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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Da erblickte er die kleine, bewegungslose Männergruppe und setzte sich gegen sie in Bewegung, nicht etwa langsam laufend, sondern mit einer Schnelligkeit, welche selbst dem besten Rennpferd Trotz geboten hätte.
    „Rettet euch in den Wald und auf die Bäume!“ schrie Pfotenhauer. „Bei diesen Sprüngen ist vom sichern Zielen und Schießen keine Rede.“
    Jetzt kamen die Beine der sonst so furchtlosen Männer in ungewöhnliche Bewegung. Der ‚Vater der elf Haare‘, der kleinste von ihnen, brachte die größten und weitesten Sätze fertig. Er rannte nicht, o nein, sondern er schnellte sich förmlich vorwärts. Dabei rief er in deutscher Sprache: „Herr Doktor, schießte auf Elefant, schießte doch, schießte! Wenn Elefant uns auffangte mit Zahn seinigem, so fliegte wir in Luft atmosphärige, und seinte zerschmetterte Knochen, unsrige und ganze! Schießte schnell, schießte schnell!“
    Der nächste hinter ihm war sein Freund, der ‚Vater des Gelächters‘. Er machte Sprünge wie ein Panther und brüllte dabei in einem Atem: „O Allah! O Vorsehung! O Ewigkeit! Er wird mich packen, der Elefant, der Verfluchte, der Ungläubige! Möge er vorher in die Hölle stürzen, da, wo sie am tiefsten ist und immer noch ein weiteres, separates Loch nach unten hat!“
    Der Sudanese kann absolut nicht schweigen; er muß sprechen, und er muß schreien, selbst wenn dies zu seinem größten Schaden ist.
    Auch Abd es Sirr und Ban Wafa ließen ihre Stimmen hören, vielleicht in der Absicht, den Elefanten von sich abzuschrecken. Sie rannten mehr nach rechts, während das Tier der geraden Linie folgte, welche von dem Slowaken und seinem Freunde eingeschlagen worden war. Die andern hatten eine Schwenkung nach links gemacht. Sie bemerkten, daß sie das Tier nicht mehr hinter sich hatten, und hielten an.
    „Meiner Six, so bin ich im Leben noch nit g'rannt!“ sagte Pfotenhauer aufatmend. „Wann wir stehengeblieben wären, so hätten unsre Kugeln der Bestie nix g'schadet, wir aber wären von ihr alle mit'nander zerstampft und zertreten worden. Dort rennt sie auf das Dickicht los. Sie hat es auf den Kleinen und auf den Großvater der Städte und Völker abgesehen. Machen wir schnell, daß wir nachkommen, um den beiden beizuspringen!“
    „Halt!“ hielt Schwarz ihn zurück. „Nur nicht unvorsichtig! Sehen Sie, daß die Kerls soeben das Gebüsch erreicht haben? Sie finden sichere Deckung in demselben und sind also gerettet. Wir aber würden uns in Gefahr begeben, dem umkehrenden Tier zu begegnen. Wenn wir folgen wollen, so müssen wir es von der Seite her tun und dürfen uns nicht von dem Elefanten sehen lassen. Kommen Sie!“
    Jetzt hatte auch der ‚Herumtreiber‘ das Gebüsch erreicht. Er brach in dasselbe ein, als ob er nur Gras unter den Füßen habe. Dabei bog er Stämme von der Stärke eines Mannesschenkels auseinander oder brach sie ab. Der ‚Vater der elf Haare‘ hörte das gewaltige Knacken und Prasseln hinter sich. Er glaubte, der Elefant sei ihm ganz nahe, wagte sich nicht umzusehen und rannte immer geradeaus. Da blieb er mit dem Fuß an einem Schlinggewächs hängen und stürzte nieder. Er raffte sich schnell wieder auf und schoß vorwärts – fast in das tiefe Wasser des Maijeh hinein, an dessen Ufer er sich befand. Neben sich sah er den gewaltigen Stamm eines Baumes. Emporblickend, bemerkte er die Füße seines Freundes. Er tat einen Sprung nach oben, erfaßte den Ast und schwang sich hinauf. Von da zum nächsten Ast war es nicht weit; er erreichte auch diesen und wollte noch weiter empor, denn er befand sich nur so hoch, daß der Elefant ihn sehr leicht erreichen konnte, mußte aber darauf verzichten. Der Baum hatte nämlich durch Blitzschlag seine Krone verloren; es gab nur drei Äste, und der dritte war abgebrochen und bestand nur aus einem Stumpf, auf welchem nur eine Person Platz finden konnte. Da saß der Hadschi und zog ein Gesicht, als ob er sich im siebenten Himmel Mohammeds, nicht aber in Lebensgefahr befinde.
    „O Allah, was soll ich tun?“ rief der Kleine. „Konntest du nicht einen anderen Baum wählen! Alle übrigen sind höher und haben mehr Äste. Das Tier wird mich hier abpflücken wie eine reife Traube!“
    „Wer hat dich geheißen, mir nachzuklettern?“ grinste der andre von oben herab. „Ich bin sicher. Bis herauf zu mir reicht der Rüssel nicht.“
    „Aber bis zu mir! O Allah, Allah, was soll ich tun? Er kommt; er ist da, er ist da!“
    Seine Angst war groß und auch gar wohlbegründet,

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