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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Rotbefrackte ein. Sein Gesicht war voller Pockennarben, und vielleicht war es eine Folge dieser Krankheit, daß sein Bart nur aus wenigen Haaren bestand, welche er aber steif gummiert hatte, daß sie wie Borsten nach den Seiten standen. Er verbeugte sich auf orientalische Weise und sagte: „Ich höre, daß du ein Effendi bist und mich sprechen willst. Was hast du mir zu sagen?“
    „Ich wollte gern wissen, woher die Dahabiëh kommt, auf welcher du gefahren bist.“
    „Sie kommt von Faschodah herauf.“
    „Ah! Hast du dich gleich von Faschodah aus auf diesem Schiff befunden?“
    „Ja.“
    „Wer sind die Passagiere?“
    „Lauter Soldaten.“
    „Sind keine Zivilisten dabei?“
    „Einige.“
    „Wer sind diese Leute?“
    „Vor allen Dingen ich!“
    „Du bist also nicht Soldat?“
    „Nein.“
    „Trägst aber doch Uniform?“
    „Weil es mir so beliebt und weil meine Reise eine kriegerische ist.“
    „Willst du mir deinen Namen sagen?“
    „Meinen eigentlichen Namen würdest du nicht aussprechen können. Gewöhnlich werde ich Abu el Hadascht scharin, ‚Vater der elf Haare‘, genannt. Bei mir befindet sich mein Kamerad Abu Dihk, der ‚Vater des Gelächters‘.“
    „Weiter niemand?“
    „Noch einer, ein großer Gelehrter und Effendi, dessen Freund und Adjutant ich bin.“
    „Wie heißt er?“
    „Abu 'l arba ijun, ‚Vater der vier Augen‘.“
    „Der vier Augen. So trägt er wohl eine Brille?“
    „Ja.“
    „Wo will er hin?“
    „Zu den Niam-niam, und vorher nach der Seribah, welche Abu el Mot gehört.“
    Bisher hatte der Deutsche gesessen; jetzt sprang er auf und rief: „Er ist ein Fremder, ein Deutscher, und heißt Schwarz?“
    „Das ist er, und so heißt er, ja. Kennst du ihn?“
    „Nein; aber ich kenne seinen Bruder, der ihm entgegengefahren ist. Also ist er da; er ist hier, er wird mit der Dahabiëh kommen?“
    „So ist es. Ich werde jetzt hinunter zur Mischrah gehen, um ihn zu empfangen.“
    „Ich begleite dich. Ich muß dort sein, wenn er aussteigt. Ich muß ihn begrüßen!“
    „So komm! Deine Begleitung ist mir nicht unangenehm.“
    Er sagte das in dem Ton eines Gönners, welcher sich in guter Stimmung befindet. Pfotenhauer nahm das ruhig hin. Sie verließen den Tokul und auch die Seribah, ohne von dem Torposten angehalten zu werden, und schritten zum Strom hinab. Dort stand der ‚Schnarcher‘ noch mit seinen Leuten. Das Boot, mit welchem der Deutsche gekommen war, lag am Ufer. Da es bequeme Sitze bot, setzten sich die beiden hinein.
    „Also du bist sein Freund und Adjutant! Seit wann denn?“ fragte der Graue.
    „Seit Faschodah. Wir lernten uns in der Wüste kennen, wo wir zwei Löwen töteten und die Homr besiegten, welche uns überfallen wollten. Er ist ein außerordentlich tapferer und gelehrter Mann.“
    „Das weiß ich.“
    „Und er tut nichts ohne mich!“ fügte der Kleine wichtig hinzu.
    „So! Dann seid ihr wohl recht vertraut miteinander?“
    „Außerordentlich! Wie zwei Brüder! Das versteht sich auch ganz von selbst, da auch ich Gelehrter bin.“
    „Du?“
    „Ja, ich! Glaubst du das?“
    „Ich glaube es, da du mir bis jetzt das Gegenteil noch nicht bewiesen hast.“
    „Das wird auch nie bewiesen werden. Bei meinem Latein nehme ich es mit jedem auf.“
    „Latein?“ fragte Pfotenhauer erstaunt. „Wie kommst du auf dieses Wort?“
    „Wort? Ich spreche ja die ganze lateinische Sprache!“
    „Unmöglich! Wo hättest du das gelernt?“
    „Bei dem berühmten Mathias Wagner, mit dem ich den ganzen Sudan bereist habe. Er war mein Landsmann.“
    „Landsmann? So viel ich weiß, war Wagner ein Ungar aus dem Eisenstädter Komitat!“
    „Das stimmt. Auch ich bin ein Magyar, aus Nagy Mihaly bei Ungvar. Doktor Schwarz ist ganz glücklich, in dieser abgelegenen Welt mit mir deutsch sprechen zu können.“
    „Was, du sprichst auch deutsch?“
    „Ausgezeichnet!“
    „Wirklich, wirklich? Das freut mich ungemein, denn ich bin auch ein Deutscher!“
    Der ‚Vater der elf Haare‘ fuhr freudig erschrocken auf und rief, indem er sich sofort der deutschen Sprache bediente: „Was? Wie? Ein Deutsches seinte Sie?“
    „Ja, freilich!“ antwortete der Graue in derselben Sprache.
    „Woher?“
    „Aus Bayern.“
    „O, das seinte schön, das seinte gut! Ich warr geweste auch in Land, bayrisches.“
    „So! Das g'freut mich halt außerordentlich, wann’s meine Heimat kennen.“
    „Ja, ich seinte geliebte in München, wo ich hatte trunkte Bier, Sedlmeirisches; ich hatt dazu

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