Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Rieten ihr die Götter, zurück zu ihren Wurzeln zu gehen; zum Volk der Dreizehn Inseln? Waren ihre Schwestern und Brüder in Gefahr?
    Bevor sie den Gedanken festhalten konnte, zerfiel auch er. Weiter riss der ungeheure Sog an ihr, doch Aruula wehrte sich nicht mehr dagegen, überließ sich ihm einfach, bis aus dem wilden Gerissenwerden nach und nach ein sanftes Gleiten wurde. Ihre Angst verflog, sie gewöhnte sich an den geheimnisvollen Flug zwischen den Zeiten und Räumen. Sie glaubte auch Maddrax' Gegenwart zu spüren, obwohl sie ihn nicht sah. Allmählich leerte sich ihr Kopf, beruhigte sich ihr Lauschsinn, und sie verspürte nichts anderes mehr als vollkommene Entspannung. Es war wie in einem Kokon, in dem eine Lischette geduldig darauf wartete, auszubrechen und ihre Flügel zu entfalten.
    Aruula hätte nicht bestimmen können, wie lange dieser Zustand schon andauerte - Sekunden? Wochen? -, als plötzlich ein heftiger Schlag ihre eingekapselte Welt erschütterte.
    Die Farbschlieren, die sie umgaben, veränderten sich, begannen wieder zu wirbeln. Jetzt zerrte nicht mehr nur der Sog an Aruula. Es fühlte sich an, als wolle der leere Raum, durch den sie raste, sie festhalten! Es wurde dunkel, es wurde gleißend hell, es wurde erneut dunkel - und Aruula fühlte sich hin und her gestoßen.
    Sie riss die Augen auf. Und dann sah sie es:
    Es war wie ein Loch in der Welt, in dem sie sich verfangen hatte. Ein Schatten, der in die Leere fiel, dessen Ursprung aber verschwunden war. Er besaß eine Form, die Aruula vertraut vorkam, trotzdem dauerte es Sekunden - oder Äonen? -, bis sie sie erkannte.
    Es war der Schatten eines großen Segelschiffes!
    Im nächsten Moment - der nächsten Ewigkeit? - war sie hindurch. Die Leere gab sie wieder frei, der gewohnte Sog riss sie weiter. Der Schatten blieb hinter ihr zurück.
    Und dann, von jetzt auf gleich, war die Reise vorüber. Der Sog riss ab, die Wirbel aus Farben, Lichtern und Gestalten lösten sich auf, blauer Himmel spannte sich über ihr.
    Aruula begann zu schreien, als sie neben Maddrax dem Meer entgegen stürzte…
    ***
    2. September 2011
    Biggy lief zur Bugreling. Wie ein Film, der nichts mit dem wahren Leben zu tun hatte - schon gar nicht mit ihrem Leben - kam ihr das Chaos um sie herum vor: Isabelle schrie und hielt sich die Ohren zu, um das Pfeifen des schwer verletzten Delfins nicht hören zu müssen. Marc Teller blaffte Befehle, die längst keiner mehr befolgen konnte, weil alle bis auf Biggy und Nathanael die Nerven verloren hatten. Margot Waller schrie aus Angst um ihr Leben, und auch drüben, auf dem Piratenschiff, schrien sie.
    Biggy sah kleine, asiatisch aussehende Männer gestikulieren und ein Beiboot zu Wasser lassen, während sie Pierre die Hand entgegen streckte. Sie wollte ihn an Bord ziehen. An einer Strickleiter war er schon fast bis zum Oberdeck hinauf geklettert. Unter ihm schwamm noch Benjamin Hong neben dem tödlich getroffenen Delfin her. Himmel, wie jämmerlich das arme Tier pfiff!
    »Die Delfine…!« Entsetzen schien auch Cleveland gepackt zu haben, als er sah, dass die Piraten auf die Meeressäuger schossen. »Wir müssen die Delfine retten…!«
    Biggy packte Pierres Rechte, stemmte sich gegen die Reling und zog ihn an Bord. In geduckter Haltung lief der Dokumentarfilmer zur Glastür, wo ihn Isabelle in die Arme schloss. Unten im Wasser griff jetzt Benjamin Hong nach dem untersten Holm der Strickleiter und kletterte ebenfalls hinauf.
    Schusslärm mischte sich in das Geschrei. Nathanael Menachim feuerte am Pool aus der MG, Teller aus seiner M-16, und die Piraten drüben schossen aus Pumpguns und Kalaschnikows. Es hatte keinen Sinn, wegzulaufen oder in Deckung zu gehen. Biggy streckte die Hand nach Ben Hong aus. Nein, es hatte keinen Sinn, etwas anderes zu tun, als einfach zu funktionieren.
    Sowieso konnte nur ein Glücksfall noch helfen, diesen Tag zu überleben. Sollte sie jedoch in die Hände der Piraten fallen - wusste sie denn, ob dieses Schicksal erstrebenswerter war als der Tod? Biggy wusste es nicht, also tat sie, was zu tun gerade nötig war. Jetzt war es nötig, Ben an Bord zu ziehen. Sie stemmte sich gegen die Reling und zog.
    Drüben legte ein kleines Boot mit Außenbordmotor ab. Vier Piraten saßen darin. Aus den Augenwinkeln sah Biggy, wie Teller dem Israeli ein Handzeichen gab, bevor er mit Pierre im überdachten Teil des Oberdecks verschwand.
    Ein Schuss krachte, und plötzlich schrie Ben auf: Seine Miene verzerrte sich unter

Weitere Kostenlose Bücher