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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seinem Land sehr hohen Wert besitzen. Siehst du das nicht ein?“
    „Ja, Allah und du, ihr beide erleuchtet mich“, spottete der Mann.
    „Ich habe darum daran gedacht, sie ihm abzunehmen und dann nach Khartum zu verkaufen. Man könnte dort einen guten Preis erzielen. Und hast du ferner nicht beobachtet, was er noch weiter bei sich hat?“
    „Ja, eine ganze Ladung von Stoffen und Zeug, Glasperlen und anderen Gegenständen, mit denen man bei den Negern viel Elfenbein und viele Sklaven eintauschen könnte.“
    „Und weiter!“
    „Weiter weiß ich nichts.“
    „Weil deine Augen verdunkelt sind. Sind seine Waffen, seine Ringe, seine Uhr nichts wert?“
    „Sehr viel sogar. Und dann hat er ein Ledertäschchen unter seiner Weste. Ich sah, als er es einmal öffnete, große Papiere darin mit fremder Schrift und einem Stempel. Ich habe einmal in Khartum bei einem reichen Kaufmann so ein Papier gesehen, und da erfuhr ich, daß man sehr, sehr viel Geld bekommt, wenn man dieses Papier demjenigen gibt, dessen Namen darauf geschrieben steht. Diese Papiere werde ich bei der Teilung beanspruchen, dazu seine Waffen, seine Uhr und alles, was er bei sich trägt, auch die Kamellast mit dem Zeug und den Tauschsachen. Wir werden dadurch reich werden. Das andre alles, die Kamele mit der Sammlung der Tiere und Pflanzen aber wird Abu el Mot bekommen.“
    „Wird er damit einverstanden sein?“
    „Ja, er ist bereits darauf eingegangen und hat mir sein Wort gegeben.“
    „Und wird er gewiß kommen? Heute ist der letzte Tag. Der Giaur hat uns gemietet, ihn auf unsern Kamelen nach Faschodah zu bringen. Kommen wir morgen dort an, so ist es aus mit unserem Plan, denn er wird ohne uns Weiterreisen.“
    „Er wird nicht dort ankommen. Ich bin überzeugt, daß Abu el Mot uns auf dem Fuße folgt. Heute in der Nacht, kurz vor dem Morgengrauen, soll der Überfall geschehen. Zwei Stunden nach Mitternacht soll ich sechshundert Schritt weit gerade westwärts von dem Brunnen gehen und den Alten dort finden.“
    „Davon hast du uns noch nichts gesagt. Wenn ihr euch in dieser Weise besprochen habt, so kommt er sicherlich, und die Beute wird unser. Wir sind Beni Arab, wohnen in der Wüste und leben von ihr. Alles, was auf ihr lebt, ist unser Eigentum, also auch dieser räudige Giaur, der sich nicht einmal mit verneigt, wenn wir zu Allah beten.“
    Damit hatte er die allgemeine Ansicht der Wüstenbewohner ausgesprochen, welche den Raub für ein so ritterliches Gewerbe halten, daß sie sich dessen sogar öffentlich rühmen.
    Während dieses Gespräches hatten sie ihre Tiere in Bewegung gesetzt, um dem Fremden nachzufolgen. Als sie ihn erreichten, ahnte er nicht, daß sein Tod eine von ihnen fest beschlossene Sache sei. Er hatte seine Aufmerksamkeit nicht auf sie, sondern auf einen ganz andern Gegenstand gerichtet. Plötzlich rief er seinem Kamel ein lautes „Khe khe!“ zu, das Zeichen zum Anhalten und Niederknien. Es gehorchte, er stieg aus dem Sattel und griff nach seinem Gewehr.
    „Allah!“ rief der Scheik. „Gibt es einen Feind?“
    Dabei blickte er sich ängstlich nach allen Seiten um.
    „Nein“, antwortete der Reisende, indem er in die Luft deutet, „es gilt nur einem dieser Vögel.“
    Die Araber folgten mit ihren Augen seinem Fingerzeig. „Das ist ein Hedj mit seiner Frau“, sagte der Scheik. „Gibt es ihn nicht auch in Eurem Lande?“
    „Ja, aber von einer andern Art. Er wird bei uns Weihe, Corvus, genannt. Ich will auch einen Hedj haben.“
    „Du willst ihn schießen?“
    „Ja.“
    „Das ist unmöglich, das bringt kein Mensch fertig, mit dem besten Gewehr nicht!“
    „Wollen sehen!“ lächelte der Fremde.
    Die beiden Weihen waren der Karawane nach Art der Raubvögel gefolgt, immer gerade über derselben schwebend. Sie senkten sich jetzt, als die Reiter hielten, langsam weiter nieder, indem sie hintereinander eine regelmäßige Spirale beschrieben. Der Fremde setzte die Brille zurecht, stellte sich mit dem Rücken gegen die Sonne, um nicht geblendet zu werden, zielte einige Sekunden lang, mit der Mündung des Hinterladers dem Flug der Vögel folgend, und drückte dann ab.
    Das voranfliegende Männchen zuckte, legte die Flügel zusammen, spannte sie wieder auf, aber nur für wenige Augenblicke, dann konnte er sich nicht mehr in der Luft halten; er stürzte zur Erde nieder. Der Fremde eilte der Stelle zu, an welcher der Vogel lag, hob ihn auf und betrachtete ihn. Die Araber kamen herbei, nahmen ihm den Hedj aus der Hand und

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