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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in derselben verbergen konnten, ohne von unten gesehen zu werden.
    „Tolo ist zu schwach, um hinaufzuklettern“, antwortete der andre.
    „Lobo wird dich heben; dann kannst du den untersten Ast fassen. Versuche es einmal!“
    Er nahm seine letzten Kräfte zusammen und hob den Freund empor. Tolo, welcher nicht ahnte, daß Lobo den eines gläubigen Christen würdigen Gedanken gefaßt hatte, sich für ihn zu opfern, ergriff den Ast und kam glücklich auf denselben zu sitzen.
    „Noch höher!“ sagte Lobo. „Man sieht dich noch. Noch drei, noch vier Äste höher. Dort aber setzt du dich nieder und umfängst den Stamm, um dich festzuhalten!“
    Tolo kroch weiter hinauf, machte es sich bequem und sagte dann:
    „Nun komm auch du herauf!“
    „Gleich, aber horch!“
    Man hörte menschliche Stimmen und dann auch das Heulen eines Hundes. Es war blutgieriges Geheul.
    „Sie kommen, sie sind da! Schnell herauf zu mir!“ warnte Tolo voller Angst.
    „Nun ist's zu spät“, antwortete Lobo. „Sie würden mich sehen. Ich muß mir ein andres Versteck suchen.“
    „Dann rasch, aber rasch!“
    Doch Lobo blieb stehen und sagte mit unterdrückter Stimme: „Lobo hat gehört, daß ein solcher Hund, wenn er Blut gekostet hat, sofort den Geruch verliert. Dieser Hund soll Blut bekommen, damit er dich nicht riecht. Sei aber still!“
    Ehe Tolo antworten und Einspruch erheben konnte, huschte der wackere Neger fort, nach einem andern Baum, um nicht an demjenigen gesehen zu werden, auf welchem Tolo saß. Das Geheul des Hundes ließ sich in großer Nähe hören. Pferde schnauften, und Menschen riefen einander zu.
    Lobo entfernte sich noch mehr von den beiden Bäumen und stellte sich so auf, daß er von dem Hund, sobald dieser herbeikam, sofort erblickt werden mußte.
    Der Wald gestattete nicht, daß zwei Reiter sich nebeneinander bewegen konnten. Die Sklavenjäger waren nicht abgestiegen, um ihre Pferde nicht zurücklassen zu müssen. Sie ritten einzeln, voran Abu el Mot mit dem Hund. Sobald dieser erschien, setzte Lobo sich in fliehende Bewegung, damit man nicht erraten solle, daß er hier gestanden habe und sein Genosse sich noch in der Nähe befinden könne. Der Araber erblickte ihn.
    „Scheïtan!“ schrie er auf. „Da läuft einer, und weiter vorn der andre, wenn ich mich nicht irre. Schnell nach, schnell nach!“
    Er trieb sein Pferd an, gab aber glücklicherweise den Hund noch nicht frei. Die andern stürmten hinter ihm her, so schnell das Terrain es erlaubte. Der Hund zerrte mit wildem Ungestüm an der Leine und stieß dabei ein geradezu diabolisches Geheul aus. Die Araber brüllten um die Wette. Lobo schrie, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aus Leibeskräften. Tolo auf dem Baum stand eine schreckliche Angst um den Freund aus. Er schrie mit; doch zum Glück wurde seine vor Ermattung schwache Stimme in dem allgemeinen Skandal gar nicht gehört. Die wilde Jagd ging an den beiden Bäumen vorüber, flußaufwärts weiter.
    „Laß doch den Hund los!“ brüllte einer der Reiter.
    Abd el Mot hörte die Worte, zog das Messer und schnitt die Schnur durch. Der Hund schoß mit doppelter Schnelligkeit dem Neger nach, dessen Absicht war, sich zerreißen zu lassen, um der Bestie den Geruch zu nehmen, wie er gesagt hatte. Doch jetzt kam ihm der Gedanke, ob es denn nicht möglich sei, das Tier zu töten. Er hatte doch heute schon einen Hund erstochen, warum nicht auch diesen? Hatten die Verfolger nur diesen einen mit, so war Rettung wohl noch möglich.
    Auch er hatte den Ruf des Arabers gehört und ahnte, daß Abd el Mot demselben folgen werde. Da gab es keinen Augenblick zu verlieren. Er blieb stehen und lehnte sich an den Stamm eines Baumes, keuchend vor Aufregung, Müdigkeit und Atemlosigkeit. Er sah den Hund in großen Sätzen daherschnellen, die mit Blut unterlaufenen Augen stier auf sein Opfer gerichtet und zog sein Messer aus dem Lendenschurz.
    „Herab von den Pferden, wir haben ihn fest!“ rief Abd el Mot, indem er sein Tier parierte und aus dem Sattel sprang.
    Die andern folgten seinem Beispiel.
    Jetzt war der Hund dem Neger nahe, noch drei, zwei Sätze, nur noch einen! Das blutgierige Tier warf sich mit aller Gewalt auf den Neger, und rannte – – – da dieser blitzschnell nach links vom Baum wegtrat, mit dem Kopfe gegen den Stamm desselben und prallte nieder. Ehe es sich wieder aufraffen konnte, kniete Lobo auf ihm und stieß ihm das Messer zwei-, dreimal ins Herz, wurde aber am linken Arm von den Zähnen

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