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275 - Licht und Schatten

275 - Licht und Schatten

Titel: 275 - Licht und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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her.
    »Hermon!« Bahafaa rannte in die Brandung und versuchte den Blick der Jungkrieger auf ihn zu verdecken. »Mein geliebter Hermon!«
    Der Daa'mure blickte in ihre Richtung, bemerkte die Männer hinter ihr und reagierte sofort, indem er die Gestalt des stämmigen Händlers mitsamt dessen Kleidung annahm.
    Nun erkannte Bahafaa, was er da hinter sich herzog: Es waren Maddrax und Aruula! Beide regten sich nicht. Bahafaa packte mit an und griff Aruula unter die Arme. Mit vereinten Kräften zerrten sie die beiden ans Ufer und ließen sie in den feuchten Sand sinken.
    Bahafaa fiel dem falschen Hermon um den Hals. »Du lebst! Bei Wudan, bin ich froh, dass ich dich wiederhabe!«
    »Wir müssen herausfinden, ob die beiden noch leben.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf seine ehemaligen Todfeinde. »Es wäre schade um sie. Sie haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt für euch alle. Sie haben es verdient zu überleben.«
    Bahafaa hätte niemals für möglich gehalten, diese Worte von Grao zu hören. Doch sie verschob ihre Freude darüber und beugte sich besorgt über Aruula, befühlte ihre Halsschlagader. »Sie lebt. Aber sie hat viel Wasser geschluckt. Mach mir nach, was ich tue!«
    Damit fasste sie unter Aruulas Kopf, drückte ihn in den Nacken, hielt ihr die Nase zu und beatmete sie durch den Mund. Nach jedem Luftstoß führte sie eine Herzmassage durch.
    Als Bewohnerin eines Küstendorfes war Bahafaa geschult darin, was bei Notfällen zu tun war. Grao war da weit weniger geschickt und scheute wohl auch davor zurück, Maddrax eine Mund-zu-Mund-Beatmung zu geben. Glücklicherweise kamen die beiden Fischer vom Ruderboot heran; einer von ihnen beschleunigte seinen Schritt, drängte Hermon zur Seite und übernahm routiniert die Wiederbelebung.
    Es dauerte nicht lange, bis Aruula Wasser zu spucken begann, und nur Sekunden später spie auch Matt einen ersten Schwall aus.
    Als sie zur Besinnung gekommen waren, hatten sie nur Augen füreinander. Es schien Bahafaa so, als würden sie ihr zweites Leben begrüßen, als sie sich innig umarmten und sich gar nicht mehr voneinander lösen wollten.
    Kurze Zeit später, in der Abenddämmerung, tauchten Männer, Frauen und Kinder auf dem Dünenkamm auf. Sie alle hatten das Labyrinth unbehelligt verlassen. An ihrer Spitze gingen Lusaana, Tumaara, Dykestraa und Arjeela, auch sie nicht länger versteinert. Nun wollten sie ergründen, was mit der Karavelle geschehen war. Sie stürmten an den Strand hinunter, schlossen die aus der Versteinerung erwachten Jungkrieger und Fischer in die Arme.
    Bald umringte eine Menschentraube Maddrax und Aruula. Das Paar war vollkommen entkräftet. Immer noch hielten sie einander fest, flüsterten miteinander, sprachen aber sonst kein Wort mit jemandem. So erhob Hermon seine Stimme, und während es dunkel wurde, erzählte er, was geschehen war; zumindest seine Version der Geschichte, in der ein Daa'mure namens Grao nicht vorkam.
    »Lasst uns in die Siedlung ziehen!«, rief Lusaana irgendwann. »Wir wollen Wudan ein Dankfest feiern!«
    ***
    Viele Feuer erhellten die Nacht über der Siedlung. Geschlachtete Wisaaun drehten sich über der Glut. Trommeln, Lauten und Gesang ertönten. Das Dankfest zu Wudans Ehren war in vollem Gange.
    Aruula und Matt Drax aßen nur wenig, sprachen auch kaum. Man hatte sie in viele Felle gehüllt, denn sie waren ausgekühlt. Jemand reichte ihnen von Zeit zu Zeit heißen Tee.
    Aruula lehnte an Matts Brust. »Ich kann es noch immer nicht fassen, dass wir das überlebt haben«, sagte sie leise.
    »Grao vermutet, das Steinwesen wäre von der Menge an Tachyonen, die es uns abgesaugt hat, schlicht überfordert gewesen«, meinte Matt. »Als es satt war, konnte es uns nicht auch noch die Lebensenergie rauben. Die Theorie ist gar nicht mal so abwegig.«
    »Ob wir alle unsere Tachyonen verloren haben?«, flüsterte Aruula.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ihr Geliebter leise. »Kann gut sein, dass wir von nun an ganz normal weiter altern, wie alle anderen auch. Wir werden es in den nächsten Wochen merken.«
    »Es ist mir so gleichgültig.« Sie schloss die Augen und schmiegte sich an ihn. »Hauptsache, wir leben noch und können gemeinsam alt werden.«
    »Ja«, sagte Matt Drax und küsste ihre geschlossenen Augen. »Das ist wahr.« Er sah sie nachdenklich an. »Was ich weit weniger begreifen kann, ist, dass die Versteinerten wieder leben. - Versteh mich nicht falsch, das ist wunderbar! Aber wie kann das sein?«
    »Hm…« Aruula dachte einen

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