28 - Im Lande des Mahdi II
während der beiden Abende an der Hassanieh und am Maijeh es Saratin mehrere große Feuer brennen gehabt. Er wußte mich jetzt noch fern; er wußte ferner von der Anwesenheit des Emirs nichts; darum konnte er sich für sehr sicher halten, und es stand zu erwarten, daß er den Abend nicht im Dunkeln zubringen werde. In diesem Fall mußten seine Feuer mir sein Lager verraten, und ich konnte mich fern von demselben halten.
So ging es in raschem Schritt südwärts. Die Sterne waren aufgegangen, und ich konnte mich also nicht in der Richtung irren. Nach einer halben Stunde hatte ich das Sumpfgebiet erreicht, und es galt, auch wegen des trügerischen Bodens vorsichtig zu sein. Der Maijeh el Humma sendet mehrere Ausläufer in das Land, und darum war es geraten, möglichst weit ostwärts auszubiegen.
Eine Stunde und noch eine war ich geritten; es mochte nach unserer Zeit abends neun Uhr sein, da kam ich an einem einzelnen Baum vorüber, dessen Umrisse mir bekannt vorkamen, obgleich sie sich nur undeutlich gegen den Himmel abzeichneten. Ich ritt hin. Ja, das war der Hegelik, unter welchem ich bei meiner früheren Anwesenheit Schutz gegen die Sonne gesucht hatte. Ich hatte damals diese mächtigen Formen bewundert und sie mir eingeprägt. Gar nicht weit von hier, nur einige hundert Schritte rechts, begann der Hegelikwald, den ich suchte.
Ich ritt hinüber und an seinem Rand hin. Er lag mir wie eine hohe, dunkle Wand zur Seite, als Vorposten einzelne Büsche aussehend, zwischen denen ich mich hindurchwinden mußte. Nirgends ein Feuer zu sehen oder zu riechen. Ibn Asl befand sich gewiß nicht in der Nähe. Ich ließ halblaut das bekannte tiefe Lachen der Hyäne hören. Es klingt wie ‚Ommu ommu‘ und ist trotzdem einem Gelächter ähnlich. Keine Antwort erfolgte. Im langsamen Weiterreiten wiederholte ich dieses Zeichen mehrere Male. Endlich, nach dem siebenten oder achten Mal, hörte ich rechts unter den Bäumen eine Stimme:
„Effendi?“
„Ja“, antwortete ich, das Kamel anhaltend.
„Komm hierher!“
Ich ritt hin. Ein Mann trat auf mich zu, blieb vor dem Tier stehen, sah mich an und sagte dann:
„Ja, du bist es. Steig ab! Ich werde dich zu dem Emir führen.“
„Ist er weit von hier?“
„Ziemlich! Wir haben eine lange Postenkette, damit dir das Auffinden des Emir nicht so schwerfallen sollte.“
„Führe mich zu dem Posten, welcher der nächste beim Emir ist. Derselbe mag mein Kamel halten.“
Während wir nebeneinander hinschritten, fragte ich ihn, ob sie Ibn Asl mit seinen Leuten bemerkt hätte.
„Ja“, antwortete er. „Sie kamen kurz nach Mittag an und lagerten ganz am südlichen Ende des Maijeh.“
„Habt ihr sie, seit es dunkel geworden ist, beobachtet?“
„Der Raïs Effendina war dort.“
„Brennen sie Feuer?“
„Ich weiß es nicht; ich konnte es nicht erfahren, da ich mich seit jener Zeit auf dem Posten befand.“
Wir kamen an mehreren Asakern vorüber, bis einer von ihnen mein Tier zu halten bekam. Mein Führer meinte, ich solle ihm nun tiefer in den Wald folgen; ich aber gab ihm den Auftrag, mir lieber den Emir zu holen. Ich hatte mich mehr angestrengt als der Emir, mußte mich vielleicht auch noch mehr anstrengen und wollte mir den Weg durch den Wald und die dichten Nabakbüsche, welche das Unterholz bildeten, ersparen. Der Mann ging also allein und brachte mir bald den Raïs Effendina geführt. Er war sehr erfreut, mich zu sehen, besonders, da ich nicht sicher hatte sagen können, ob ich kommen werde. Er begrüßte mich mit einem kräftigen Händedruck und sagte!:
„Sie sind da, schon seit der Mittagszeit. Sie lagern am Ende des Maijeh.“
„Brennen sie Feuer?“
„Sechs, jedenfalls schon um der vielen Stechfliegen willen, vor denen es dort am offenen Sumpf ohne Feuer gar nicht auszuhalten wäre. Hier im dichten, ziemlich trockenen Wald sind wir glücklicherweise nicht sehr von ihnen geplagt.“
„Kennst du den Plan, den Ibn Asl morgen verfolgen will?“
„Nein. Wie soll ich ihn kennen?“
„Ich denke, du bist dort gewesen. Hast du nicht gelauscht?“
„Werde mich hüten! Soll ich soweit hinangehen, bis ich sie sprechen hören kann? Dann kann ich auch gesehen und ergriffen werden!“
„Aber es gibt oft gewisse Anzeichen, aus denen sich Schlüsse ziehen lassen. Hast du nichts Derartiges bemerkt?“
„Nein. Sie saßen um die Feuer und aßen und schwatzten. Aber was sie sprachen, das verstand ich nicht, da ich nicht nahe genug war.“
„Hast du Ibn Asl
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