Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
dieses meines Leidens rechnen, wenn ich dich nicht mehr erblicke und für immer von dir geschieden bin.“
    „So mach dich von dannen und wage es nicht, mir jemals wieder unter die Augen zu kommen!“ schrie nun seinerseits der Kleine im höchsten Zorn. „Du bist Mismahri el Tabuht, der Nagel zu meinem Sarg, und es Sabab kabri, die Ursache meines Grabes. Seit ich dich kenne, gehe ich langsam ein, und der Ärger über dich frißt an den Knochen meines Lebens. Du hast meine Jugend gemordet und die Tage meines Alters im voraus verschlungen. Möge dir der Engel des Gerichtes dafür die Haut mit Nadeln bestecken, so dicht wie das Fell eines Pudelhundes!“
    „Und dich möge er an den elf Haaren deines Schnurrbartes aufhängen, gerade über demjenigen Schornstein der Hölle, aus welchen – – –“
    Er kam nicht weiter, denn der Slowak war in einem so hohen Grad zornig geworden, daß er sich bei der Erwähnung der elf Haare nicht länger zu beherrschen vermochte.
    „Uskut, dschidd ed dija w'esch schu'ub – halt den Mund, du Großvater der Dörfer und Völker!“ stieß er hervor. „Du sollst mich und meinen Schnurrbart sofort kennenlernen!“
    Indem er diese Drohung aussprach, warf er sich auf den Hadschi, um ihn bei der Gurgel zu fassen. In der Hitze des Wortgefechts hatten die beiden ihre ursprünglichen Standorte gewechselt. Der Kleine war avanciert und der ‚Vater des Gelächters‘ zurückgewichen, so daß er jetzt hart am Wasser stand, den Rücken demselben zugekehrt. Er wollte dem Angriff entgehen, tat einen Sprung nach rückwärts und verlor den Boden unter den Füßen.
    „Ja mußabi, rah nirrak – o Unglück, wir werden ertrinken!“ kreischte er auf und verschwand dann in der gerade hier sehr tiefen Flut.
    Es war ganz richtig, daß er nicht von sich allein, sondern in der Mehrzahl gesprochen hatte, denn der Kleine befand sich in derselben Gefahr. Er hatte zu kräftig ausgeholt und flog nun, da der andere ihm ausgewichen war, über das Ufer hinaus und gleichfalls in das Wasser hinein, welches über den beiden hoch aufspritzte.
    Die Soldaten schrien vor Schreck, als ob sie selbst hineingefallen seien. Es handelte sich weniger um den Tod des Ertrinkens als vielmehr um die Gefahr, welche seitens der Krokodile drohte, von denen der Maijeh wimmelte. Die anwohnenden Völkerschaften des Nils sind meist gewandte Schwimmer, die Soldaten ebenso; das Wasser an sich bringt ihnen also keine Gefahr, aber vor den in demselben lebenden Ungetümen haben sie sich zu hüten.
    Darum schauten die Asaker zunächst nicht nach der Stelle, an welcher die beiden im Wasser verschwunden waren, sondern über die ganze sichtbare Fläche desselben, ob da sich vielleicht ein Krokodil sehen lasse. Und wirklich lagen abwärts auf einer kleinen Landzunge mehrere dieser Tiere, welche die Köpfe erhoben. Das Geschrei der Soldaten schüchterte sie so ein, daß sie nicht in das Wasser gingen. Es kommt häufig vor, daß ein Saurier, selbst wenn er hungrig ist, sich von den Stimmen vieler Menschen einschüchtern läßt.
    Jetzt tauchte der Kleine auf; er war mit dem Wasser gut vertraut und blickte sich ängstlich um, zunächst nach Krokodilen und dann nach dem ‚Vater des Gelächters‘. Als er diesen nicht sah, rief er erschrocken aus: „Ma hai hu; wain fi jah – er ist nicht da; wo befindet er sich?“
    „Ba'd taht el moi – noch unter dem Wasser“, wurde ihm geantwortet.
    „O Allah, so geht ihm die Luft aus, und er muß elendiglich ertrinken.“
    Der Streit war vergessen, und er tauchte unter, um seinen Freund zu suchen. Einen Augenblick später erschien der ‚Vater des Gelächters‘ auf der Oberfläche und rief: „Wo ist der ‚Vater der elf Haare‘? Ich sehe ihn nicht.“
    „Er ist wieder hinunter, um dich zu suchen“, lautete die Antwort.
    „Der Gute, der Freundliche, der Vortreffliche! Er wird sich mir zuliebe den Tod holen. Ich muß zu ihm hinab!“
    Er tauchte wieder nieder, und im nächsten Augenblick erschien der Slowak. Als er den andern auch jetzt noch nicht erblickte, schrie er auf: „Er ist tot! So lange hält es kein Mensch unter dem Wasser aus. Er ist erstickt; aber ich muß wenigstens seinen Leichnam retten!“
    „Bleib oben!“ wurde ihm gesagt. „Er war soeben da und ging wieder hinab, um nach dir zu suchen.“
    „Der Brave, der Liebe, der Herrliche! Aber ich darf ihn nicht verziehen lassen, sonst bekommen ihn die Krokodile.“
    Er verschwand auf neue; dann später erschienen zwei triefende Köpfe

Weitere Kostenlose Bücher