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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Verrates töten würden.
    Die Vorsicht veranlaßte uns, einen Umweg zu machen. Es war anzunehmen, daß Schedid in der Richtung nach Faschodah aufpassen werde und also unsere Annäherung bemerken müsse, falls dieselbe in gerader Richtung geschehe. Wir schlugen also einen Bogen, um anstatt von Osten her von Süden auf den Wald zu treffen.
    Als wir denselben erreichten, drangen wir unter den Bäumen langsam vor. Da zeigte es sich, daß es dem Boten, eben weil wir aus anderer Richtung kamen, unmöglich war, die Stelle, an welcher seine Genossen lagerten, zu finden. Wir blieben also halten, und ich allein ging rekognoszieren.
    Der Zufall führte mich schnell nach dem richtigen Ort. Hinter Bäumen wohl versteckt, konnte ich die Karawane beobachten. Sie lagerten auf einem Platz, welcher für uns sehr günstig war, denn er wurde auf zwei Seiten von Büschen eingefaßt, welche uns eine unbemerkte Annäherung gestatteten. Ich holte meine Soldaten herbei und stellte sie hinter diesen Sträuchern auf. Dann machte ich mir den Spaß, allein eine kurze Strecke zurückzukehren und mich dann von der andern Seite offen der Karawane zu nähern. Die Takaleh sprangen, als sie mich sahen und erkannten, überrascht auf.
    „Der Senussi, der Senussi, der Mudir von Dscharabub!“ riefen sie aus.
    Ich trat so furchtlos, als ob es keine Differenzen zwischen uns gegeben hätte, zu ihnen heran und grüßte sie.
    „Du bist hier, hier in der Gegend von Faschodah?“ fragte Schedid mit finsterer Miene. „Wie kommst du denn hierher?“
    „Auf meinem Kamel.“
    „Wo ist dein Begleiter, der junge Chatib der Senussi?“
    „In der Nähe.“
    „Was wollt ihr denn in Faschodah? Du kommst mir verdächtig vor. Warum habt ihr uns nicht gesagt, daß ihr nach Faschodah wollt?“
    „Weil ihr zwar nach unserer Herkunft, nicht aber nach dem Ziel unserer Reise fragtet.“
    „Seid ihr erst jetzt hier im Wald angekommen?“
    „Nein. Wir waren schon früher hier. Wir wohnen in der Stadt bei dem Sangak der Arnauten, oder vielmehr in seinem Haus.“
    „Bei diesem? Du weißt, daß ich ihn kenne. Ich habe einen Boten an ihn gesandt. Ist er zu Hause?“
    „Jetzt nicht mehr. Er befindet sich im Himmel oder in der Hölle.“
    „Allah w' Allah! So ist er wohl gar gestorben?“
    „Ja, gestern.“
    „An welcher Krankheit?“
    „An der Bastonade.“
    „O Allah, o Mohammed, o Prophet! Willst du mit deinen Worten sagen, daß er totgeprügelt worden sei?“
    „Allerdings.“
    „Ein Sangak der Arnauten! Totgeprügelt! Das kann doch nur auf Befehl des Mudirs geschehen sein, und der war ja sein Gönner – sein Freund!“
    „Der frühere, ja, nicht aber der jetzige.“
    „Gibt es denn jetzt einen andern?“
    „Ja. Ali Effendi el Kurdi wurde abgesetzt, weil er den Sklavenhandel begünstigte. Der neue Mudir heißt zwar auch Ali Effendi, ist aber ein ganz anderer Mann. Er rottet die Sklavenhändler aus und wird Abu Hamsah Miah genannt, weil er jedem Sklavenfänger, den er ergreift, fünfhundert aufzählen läßt.“
    „So stehe uns Allah bei! Unsere Berechnung ist zuschanden. Unser Bote müßte längst zurück sein. Es wird mir angst um ihn. Wenn der Mudir ihn ergreift, wird er sagen müssen, weshalb er nach Faschodah gekommen ist.“
    „Das schadet nichts.“
    „Nichts? Soeben sagtest du, daß jeder Sklavenhändler fünfhundert Hiebe bekomme, und wir sind doch hier, um Sklaven zu verkaufen.“
    „Die habt ihr aber nicht gefangen, sondern sie sind das Eigentum eures Mek, der dich mit ihnen nach Faschodah sandte. Du mußt die Befehle deines Gebieters erfüllen. Übrigens ist bei euch das Sklavenmachen ein Recht des Königs, welches der Mudir ihm nicht nehmen kann. Der letztere kann dich also nicht bestrafen, aber er wird dir verbieten, die Sklaven zu verkaufen.“
    „Allah sei Dank, denn diese Worte erleichtern mein Herz; ich brauche nicht so um mich besorgt zu sein wie du um dich.“
    „Ich um mich? – Wieso?“
    „Du bist nicht derjenige, für den du dich ausgabst. Erst als du fort warst, kamen mir verschiedene Punkte deiner Aussagen verdächtig vor, und je länger ich über dieselben nachdachte, desto sicherer erschien es mir, daß du nicht aus Dscharabub bist. Jetzt läufst du mir wieder in die Hände, und ich will die Wahrheit wissen. Belüge uns nicht abermals, sonst kenne ich genug Mittel, die Wahrheit aus dir herauszubringen!“
    „Pah! Was kann dir daran liegen, genau zu wissen, wer ich bin!“
    „Viel liegt mir daran, denn ich habe dir in

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