vermuten, daß Sie auch in Beziehung auf die Speisen nit übel g'stellt sind.“
    „Haben Sie schon zu Abend gegessen?“
    „Nein; soupiert hab' ich noch nit.“
    „So tun Sie es hernach mit mir, um sich zu überzeugen, daß Sie ganz richtig vermutet haben.“
    „So sagen S' nur, was für a Kunststück Sie g'macht haben, um diese Dahabiëh zu bekommen! Was zahlen S' denn pro Tag oder Woch' dafür?“
    „Keinen einzigen Piaster, keinen Pfennig.“
    Der Graue machte ein ganz unbeschreibliches Gesicht, und seine Nasenspitze richtete sich auf, als ob sie Schwarz fragen wollte, ob er denn wirklich die Wahrheit gesagt habe.
    „Nix, gar nix zahlen Sie? Wer soll Ihnen denn das glauben? Ich etwa?“
    „Ja, Sie! Ich ersuche Sie ganz ergebenst darum“, lachte Schwarz.
    „Dann ist's eben a Kunststück, a richtiges und wirkliches Kunststück!“
    „Dieses Kunststück bestand sehr einfach in einer glücklichen Kur. Ich befand mich bei Ali Effendi Abu Hamsah miah, dem Mudir von Faschodah. Ich hatte ihm gesagt, daß ich ein wenig Arzt bin. Zufällig verschluckte ein kleiner Sohn von ihm beim Spielen einen elfenbeinernen Würfel, welcher in der Speiseröhre steckenblieb. Das Kind war dem Erstickungstod nahe, als ich geholt wurde, und es gelang mir, den Gegenstand zu entfernen. Die Freude und Dankbarkeit des Vaters war so groß, daß er mir jeden Wunsch, dessen Gewährung nicht gerade zu den Unmöglichkeiten gehörte, erfüllt hätte. Dazu kam nun freilich noch der Umstand, daß es ein eifriges Verlangen von ihm war, Abu el Mot in seine Hand zubekommen.“
    „Abu el Mot?“ fragte Pfotenhauer ganz erstaunt, diesen Namen hier zu hören.
    „Ja, so heißt der Mann, den Sie wohl nicht kennen, mit welchem Sie sich aber, falls Sie bei mir bleiben, in den nächsten Tagen zu beschäftigen haben werden.“
    „So! Kennen Sie ihn?“
    „Leider! Er ist der berüchtigtste Sklavenjäger am oberen Nil und macht zugleich, falls es ihm einträglich erscheint, den Wüstenräuber. Er hat mich kurz vor Faschodah überfallen, um mich auszurauben und zu töten.“
    „Aber g'lungen ist's ihm doch nit?“
    „Nein, wie Sie sehen“, lächelte Schwarz. „Ich sitze ja lebend vor Ihnen.“
    „So haben S' seinen Plan vereitelt?“
    „Ich habe seine Helfershelfer gefangengenommen und nach Faschodah transportiert, wo ihnen ihr Recht geworden ist; ihm aber gelang es, zu entkommen.“
    „Das ist jammerschad' g'wesen. Hätten's ihn derwischt, so wär' ihm das Handwerk wohl für immer g'legt worden.“
    „Ganz gewiß. Es wäre um seinen Kopf geschehen gewesen. Der Mudir brennt darauf, ihn zu fangen. Ich belauschte den Sklavenjäger, als er bei den Seinen saß, und was glauben Sie wohl, was ich da hörte?“
    „Ich glaub' alles, was Sie g'hört haben.“
    „Er hatte schon längst einen Raubzug zu den Niam-niam geplant und war durch einen Boten unterrichtet worden, daß jetzt zwei Weiße, zwei

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