Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
gesehen?“
    „Ja. Er saß an dem ersten Feuer, welches man von hier aus erreicht.“
    „Wie weit ist's bis dahin?“
    „Fast eine halbe Stunde.“
    „Ich muß hin. Willst du mich begleiten?“
    „Sehr gern, wenn du nicht etwa verlangst, daß ich mich zu Ibn Asl setzen soll. Dir ist nämlich so etwas wohl zuzutrauen.“
    Meinen hellen Haïk hatte ich in meinem Lager zurückgelassen; jetzt ließ ich auch die Gewehre hier, und dann gingen wir, immer zwischen einzelnen Büschen hindurch, bald rechts, bald links einer sumpfigen Lache, die sich durch phosphoreszierenden Glanz verriet, ausweichend. Nach über einer Viertelstunde sah ich den Schein des ersten Feuers, dann noch eins und noch eins, bis ich auch sechs zählte. Es gab hier nur Gafulbäume, und zwar ohne Unterholz. Man lagerte ohne einen besonderen Plan, hier ein Feuer und dort eins, wie der Zufall oder Einfall es ergeben hatte. Wir standen hinter einem breiten Busch, wohl sechzig Schritte von dem ersten Feuer, an welchem ich Ibn Asl sitzen sah, entfernt. Es saßen außer ihm noch seine Offiziere und zwei Männer an demselben. Man hörte sie sprechen, ohne aber die einzelnen Worte verstehen zu können.
    „Ich muß hin, unbedingt hin!“ sagte ich mehr zu mir als zu dem Emir. „Ich muß wissen, was sie reden.“
    „Um Allahs willen, was fällt dir ein! Du würdest verloren sein. Man müßte dich ja sehen!“
    „Nein. Ich habe mich schon unter ganz anderen Verhältnissen angeschlichen. Hier ist es geradezu ein Kinderspiel.“
    „Ich sage dir, mich bringst du keinen Schritt weiter!“
    „Das will ich auch nicht; ich gehe allein. Zwischen hier und dem Feuer stehen in gerader Linie zwei starke Bäume, deren Stämme einen ganz geraden, breiten Schatten hinter sich werfen. Krieche ich in diesem Schatten auf der Erde hin, so bin ich von dem Boden gar nicht zu unterscheiden. Dazu habe ich erst den ersten und dann den zweiten Baum als Deckung. Dieser letztere hat in Manneshöhe, auf der nach uns gerichteten Seite, einen starken Ast. Schwinge ich mich da hinauf, so sitze ich, hinter Zweigen und Blättern verborgen, höchstens fünfzehn Schritte vom Feuer entfernt und kann alles hören, was gesprochen wird.“
    „Und wie kommst du dann zurück?“
    „Auf dem selben Weg, auf dem ich hingekommen bin.“
    „Nein, Effendi, ich gebe es nicht zu! Ich will nicht haben, daß du dein Leben wagst.“
    „Wage ich es nicht morgen, wenn wir kämpfen? Wagt es da nicht jeder? Warum also gerade jetzt nicht? Und wie nun, wenn dadurch, daß ich es jetzt wage, der Kampf vermieden werden kann?“
    „Hälst du das für möglich?“
    „Ja. Vielleicht erfahre ich etwas, was mich veranlaßt, eine Disposition zu treffen, nach welcher von seiten der Gegner jeder Widerstand vergeblich ist.“
    Er griff nach mir, um mich zurückzuhalten; aber er war nicht schnell genug gewesen. Ich war rasch hinter dem Busch hervorgetreten, hatte mich niedergeduckt und kroch nun im dunklen Schatten vorwärts. Es war gar keine Kunst. Um rechten Qualm zu erzeugen und die Stechfliegen abzuhalten, wurden feuchte Äste in die Feuer geworfen; dies gab einen Rauch, der zuweilen so dick war, daß man nicht hindurchzusehen vermochte. Er zog sich, da die Sumpfluft schwer und drückend war, zuweilen ganz nahe am Boden hin. Solche Augenblicke benutzend, kam ich an den ersten, dann an den zweiten Baum und saß oben in den Ästen und Zweigen desselben, bevor seit dem vergeblichen Griff des Raïs Effendina zwei Minuten vergangen waren. Ich hatte es außerordentlich glücklich getroffen, denn eben hatte ich mich zurechtgesetzt und spitzte die Ohren, da hörte ich weiter vorn ein Rufen, welches meine Aufmerksamkeit sogleich auf sich zog.
    „Der Scheik, der Scheik el Beled!“ hörte ich sagen. „Er ist da! Endlich ist er angekommen!“
    Wahrhaftig, da kam er, vom hintersten Feuer her, ein Kamel am Zügel führend. Man hatte ihm dort gesagt, wo er Ibn Asl finden werde. Die Disziplin hielt die Leute ab, ihm zu folgen. Er ließ sein Tier sich legen und trat an das Feuer, wo er mit sichtlicher Genugtuung bewillkommnet wurde. Ich ahnte, um was es sich handelte. Er hatte nach uns ausspähen müssen. Einer von Ibn Asls Leuten hätte dies nicht tun dürfen, denn hätte ich ihn gesehen, so hätte ich ihn auch erkannt und wäre mißtrauisch geworden. Begegnete uns aber der Scheik el Beled, so standen demselben mehrere Ausreden zu Gebot, denen ich wohl Glauben schenken konnte.
    „Setz dich, und berichte!“ forderte ihn Ibn

Weitere Kostenlose Bücher