2722 – Altin Magara
Lohnliste stehen haben.«
»Sie wurden uns von der Hundertsonnenwelt zur Verfügung gestellt wie auch viele vermeintliche Reptilien, die rings um das Sichere Haus postiert sind. Sie sind hochintelligent und erledigen ihre Beobachtungsaufgaben ausgezeichnet. Ich wünschte bloß manchmal, dass sie weniger störrisch wären.« Mevce lächelte nun ebenfalls. »Sie gehören zu den kostengünstigsten Agenten, die der USO zur Verfügung stehen. Für ein paar Tropfen Öl pro Monat und ein wenig menschliche Ansprache sind sie rund um die Uhr im Einsatz.«
»Sie brauchen Ansprache? «
»Sie wurden erst letztes Jahr vom Zentralplasma freigegeben und sind ganz begierig auf die Unterhaltung mit uns Terranern.«
Mevce blickte auf ihren Armbandkom und nickte zufrieden. »Leander folgt dem vorgegebenen Kurs und wird insbesondere Altin Magara überwachen.«
»Altin Magara?«, echote Tekener.
»Ein Bestandteil des Stadtviertels Tarabya«, antwortete Mevce kurz angebunden. Sie blickte auf die Uhr. »Ihr müsst mich entschuldigen, ich muss mich nun um den Laden kümmern. Esendemir steht für euch bereit, solltet ihr Hilfe benötigen.«
»Ich möchte mich in der näheren Umgebung umsehen«, verlangte Bostich.
»Davon rate ich ab. Ich habe einige Informationen über Istanbul zusammenstellen lassen. Ihr solltet euch mit Land und Leuten beschäftigen, bevor Ihr einen Spaziergang unternehmt. Ihr tragt zwar die Maske eines Terraners, benehmt Euch aber nicht so. In Eurer Tarnexistenz als Reptilienhändler von Olymp müsst Ihr mit den hiesigen Gegebenheiten zumindest in Grundzügen vertraut sein.«
»Ich weiß mehr über Terra, als du für möglich hältst, Händlerin.«
»Und ich weiß sehr wohl, wer und was Ihr seid. Es wäre recht angenehm, wenn du dein affektiertes arkonidisches Gehabe ablegen würdest. Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag, Imperator.«
Mevce drehte sich um und ging. Tekener war sich sicher, dass sie ihren Hintern mehr als sonst drehte. Um Bostich zusätzlich zu reizen, um ihn zu verwirren?
»Würden wir uns in einem anderen, in einem heimischen Teil der Milchstraße befinden, hätte ich dafür gesorgt, dass diese Frau augenblicklich vor Gericht gestellt wird.« Der Arkonide knirschte mit den Zähnen.
»Ich entschuldige mich für das ... hm ... freche Auftreten meiner Mitarbeiterin. Aber Mevce ist eine ausgezeichnete Agentin mit einem feinen Gespür. Sie hat recht: Möchtest du deine Tarnung aufrechterhalten, solltest du dich zumindest ein wenig für unsere Sitten, unser Benehmen, Höflichkeitsformen und den Umgangston interessieren. Erst dann können wir über einen Spaziergang durch Istanbul reden.«
»Ich verstehe. Ich werde mich mit euren Verhaltensriten beschäftigen.« Bostich nickte ihm zu.
Das rasche Umschwenken des Imperators war keine Überraschung für Tekener. Der Arkonide galt als Pragmatiker, und er würde alles unternehmen, um sein Ziel zu erreichen.
In diesem ganz speziellen Fall hieß das Ziel: überleben. Abwarten und stillhalten, bis sich alles gelegt hatte.
Ein Akustikfeld machte auf sich aufmerksam. Die semitransparente Membranfolie glitt aus einer der Tonnen und platzierte sich zwischen den beiden Unsterblichen. »Ein Mann namens Caraner wünscht Dayt Emmerich II. zu sprechen«, erklang eine blecherne Stimme. Im Hintergrund war Alarm zu hören, Schritte, die Rufe von USO-Agenten, die sich auf einen Waffeneinsatz vorbereiteten.
»Wie bitte?!« Tekeners Gedanken überschlugen sich. Wer außer den USO-Agenten vor Ort kannte den Tarnnamen Bostichs? Was ging hier vor sich?
»Das geht schon in Ordnung«, mischte sich der Imperator ein. »Deine Leute können sich beruhigen. Ich habe Caraner eingeladen. Ich möchte mich mit ihm besprechen.«
»Wer zur Hölle ist Caraner? Und wann hast du dich mit ihm verständigt?« Wut stieg in Tekener hoch. Was hatte der Imperator getan? Wie konnte er es wagen, ihre Identität und ihr Versteck an Außenstehende zu verraten?
»Er ist ein verdienter Mitarbeiter. Ein Auge. Wenn du weißt, was ich meine.«
Selbstverständlich verstand Tekener, was ihm Bostich da sagte: Vor der Tür des Sicheren Hauses wartete ein »Auge des Imperators«. Ein Mitarbeiter des arkonidischen Geheimdienstes Tu-Ra-Cel, der mit seinem Herrscher sprechen wollte.
»Glaubtest du etwa, ich würde mich allein auf die Künste der USO verlassen?« Bostich schüttelte den Kopf und zeigte ein Raubfischlächeln. »Du bist naiver, als ich dachte, Ronald Tekener.«
*
Der
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