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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geraten, daß ihr sie nicht schneller bewegen könnt! Ich stehe nun über eine Stunde bei dem Ungeheuer, um nicht zu dulden, daß ihm das Leben wiederkehrt. Wäre es erwacht und davongelaufen, so hätten alle meine Bitten und Vorstellungen nicht vermocht, es in Güte zurückzuhalten. Ist es nicht genug, daß ich es für euch erschossen habe! Soll ich es auch noch auf den Rücken nehmen, um es euch zuzutragen?“
    „Wie? Du hast es geschossen?“ fragte der ‚Vater des Gelächters‘.
    „Ja. Wer denn sonst?“ antwortete der Kleine stolz.
    „Ein andrer. Die Kugel deines Baruhdi er rad ist zwar sehr groß, aber ein solches Loch vermag sie doch nicht zu reißen. Das kann nur eine Rßaß scharmat gewesen sein, und ich weiß, daß nur der ‚Vater des Storches‘ solche Kugeln besitzt; er also hat das Tier getötet, und nicht du bist es gewesen.“
    Während die Soldaten sich, ohne auf die Worte der beiden zu achten, mit ihren langen Messern über das Nilpferd hermachten, fuhr der Kleine seinen Freund zornig an: „Schweig! Bist du etwa dabeigewesen? Dein Maul ist zwar so groß wie dasjenige dieses Ungeheuers; aber dein Gehirn ist so gering und klein, daß keine Ameise sich daran zu sättigen vermöchte. Hast du denn nicht meine Flinte krachen hören?“
    „Wir vernahmen zwei Schüsse und erwachten davon. Da Sihdi Aswad und der ‚Vater des Storches‘ fehlten, so wußten wir sofort, daß diese beiden geschossen hatten. Nun willst du mir weismachen, daß du es gewesen bist. Das kannst du zwar bei einem anderen versuchen, aber nicht bei einem, der alle Dörfer und Völker, alle Städte und Menschen der Erde kennt!“
    „Sprich ja nicht von deinen Menschen und Dörfern! Ich glaube nicht einmal, daß du den Ort kennst, an welchem die Menschen vor Schreck davonliefen, als sie dein neugeborenes Gesicht erblickten. Ich aber kenne alle Sprachen der Welt und die lateinischen Wissenschaften. Mein Kopf kann aufgeschlagen werden wie ein Buch, in welchem alles steht, und wenn ich will, geht mein Verstand auf über die Unwissenden wie die Sonne, welcher nichts in der weiten Schöpfung gleicht.“
    „Schu hahalk, uskut – welch ein Geschwätz! Verstumme!“ schrie der ‚Vater des Gelächters‘ wütend, wobei er ein Gesicht zog, als ob er vor lauter Wonne überströmte. „Als mein Gesicht zum erstenmal auf Erden erschien, da jubelte nicht nur die Sonne, sondern das ganze Firmament. Kennst du meinen Namen und weißt du, wer ich bin? Ich heiße Ali Ben Hadschi Ishak al Faresi Ibn Hadschi Otaiba l' Ascher Ben Hadschi Marwan Omar el Gandesi Hafid Jacub Abd' Allah el Sandschaki. Dein Name aber lautet nur Uszkar Istvan. Kann er sich neben dem meinigen sehen und hören lassen?“
    „Jawohl! Dein langer Name ist nichts weiter als ein Bandwurm, von dem man froh ist, wenn er glücklich mit Kopf und Schwanz entfernt worden. Der meinige aber ist voller Kraft, Klang und Wohllaut, und jeder, der ihn vernimmt, freut sich der Musik desselben. Und wie der Name, so der Mann. Während du noch schliefst und durch dein Schnarchen das Weltall erzürntest, war ich bereits wach, um mit dem Riesen der Tierwelt zu kämpfen. Schau her an den Unterkiefer! Siehst du das Loch in der Haut? Meine Kugel ist da so stark aufgetroffen, daß das Tier die Maulsperre bekommen hat und weder ein Glied zu rühren noch ein vernünftiges Wort zu reden vermochte. Nur durch diese meine Kugel ist es zu seinen Vätern und Ahnen versammelt worden, und nun sage mir, ob jemals du so etwas fertiggebracht hast oder fertigbringen wirst!“
    „Mit größter Leichtigkeit!“ antwortete der ‚Vater des Gelächters‘. „Ruf nur ein Flußpferd herbei, und du sollst sofort sehen, welchen Schreck ich demselben einjagen werde.“
    „Das glaube ich freilich, denn es braucht nur dein Gesicht zu sehen, so rennt es augenblicklich davon.“
    „Sprich nicht von meinem Gesicht!“ rief der Hadschi wütend. „Wer ist denn schuld daran, als nur du allein?“
    „Ich?!“
    „Ja, nur du! Mein Gesicht war eine Perle der männlichen Schönheit. Meine Züge glänzten wie die Anfangsworte des Koran; meine Augen strahlten in Kraft und Milde, und meine Wangen leuchteten wie die Morgenröte, bevor ich dich erblickte. Da kamst du, und als ich dich sah, ging mir das Entsetzen wie ein Erdbeben durch alle meine Glieder, und so oft mein Auge auf dir ruht, ergreift mich dieselbe Herzensangst, die mich so plötzlich um den Inbegriff alle meiner Vorzüge gebracht hat. Ich kann erst dann auf Heilung

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