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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meiner Leichtgläubigkeit, in meinem vorschnellen Vertrauen, Dinge mitgeteilt, welche eigentlich niemand außer uns wissen darf. Wenn du jener verdammte fremde Effendi wärst!“
    „Hm! Das ist wahr, aber du kannst es nun nicht ändern.“
    „Nicht ändern?“ fragte er, mich mit einem betroffenen Blick musternd. „Was soll das heißen?“
    „Es heißt, daß ich allerdings jener, ‚verdammte‘ Effendi bin.“
    „Hund! Das wagst du mir zu sagen?!“
    „Warum nicht! Ich sehe kein Wagnis dabei. Ich will dir sogar noch mehr sagen. Als wir von euch fort waren, verschwand der Baqquara, und auch ein Sklave Namens Hafid Sichar kam euch abhanden?“
    „So ist es.“
    „Diesen Hafid Sichar habe ich, während ihr schlieft, befreit; ich schnitt ihn von dem Seil los. Und den Baqquara nahm ich gefangen, um ihn in Faschodah bestrafen zu lassen. Er ist zu fünfhundert Hieben verurteilt, von denen er bereits hundert erhalten hat.“
    „Welche Verwegenheit, mir das zu sagen!“ rief Schedid aus, indem er beide Hände nach mir ausstreckte, als ob er mich ergreifen wolle. Er ließ sie aber wieder sinken, so perplex war er über meine vermeintliche Kühnheit. Ich fuhr unbeirrt fort:
    „Das, was du mir über den Sangak mitteiltest, ist ihm freilich verderblich geworden, denn ich habe ihn angezeigt, worauf er die Bastonade erhielt, an welcher er gestorben ist.“
    „Du, also bist schuld an seinem Tod! Und dessen rühmst du dich auch noch! Das soll auf der Stelle gerächt werden. Ich zermalme dich mit diesen meinen Fäusten!“
    Er wollte mich jetzt in Wirklichkeit packen. Ich wich zurück und warnte ihn:
    „Wage es nicht, mich zu berühren! Ich habe mich am Nid en Nil nur zum Schein von dir besiegen lassen; im Ernst aber würdest du den kürzeren ziehen!“
    „Es ist Ernst, vollständiger Ernst. Nun zeige mir den kürzeren, den ich ziehen soll!“ schrie er, indem er auf mich eindrang.
    „Ben Nil, herbei!“ rief ich, indem ich dem riesigen Takaleh in raschen Wendungen auswich. Er drang mir immer ungestümer nach und achtete weder auf meine Worte noch auf das, was darauf geschah. Er hatte nur Augen für mich. Er hörte das Geschrei seiner Leute, bezog dasselbe aber auf seinen Kampf mit mir. Ich wich in der Weise von ihm zurück, daß er den Seinen den Rücken zukehrte. Dabei stolperte er über eine Wurzel, und ich benutzte das, ihn zu packen und vollends niederzuwerfen. Er wollte wieder auf; ich hielt ihn aber fest, bis Ben Nil mit einigen Asakern herbeikam und ihn band.
    Er knirschte vor Grimm. Seine Augen waren rot unterlaufen. Er hatte immer noch nur mich im Sinn und schrie mit heiserer Stimme:
    „Hund, du wagst es, mich zu binden! Der Tod des Sangak soll zehnfach über dich kommen!“
    „Bist du denn plötzlich erblindet?“ antwortete ich ihm. „Sieh doch um dich, was geschehen ist! Wer soll dich denn frei machen? Etwa deine Leute?“
    Die Takaleh waren vollständig überrumpelt worden. Unser Angriff war natürlich nicht auf die an das Seil befestigten Sklaven gerichtet, und es fiel diesen auch gar nicht ein, sich an dem kurzen Kampf zu beteiligen. Und was die freien Krieger betraf, so hatten sie sich so wenig eines Überfalls versehen, daß sie leicht und schnell niedergerissen und entwaffnet worden waren. Sie bildeten jetzt eine enge Gruppe, um welche die Soldaten mit schußfertigen Gewehren standen. Als Schedid das sah, schrie er auf:
    „Soldaten hier! Wir sind überfallen worden?! Lügner, Verräter, Betrüger! Ich glaubte, du seist allein im Wald.“
    „Das war sehr unklug von dir. Du wirst mir nach Faschodah zu dem Mudir folgen.“
    „Was soll ich bei ihm? Du selbst hast mir ja soeben versichert, daß er mir nichts anhaben könne!“
    „In Beziehung auf deine Absicht, diese Sklaven zu verkaufen, kann er dir allerdings nichts tun; aber es gibt einen anderen, weit triftigeren Grund, welcher mich veranlaßt hat, euch hier so freudig zu überraschen. Gibt es vielleicht einen oder mehrere unter euch, welche Goldstaub aus dem Dar Famaka bei sich tragen?“
    „Goldstaub? Aus Famaka? Wir sind ja nie in jenem Land gewesen“, antwortete er, indem er sichtlich verlegen wurde.
    „Oh, man kann Thibr von dort her besitzen, ohne jene Gegend jemals gesehen zu haben. Man kann durch Tausch und auch durch Diebstahl oder durch Raub in seinen Besitz gekommen sein.“
    „Was willst du damit sagen? – Ich verstehe dich nicht.“
    „Ich will damit eine Ansicht aussprechen, daß fünf von euch solchen Staub bei sich

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