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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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rannten in den Wald hinein, um sich dort zu verstecken. Freilich mußten sie sich sagen, daß dies vergebens sei, da Abd el Mot jedenfalls einen oder mehrere Hunde bei sich hatte. Sie suchten das Ufer des Flusses auf. Lieber wollten sie ertrinken, als sich ergreifen lassen. Da aber sahen sie die ekelhaften Köpfe von Krokodilen aus dem Schlamm ragen. Nein, doch lieber gefangen und erschlagen, als von diesen Scheusalen zerrissen und verschlungen! Sie huschten, so schnell es ihre Kräfte erlaubten, weiter.
    Da begann Tolo, welcher zwar scharfsinniger und klüger, aber körperlich schwächer als Lobo war, zu wanken.
    „Tolo kann nicht weiter!“ klagte er keuchend.
    „Lobo wird dich halten“, antwortete sein Gefährte.
    Er legte den Arm um ihn und zog ihn mühsam weiter.
    „Rette dich allein!“ bat Tolo. „Sie mögen Tolo finden, und du wirst entkommen.“
    „Nein. Du mußt lieber gerettet werden als Lobo. Du bist klüger und wirst dich leichter nach Ombula finden, um sie zu warnen.“
    So ging es eine kleine Strecke weiter, bis Tolo stehenblieb.
    „Der gute Scheik im Himmel will es nicht haben, daß wir leben sollen“, sagte er. „Er will uns zu sich rufen. Tolo kann nicht mehr gehen; er muß hier liegenbleiben.“
    „So wird Lobo dich tragen.“
    Der selbst furchtbar ermattete Neger nahm den Freund auf seine Arme und trug ihn fort; aber kaum war er zwanzig Schritt gegangen, so konnte er selbst nicht mehr. Er legte den Kameraden sanft auf die Erde nieder, blickte trostlos umher und klagte: „Das Leben ist zu Ende. Bist du wirklich überzeugt, daß es da oben bei den Sternen einen guten Scheik gibt, der uns liebhat und bei sich aufnehmen wird?“
    „Ja, das ist wahr“, antwortete Tolo. „Man muß es glauben.“
    „Und wenn man gestorben ist, lebt man bei ihm?“
    „Bei ihm und seinem Sohn, um niemals wieder zu sterben.“
    „So ist er besser, viel besser als der Allah der Araber, welche nur Sklaven machen wollen und uns töten werden!“
    „Sei ruhig! Er wird es sehen, wenn wir sterben, und herabsteigen, um uns hinauf zu sich zu holen.“
    „Lobo würde wohl gern sterben, denn er hat keine Verwandten mehr, bei denen er sein kann; aber der Tod ist gar so schlimm: hier die Krokodile und dort Abd el Mot, der Araber. Wer ist böser, sie oder er?“
    „Es ist eins so schlimm wie das andre, das Krokodil wie der Araber, denn beide glauben nicht an den großen Scheik und seinen Sohn, der für alle Menschen gestorben ist, um sie zu erretten.“
    „Wenn Lobo dich dadurch erretten könnte, würde er sich nicht weigern, sofort zu sterben!“
    „Du kannst mich nicht retten; wir sind verloren. Ich weiß noch den Anfang des Gebets, welches man sprechen muß, bevor man stirbt. Tolo wird ihn dir sagen, und du mußt ihn nachsprechen, dann kommen wir beide zu dem großen Scheik. Sage also: ‚Ja abana iledsi fi ssemavati jaba haddeso smoka‘! (Vater unser, der du bist in dem Himmel, geheiligt werde dein Name.)“
    Er hatte die Hände gefaltet und blickte zu dem Genossen auf. Dieser legte seine Hände auch zusammen und sprach die Worte nach, doch nur in halber Andacht, wenn auch mit vollem Glauben an die Wirkung derselben. Dabei schweiften seine Augen suchend umher, und als er „haddeso smoka“ sagte, leuchteten seine treuen Augen auf, als ob er etwas Gesuchtes gefunden habe. Er fuhr gleich fort: „Wenn der Sohn des großen Scheiks gestorben ist, um die Menschen zu retten, sollen wir es wohl auch tun?“
    „Ja, wenn wir es können.“
    „Und wenn Lobo dich retten könnte, was würdest du tun?“
    „Tolo würde sich nicht von dir retten lassen, sondern lieber selbst sterben.“
    „Aber wenn nur einer von uns beiden gerettet werden könnte, wenn der andre für ihn stürbe, so müßtest doch du es sein, der leben bleibt!“
    „Nein, sondern du!“
    „Vielleicht können wir beide entkommen?“
    „Wie denn?“
    „Siehst du diesen Subakh und den Lubahn, welche hier nebeneinander stehen? Ihre Äste sind eng miteinander vermischt, und das Laub ist noch so dicht, daß man zwei Menschen, welche da oben sind, gar nicht sehen kann. Wir wollen uns hinauf verstecken!“
    Der Subakh ist ein mittelgroßer, schöner Baum mit dichten Zweigen und saftig grünen, in lange Zipfel ausgezogenen Blättern. Der Lubahn wächst noch höher; aus ihm wird der afrikanische Weihrauch gewonnen.
    Beide eng nebeneinander stehende Bäume bildeten eine einzige große und dichte Krone, daß sich zwei Menschen, zumal Schwarze, allerdings gut

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