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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fällt es mir auch ein, wo ich ihn kennengelernt habe. Es ist mir ganz so, als ob mir dieser Mann einen großen Dienst erweisen könne.“
    „So denke weiter nach. Allah wird dich auf das Richtige führen. Auch ich werde mir Mühe geben.“
    „Du? Wie könntest du finden, was ich selbst vergeblich suche!“
    „Wenn Allah es will, so finde ich es leichter und schneller als du. Da kommen sie zurück und bringen zwei Reiter mit. Ich an deiner Stelle würde den Mann fragen, wie er heißt.“
    „Ja, daran dachte ich auch bereits; aber es kommt so häufig vor, daß man den Namen wechselt. Ich werde es aber dennoch versuchen.“
    Er stand auf, trat vor und fragte, als Schwarz und der Scheik vorüber wollten, den letzteren: „Herr, würdest du mir wohl deinen Namen nennen? Ich bin noch jung und soll eigentlich warten, bis ich vom Alter angeredet werde; aber Allah wird dir die Erfüllung meiner Bitte vergelten.“
    „Jawohl, will ich ihn dir nennen“, antwortete der Scheik. „Ich heiße Abu w.“
    Abd es Sirr drehte sich, nachdem er gedankt hatte, zu seinem Freund um und sagte enttäuscht: „Das war der Name nicht, den ich meine.“
    „So ist es auch der richtige Mann nicht“, meinte Ben Wasa.
    „Er ist es ganz gewiß; dieses halbe Gesicht habe ich schon einmal gesehen, und zwar als es noch nicht geheilt war; ich muß damals ein noch kleiner Knabe gewesen sein.“
    „Bei uns ist es zwar nicht so; aber nicht wahr, die arabisch sprechenden Menschen wählen den Namen nach der Eigenschaft, welche man besitzt?“
    „Ja, oft ist es so.“
    „Nun, weiß du, wie ich diesen Mann nennen würde?“
    „Wie?“
    „Abu en Nuhß el Wihsch.“
    Da schlug der ‚Sohn des Geheimnisses‘ die Hände zusammen und schrie auf: „Hamdullillah, ich hab's, ich hab's! Ja, du hattest recht; Allah hat es dir eher gesagt als mir. Du nennst diesen Mann ‚Vater des halben Gesichtes‘; aber sein Name war damals noch nicht so lang; er hieß nur Abu en Nuhß ‚Vater der Hälfte‘. Ich hab's, ich hab's! Allah und allen Propheten sei Dank!“
    „Es freut mich, daß ich dir habe helfen können; aber ist es dir denn nun auch eingefallen, wo du diesen Namen gehört und also den Mann gesehen hast?“
    „Ja, ich weiß es, ich weiß es. Er kam blutüberströmt in unser Zelt, und die Mutter reinigte und verband es ihm. Dann lag er lange, lange Zeit krank bei uns. Er nahm mich oft zu sich auf das Lager und plauderte gern mit mir. Er scherzte viel, und ich mußte ihn immer nur den ‚Vater der Hälfte‘ nennen, weil er nur noch das halbe Gesicht hatte. Das war, wie vieles andre auch, ganz aus meinem Gedächtnis entschwunden und ist nun bei seinem Anblick wieder zurückgekehrt. O Allah, Allah, ich werde mit ihm über meine Heimat und meine Mutter reden können!“
    „Wenn er es wirklich ist!“
    „Er ist's, er ist's; ich gehe zu ihm. Er kann kein andrer sein als Abu en Nuhß. Ich gehe hin!“
    Er wollte fort, hatte aber gar nicht nötig, sich von seinem Platz zu entfernen. Seine Worte waren rundum gehört und auch von dem Scheik vernommen worden. Dieser kam herbei und fragte: „Ich höre, daß du den Namen Abu en Nuhß nennst. Wen meinst du damit?“
    „Dich, Herr“, antwortete der ‚Sohn des Geheimnisses‘. „Ist das nicht dein Name?“
    „Nein, aber zu einer gewissen Zeit wurde ich im Scherz so genannt, von einem kleinen Knaben, dessen Gesellschaft mir meine Leiden erleichterte und meine Schmerzen milderte.“
    „Wo war das? Sag es mir, so sag es schnell.“
    Schwarz und Pfotenhauer waren auch herbeigekommen, und noch andre kamen, um zu hören, was hier so erregt verhandelt wurde.
    „Das war zu Kenadem im Land Dar Runga!“
    „Kenadem, o Kenadem!“ jubelte Abd es Sirr auf.
    „Kennst du es denn?“ fragt der Scheik.
    „Nein, doch ich bitte dich um Allahs willen, antworte mir weiter, obgleich ich so viel jünger bin als du! Wie kamst du damals nach Kenadem?“
    „Ich hatte ein Gelübde getan, das Grab des berühmten Marabus von Tundzur zu besuchen. Der Weg war weit, sehr weit, aber ich kam glücklich an das Ziel und brachte meine Gebete dar; dann reiste ich, von meinen Sünden frei, zurück; aber zwischen dem Rahat-Gerasi-See und Kenadem wurden wir Pilger von der Raubkarawane überfallen. Einige von uns wehrten sich; ich befand mich unter ihnen. Wir wurden niedergehauen, und ich erhielt einen Säbelhieb in das Gesicht, welcher mir nicht nur die Nase raubte, sondern auch die Wange und das halbe Kinn abschälte. Allah nahm meine

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