26 - Die Sklavenkarawane
Schmerzensgeschrei aus und begann dann wie betrunken zu wanken.
„Auch der hat genug“, rief Pfotenhauer. „Jetzt schnell hinter starke Bäume. Rasch, rasch!“
Er rannte, noch während er diese Worte ausstieß, fort, dem Waldrand zu, und die anderen folgten ihm augenblicklich, nur Abd es Sirr und Ban Wafa ausgenommen, welche sich niederlegten und in dem Gras zu verstecken suchten.
„Warum fliehen?“ fragte der ‚Vater des Gelächters‘, als er nun in der Nähe Pfotenhauers hinter einem Baum stand. „Wir haben doch gesiegt!“
„Seht da nach rechts hinüber; sie kommen schon“, antwortete der Gefragte. „Ladet schnell die abgeschossenen Läufe wieder! Die Weibchen werden ihre Jungen rächen wollen!“
Er hatte recht. Die Mütter hatten das Geschrei des von Schwarz getroffenen Jungen gehört, die Verfolgung aufgegeben und waren schnell umgekehrt. Sie rannten trompetend der betreffenden Stelle zu. Dort angekommen, fand eine jede gleich ihr Kind heraus. Die Mütter der Gefallenen untersuchten ihre Jungen mit den Rüsseln. Die Mutter des tödlich getroffenen betastete die Wunde ihres Lieblings, streichelte denselben zärtlich und stellte sich eng neben ihn, Seite an Seite, um ihn zu halten und vor dem Umfallen zu bewahren. Ihre Liebkosungen und Anstrengungen waren vergeblich; das Junge neigte sich mehr und mehr zur Seite und fiel dann tot nieder. Nun ging eine Mutter zur anderen, um deren Kind auch zu betrachten und zu untersuchen. Sie erkannten, daß die Jungen tot seien, erhoben die Rüssel und stießen klagende Trompetentöne aus.
„Nun kommt die Rache“, sagte Pfotenhauer. „Sie werden uns wahrscheinlich aufsuchen.“
„Mir ist es ganz so, als ob wir Strafe verdient hätten“, antwortete Schwarz. „Sehen Sie den Schmerz dieser Mütter! Er ist ergreifend, und wer ein Herz hat, dem muß es wirklich leid um sie tun.“
„Ja, da kommt halt das deutsche G'müt zum Vorschein. Der Mensch ist das schlimmste Raubtier, was es geben kann. Aber schaun S'! Haben S' g'sehen?“
Er deutete nach der Elefantengruppe.
„Ja. Die eine Mutter ist hinten niedergesunken und trompetet noch kläglicher.“
„Und jetzt bricht die andre auch zusammen. Ah, ich weiß, was es ist. Wissen Sie's auch?“
„Sollte der ‚Sohn des Geheimnisses‘ etwa – – –?“
„Ja, der ist's, und Ben Wafa mit ihm. Das sind mutige Jungens. Sie haben sich an die Tiere g'schlichen und ihre Messern in G'brauch genommen. Jetzund müssen wir hinaus, sonst kommen s' noch gar in G'fahr. Auch dürfen wir die armen Tiere nit allzulang leiden lassen.“
Die beiden Jünglinge hatten sich so gut im Gras versteckt gehabt, daß sie von den zurückkehrenden weiblichen Elefanten nicht gesehen worden waren. Sie schlichen, als diese bei den Jungen angekommen waren, sich von hinten an sie heran, was mit keiner großen Gefahr für sie verbunden war, da die Aufmerksamkeit der Mütter sich ausschließlich auf ihre Jungen richtete. Ungefähr bis auf zehn Schritt herangekommen, zog Ben Wafa seine Kulbedah, ein stark gekrümmtes, sichelförmiges und schweres Messer, welches eine sehr gefährliche Waffe ist und sowohl zum Schlagen als auch zum Werfen in Anwendung kommt, sprang auf den ersten Elefanten ein und zerhieb ihm mit zwei schnellen Hieben die Flechsen der Hinterfüße. Dann schlich er sich an das dritte Tier und brachte demselben seine lähmenden Streiche gerade dann bei, als das zweite unter denen seines Freundes auch zusammenbrach.
Die vor Schmerz und Wut brüllenden Elefanten drehten sich zwar nach ihren Peinigern um, versuchten auch, rutschend zum Angriff gegen sie vorzugehen, konnten sie aber nicht erreichen.
Es war ein Anblick wirklich zum Erbarmen. Glücklicherweise kamen jetzt die Weißen herbei und machten den Leiden der Tiere durch einige wohlgezielte Kugeln ein Ende.
„So, jetzt fühlen s' nix mehr“, sagte Pfotenhauer, indem er sein abgeschossenes Gewehr wieder lud. „Ist das a Jagd und aan Erfolg! Sechs Elefanten in kaum fünfzehn Minuten!“
„Eigentlich ein ganz unnützes Morden!“ bemerkte Schwarz.
„Warum?“
„Weil wir diese Massen von Fleisch gar nicht brauchen können. Und Stoßzähne haben weder die Weibchen noch die Jungen.“
„Ich bin halt andrer Meinung. Es kann sogar vorkommen, daß wir das Fleisch sehr gut gebrauchen können. Wir wissen ja nit, ob wir auf unsrem Zug für alle ausreichend Essen finden.“
„Pah! Ich schätze jedes Weibchen zu achttausend und jedes Junge zu zweitausend Pfund; ein
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