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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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gelbbraunen Katzenaugen an. »Gefällt er dir etwa?« Er kicherte gänzlich ohne Humor, dafür mit einem Anflug von Irrsinn.
    Sepp wich zurück. Übelkeit wallte in ihm auf. Er fragte sich spontan, ob er sich wirklich bei einem Skipper bewerben sollte, der so unästhetisch aussah. Doch bevor er sich selbst eine Antwort geben konnte, spazierte Blondyne mit dem nun leeren Korb am Gasthof vorbei, und der Wirt sagte mit einem lüsternen Schmunzeln: »Sie ist ja klein, aber man schaut sie sich wirklich gern an.«
    »Ja.« Käpt'n Rotbaad nickte. »Aber sie weiß auch einen Säbel zu schwingen, und ich rate niemandem, sie anzufassen, bevor sie selbst drum gebeten hat. Ich hab sie eigentlich nur angeheuert, weil sie vier von diesen schnarchenden Schlappschwänzen aufwiegt, wenn sie in Rage ist.«
    Sepp fuhr herum. Hatte er sich verhört? Dieses schöne Kind gehörte zur Mannschaft dieses übel riechenden Halunken?
    Käpt'n Rotbaad roch plötzlich gar nicht mehr so übel. Als Abenteurer musste man für so was Verständnis haben! Wenn Freibeuter nach endlos langer Fahrt in einem Hafen anlegten… war es denn nicht normal, dass sie alles nachholten, was sie in Monaten entbehrt hatten? War es nicht normal, dass sie sich die Hucke voll soffen, mit anderen rauften, Karten und Würfeln frönten, sich in Tobakswolken hüllten und für Wochen nicht aus den Kleidern kamen?
    »Ich suche eine Heuer«, sagte Sepp schnell, bevor das Interesse des Kapitäns an ihm erlahmte und er sich wieder auf die Flasche konzentrierte. »Ich bin weit gereist… Ich stamme aus dem Land am Zürisee. Es liegt hinter den südlichen Bergen, und man kann es nur erreichen, wenn man bereit ist, sich den schlimmsten Taratzenrudeln zu stellen…«
    Ole Rotbaad stierte ihn trunkenen, doch nicht gänzlich uninteressierten Blickes an. Dann rülpste er. »Es ist mir ziemlich wurscht, in welchem Land du gezeugt wurdest, aber…« Er beugte sich vor. Sein Mundgeruch hob Sepp fast aus den Stiefeln. »Aber ich gestehe, dass ich noch nie im Leben einen so drolligen Zwerg wie dich gesehen habe.«
    »Drolligen Zwerg?« Hinter Sepps Stirn rotierten blutrote Wirbel rechtschaffenen Zorns. Wäre er einen Meter größer gewesen, hätte er sein Kurzschwert gezückt und den verlausten Piraten in die Schranken verwiesen. Zu seinem Glück fiel ihm jedoch ein, dass es taktisch unklug war, jemanden zu verletzen, auf dessen Gunst er angewiesen war, wenn er in der Nähe der hübschen Blondyne bleiben wollte. Deswegen erwiderte er kleinlaut: »Vermutlich wisst Ihr nicht, dass wir lieber den Ausdruck ›Kleine Menschen‹ hören.«
    »Ach, wirklich?« Rotbaad setzte die beim Würfeln gewonnene Flasche an die Lippen und trank einen großen Schluck. Sepp sah seinem hüpfenden Adamsapfel zu und wartete auf einen günstigen Moment, um seine Anfrage vorzubringen.
    »Ich frage mich«, sagte er, als sein Gegenüber ungefähr die Hälfte des Flascheninhalts in seinem Magen hatte, »ob Ihr einen fähigen Burschen wie mich vielleicht in Eurer Mannschaft brauchen könnt.«
    Käpt'n Rotbaads Reaktion war Sepp völlig unverständlich: Er fiel vom Hocker.
    ***
    Januar 1945
    »Hasso - du?«
    Leonie stand vor der offenen Luke der Ju 52. Erst jetzt sah er, dass sie unter dem Piloten-Overall eine Uniform der SS trug. Ihre schmalen Lippen waren ungeschminkt. Die Zigarette hielt sie nun in der Hand. Ihr Blick zeigte großes Erstaunen.
    Hasso hatte ihre Augen größer in Erinnerung. Dass Leonie eine astreine Fliegerin war, wusste alle Welt. Doch dass man sie eingezogen hatte, war ein todsicherer Hinweis darauf, dass die Machthaber längst wussten, dass ihre Tage gezählt waren. Aber was machte sie ausgerechnet hier, in unmittelbarer Nähe seines Elternhauses? Das Gut ihrer Familie lag fünfzig Kilometer weiter östlich. Vielleicht stand es schon in Flammen.
    »Ja, ich.« Es fiel ihm schwer, einen Gedanken zu fassen. »Ich bin nach Gotenhafen kommandiert. Und du?« Er deutete auf die Maschine. »Was machst du hier? Du bist doch wohl nicht notgelandet?« Wieso bist du so freundlich , dachte er. Warum spuckst du vor diesem Nazi-Flintenweib nicht aus? Die Antwort war ernüchternd: Weil du im Gegensatz zu den Barbaren, zu denen sie übergelaufen ist, eine Erziehung genossen hast.
    Hasso hätte ihr gern von seinem Traum erzählt, aber dann hätte er ihr auch gestehen müssen, dass sie seine Träume seit ihrer ersten Begegnung beherrschte. Er musste plötzlich grinsen. »Hat Herr Meyer dich eingezogen, weil er

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