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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Asl auf. „Hast du sie gesehen?“
    „Nein“, antwortete der Gefragte, indem er Platz nahm.
    „Nicht? Dann hast du mir falsch berichtet. Sie kommen entweder später als morgen oder wohl gar nicht.“
    „Sie kommen!“ behauptete der Scheik mit Bestimmtheit. „Ich habe ihre Fährte gesehen.“
    „Hat man die Fährte, so hat man bald auch den Mann. Du hättest nicht ruhen sollen, bis du sie wirklich sahst.“
    „Es war zu spät, denn es wurde dunkel. Der Effendi hatte mit seinem Ben Nil eine sehr sichtbare Fährte gemacht. Ich folgte ihr. Sie lief immer schnurgerade fort und bog dann plötzlich mehr nach Süden. Er muß nach dem Bir Safi geritten sein. Heute früh paßte ich auf. Sie mußten kommen, aber sie kamen nicht. Ich wartete bis gegen Mittag, und da ich sie auch bis dahin nicht gesehen hatte, nahm ich an, daß sie ganz unerwartet eine andere Richtung eingeschlagen hatten. Dies konnte nur die nördliche sein. Wenn ich gerade nach Norden ritt, mußte ich also auf ihre Spur stoßen, da sie sich später doch östlich wenden mußten. So geschah es auch. Der Abend war nahe, als ich auf die Fährte traf, welche nach Osten führte.“
    „Natürlich gerade auf den Dschebel Arasch Qol zu?“
    „Nein, sonderbarerweise nicht. Wenn sie von da aus immer in gerader Richtung geritten sind, haben sie den Dschebel weit südlich von sich liegen lassen.“
    „Warum das? Der Effendi hat bei dem Geringsten, was er tut, seine Absicht!“
    „Hier liegt keine besondere Absicht vor. Sie haben sich einfach geirrt. Es ist ja niemand aus dieser Gegend bei ihnen. Der Fessarah, welcher ihnen als Führer dient, kann unser Gebiet unmöglich genau kennen.“
    „Aber der Effendi selbst! Aus allem, was er dir gesagt hat, geht hervor, daß er den Dschebel und auch den Maijeh kennt.“
    „Er ist ein Fremder, ein Christenhund, von so weit her, daß er wohl nur ein einziges Mal dort gewesen sein kann. Da ist es ja gar nicht zu verwundern, wenn ein Irrtum vorkommt. Sie werden schon noch nach Süden eingebogen sein.“
    „Sie werden –! Mir wäre es lieber, wenn du sagen könntest: Sie sind –! Dann hätte ich Gewißheit. Du hättest ihnen weiter folgen sollen!“
    „Das war unmöglich, denn ich hätte, da der Abend nahe war, ihre Spur nicht mehr sehen können. Auch mußte ich unbedingt hierher zu dir, da du auf Nachricht wartetest. Bedenke, welche Strecken ich in dieser kurzen Zeit habe zurücklegen müssen! Ein gewöhnliches Kamel hätte dies unmöglich leisten können. Es war nur gut, daß du mir erlaubtest, deine Dschebel-Gerfeh-Stute zu besteigen. Die ist wie ein Sturm mit mir über die Steppe gegangen.“
    Also er hatte die berühmte weiße Kamelstute des Sklavenjägers geritten, die Stute, welcher Ibn Asl das Gelingen so vieler Unternehmen zu verdanken hatte! War es ihm doch auch nur durch ihre unvergleichliche Schnelligkeit gelungen, mir damals am Wadi el Berd zu entkommen! Aber das Kamel, welches der Scheik jetzt mitgebracht hatte, besaß die gewöhnliche Farbe der ordinären Kamele. Wie war das zu erklären? Hatte er kurz vor seiner Ankunft hier die weiße Stute mit einem andern Hedschihn vertauscht? Ich wurde sogleich über diesen Punkt aufgeklärt, denn Ibn Asl fragte:
    „Wenn der Giaur gewußt hätte, daß meine Kamelstute bei dir steht, daß ich stets, wenn ich zu Schiff gehe, sie bei dir lasse, daß ich sie dann unmöglich mitnehmen kann! Er hat sie doch nicht etwa gesehen?“
    „Nein. Und wenn er sie gesehen hatte, so hätte er sie doch nicht erkannt, denn so oft du sie mir übergibst, wird sie gefärbt, damit niemand weiß, welches berühmte Tier ich bei mir habe. Schau sie an! Ist sie von einem gewöhnlichen Hedschihn zu unterscheiden?“
    „Allerdings! Ich würde mich schämen, wenn sie einen solchen ähnlich sähe. Siehe doch nur die Formen! Ein Kenner merkt doch sofort, welch ein Tier sie ist. Aber das ist jetzt Nebensache. Wir haben nicht von meinem Kamel, sondern von diesem Effendi und seinen Leuten zu sprechen. Warum soll übrigens die Stute hier hungrig liegen! Sie hat einen weiten Weg gemacht und mag fressen. Fesselt ihr die Vorderbeine kurz, damit sie sich nicht weit entfernen kann!“
    Einer von den beiden Männern, welche bei ihm saßen, stand auf, um diesen Befehl auszuführen. Die herrliche Stute durfte weiden. Ich beobachtete ihre Bewegungen fast mit noch mehr Aufmerksamkeit als derjenigen, mit welcher ich auf die Worte ihres Herrn hörte. Dieses Kamel, ah, es mußte mein werden! Lieber wollte ich

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