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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich mit seiner Frage an mich wandte. Die Asaker trugen die Uniform des Vizekönigs; ich aber war, wie auch der Führer, in Zivil gekleidet. Es wäre also den Umständen nach für ihn geboten gewesen, sich an die Soldaten zu wenden. Dieser Umstand und sein suchender Blick erfüllten mich mit einem leisen Mißtrauen, welches auch späterhin nicht weichen wollte, sondern sich vielmehr vergrößerte.
    Er stieg ab und führte sein Kamel zur Seite, damit es grasen möge, nachdem er ihm den Sattel abgenommen hatte. Dann schöpfte er sich Wasser, trank, setzte sich mir gegenüber und zog einen Tschibuk und einen Tabaksbeutel unter dem Haïk hervor. Nachdem er den ersten gestopft und den Tabak angezündet hatte, reichte er mir den letzteren zu und sagte:
    „Nimm, Herr, und stopfe dir auch! Es ist die Pfeife des Grußes, welche ich dir biete.“
    „Deine Güte sei bedankt, ohne daß ich ihr entspreche“, antwortete ich ablehnend.
    „So rauchst du nicht? Gehörst du zu einer der strenggläubigen Sekten, deren Anhänger der Tabak verboten ist?“
    Sein Ton war derjenige eines Mannes, welcher zwar fragt, aber schon im voraus weiß, welche Antwort man ihm geben wird. Das fiel mir auf, und darum meinte ich fast noch zurückhaltender als vorher:
    „Ich rauche auch; aber nicht an dir, sondern an mir war es, den Gruß zu bieten. Der vorher Anwesende hat den später Kommenden zu empfangen; das ist überall die Regel, und hier in der Chala (Steppe) wohl erst recht.“
    „Ich weiß es und bitte dich um Verzeihung. Ich besitze den Fehler, das Herz auf der Zunge zu haben. Du gefielst mir gleich beim ersten Blick, und es trieb mich, dir dies durch das Angebot des Tabaks zu zeigen. Darf ich fragen, woher du mit diesen Asakern kommst?“
    „Darf ich vorher fragen, woher du weißt, daß ich zu ihnen gehöre?“
    „Ich vermute es.“
    „Dein Scharfblick ist bewundernswert; ich an deiner Stelle würde es nicht vermutet haben.“
    „So bist du wohl fremd in der Chala, während ich sie öfters durchreite.“
    „Nicht nur ich bin hier fremd, sondern auch die Asaker sind noch niemals hier gewesen. Um so anerkennenswerter ist es, daß deine Vermutung gleich das Richtige traf. Du hast mich vorher zwar gefragt, aber da ich mich vor dir hier befand, wird es dir also recht und billig erscheinen, wenn ich, bevor ich dir antworte, gern wissen möchte, wo du deine Reise angetreten hast.“
    „Ich habe keinen Grund, es zu verschweigen. In der Chala oder gar in der Wüste muß jeder wissen, wer der andere ist und was derselbe treibt. Ich komme aus El Feky Ibrahim am Bahr el Abiad.“
    „Wo liegt das Ziel deiner Reise?“
    „Ich will nach El Fascher hinüber.“
    „Zwischen den Orten, welche du nennst, gibt es eine viel benutzte Karawanenstraße, welche über El Awid und Fodscha geht. Warum benützt du sie nicht? Warum bis du so weit nördlich abgewichen?“
    „Weil ich ein Händler bin und also die Bedürfnisse der Gegend kennenlernen muß. Ich will in El Fascher Waren ein- und sie auf dem Rückwege wieder verkaufen; darum reite ich hier von Brunnen zu Brunnen, um von den da lagernden Leuten zu erfahren, was sie brauchen.“
    „Du scheinst ein Anfänger im Handel zu sein.“
    „Wieso, Herr?“
    „Ein erfahrener Händler würde nicht leer nach El Fascher gehen, sondern sich in Karthum mit Einfuhrwaren versehen haben, um dieselben auf dem Hinwege zu verkaufen und dabei ein Geschäft zu machen. Du aber willst nur auf dem Rückweg handeln und hast also auf die Hälfte des Gewinns einer solchen Reise verzichtet. Das tut kein wirklicher Dschellabi.“
    „Ich wollte rasch ans Ziel gelangen; darum belud ich mein Tier jetzt nicht mit Lasten.“
    „Ein Handelsmann hat nur das eine Ziel, Gewinn zu machen. Übrigens reitest du kein gewöhnliches Hedschihn; ein Dschellabi aber pflegt sich nur eines Esels zu bedienen.“
    „Jeder nach seinem Vermögen, Herr. Ich bin nicht ganz arm. Du hast nun meine Antworten gehört und wirst mir wohl auch Auskunft geben. Woher kommst du?“
    Meine Fragen waren derart gewesen, daß er aus denselben mein Mißtrauen herausfühlen mußte; ja, sie waren sogar beleidigend für jeden ehrlichen Mann. Sein Auge hatte einigemale schnell und zornig aufgeblitzt, aber der Ton, in dem er mir antwortete, war stets ein höflicher und scheinbar unbefangener gewesen. Dieser Unterschied zwischen Blick und Ton verriet mir, daß er sich beherrschte; Beherrschung ist Verstellung; hatte der Mann Ursache, sich zu verstellen, so gab er mir

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