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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Naturforscher bei diesem Volk seien. Er schwor, diese beiden zu ermorden.“
    „Teufel! Da war gar ich und Ihr Bruder g'meint?“
    „Ja. Ich zweifelte zwar zunächst daran, weil ich glaubte, daß mein Bruder sich allein dort befinde; aber als ich aus seinem Brief ersah, daß er in Ihnen einen Gefährten gefunden hatte, da wurde es mir zur Gewißheit, daß Sie es waren, von denen man gesprochen hatte. Natürlich nahm ich mir vor, schleunigst aufzubrechen, um Abu el Mot zuvorzukommen. Der Mudir, dem ich die Angelegenheit vorstellte, versprach, mich zu unterstützen. Er wollte mir eine Anzahl Soldaten mitgeben, und dafür sollte ich ihm Abu el Mot senden, falls dieser in meine Hände fallen werde. Da ereignete sich am nächsten Morgen der Unfall mit dem Knaben, und aus Dankbarkeit für die Rettung desselben ging der Mudir noch über sein Versprechen hinaus. Kurze Zeit später kam diese Dahabiëh aus Khartum an, und er stellte sie mir zur Verfügung. Auch erhöhte er die Zahl der versprochenen Soldaten auf hundertfünfzig, welche unter einem Hauptmann mit mir gefahren sind. Sie haben diese Leute vorhin gesehen?“
    „Ja. Das Verdeck wimmelte von ihnen. Also diesen Abu el Mot wollen S' fangen! Das ist interessant, sehr interessant!“
    „Aber nicht ganz ohne Gefahr! Er ist ein gewissenloser und verzweifelter Bösewicht. Leider war ich, wenn ich das Schiff benutzen wollte, gezwungen, einen vollen Tag länger, als sonst der Fall gewesen wäre, in Faschodah zu bleiben. Dadurch erhielt Abu el Mot einen Vorsprung, welcher nur mit Anstrengung eingebracht werden konnte. Wir hatten günstigen Wind. Wir mieteten Schilluks und dann Nuehrs, die Dahabiëh von ihnen ziehen zu lassen, und doch war Abu el Mot, als wir Diakin erreichten, schon seit fast zwei Tagen fort. Ich erfuhr, daß er über dreihundert Nuehrs angeworben hatte, jedenfalls für den Raubzug zu den Niam-niam. In Diakin hatte er einen Sandal und einen Noqer gemietet. Es galt nun, wer schneller segelte, seine Fahrzeuge oder unsre Dahabiëh.“
    „Nun, wer war schneller?“
    „Bis jetzt er, denn wir haben ihn noch nicht eingeholt.“
    „Und wissen S' vielleicht, wie weit er Ihnen voran ist?“
    „Nein. Kann ich zu Lande einer Fährte folgen, so ersehe ich aus der Spur sehr leicht, wie nahe ich den Gesuchten bin. Das Wasser aber läßt keine solchen Zeichen zurück. Wir haben die möglichste Geschwindigkeit entwickelt. Wenn die Beschaffenheit des Ufers es erlaubt, so arbeiten wir am Zugseil; die Stoßstangen sind während des ganzen Tages in Tätigkeit, und da unser Fahrzeug ein vortrefflicher Segler ist, so vermute ich allerdings, daß wir dem Sklavenjäger ziemlich nahe sind.“
    Der Graue nickte vor sich hin. Ein unbestimmtes Lächeln spielte um seinen Mund, und seine Nasenspitze drehte sich herüber und hinüber, als ob sie etwas sagen möchte und doch nicht sagen dürfe. Endlich frage er:
    „Wo ist denn der Bote, den wir Ihnen g'sandt haben?“
    „Hier an Bord. Dieser ‚Sohn der Treue‘ ist zwar jung, aber ein außerordentlich brauchbarer Mensch. Ohne ihn wären wir noch weit zurück, denn er kennt den Nil und das Fahrwasser desselben so genau, wie ich meine Tasche kenne.“
    „Weil er mit seinem Freund Abd es Sirr sehr oft Fahrten abwärts g'macht hat, deren Zweck man nit derfährt.“
    „Wer ist dieser Abd es Sirr, dieser ‚Sohn des Geheimnisses‘?“
    „Das werden S' schon noch hören. Sagen S' mir vorher, wer denn eigentlich der Heiduck ist, der sich Ihren Freund und Adjutant nennt?“
    „Meinen Freund und Adjutanten? Ich habe keinen Adjutanten. Wen meinen Sie?“
    „Nun, den roten Puthahn, der sich aufbläht, als ob er die Klugheit nur so mit Schneeschippen ausg'löffelt hätt'.“
    „Ah, der Ungar? Der ‚Vater der elf Haare‘?“
    „Ja, dieser ist's.“
    „Ein ganz vortrefflicher Kerl!“
    „Wirklich?“
    „Gewiß! Er ist treu, aufopfernd, klug und sehr mutig. Denken Sie, er hat mit mir zwei Löwen erlegt!“
    „Das hat er mir freilich schon g'sagt, und ich bin begierig, zu derfahren, wie das g'schehn is. Aber auch klug soll er sein? Dafür möcht' ich ihn doch nicht gelten lassen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil man sich in seinen Quirlquatsch, wann er spricht, weder hinein- noch wieder 'rausfinden kann. Er will Latein verstehen und spricht doch a Deutsch, bei dem einem alle Zähne aus dem Mund springen möchten.“
    „So hat er also auch mit Ihnen schon angebunden? Er ist ein halbes Original und trägt sich mit der Marotte herum, ein

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