Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Ibn Asl selbst entkommen als seine Stute laufen lassen!
    Er war sichtlich von dem Resultat, welches der Scheik el Beled ihm brachte, enttäuscht. Er fuhr fort:
    „Da du die Stelle nicht kennst, an der die Gefangenen-Karawane lagert, so ist unser erster Plan nicht auszuführen. Jammerschade! Zwanzig Asakerhunde! Und wir zählen fünfmal mehr! Wie leicht hätten wir sie draußen auf der freien Steppe umzingeln können!“
    Ah, da hörte ich es ja! Ich hatte ganz richtig gedacht. Wie gut, daß ich diesen Umweg nach Norden, Osten und endlich Süden gemacht hatte! Wären wir in gerader Richtung geblieben, so hätte Ibn Asl uns überfallen, heute abend schon, bevor wir den Dschebel Arasch Qol erreichten! Der Scheik antwortete auf den ihm gemachten Vorwurf:
    „Wahrscheinlich ist es gut für uns, daß dies nicht geschehen ist. Du kennst den Effendi. Er ist wachsam und versäumt keine Vorsicht. Überraschen hätten wir ihn unmöglich können.“
    „Aber eingeschlossen wäre er worden, eingeschlossen von hundert Mann! Bedenke das! Er hätte sich auf Gnade oder Ungnade ergeben müssen, ohne die Hand rühren zu können!“
    „Glaube das nicht! Der und sich ergeben! Du kennst ihn ja noch besser als ich. Ich bin überzeugt, daß du an der Wahrheit deiner eigenen Worte zweifelst. Es wäre gewiß zum Kampf gekommen. Rechne, daß jeder Askari nur einen von uns erschossen hätte! Auf den Effendi aber mußt du mehrere rechnen. Ich bin sogar überzeugt, daß der Giaur sich sofort persönlich gegen dich gewandt hätte.“
    „Mich hätte er gar nicht gesehen. Ich weiß, was ich mir schuldig bin. Ich bezahle meine Leute gut; dafür müssen sie kämpfen. Meine Sicherheit aber ist allzu wichtig für sie, als daß sie verlangen könnten, daß ich mich selbst am Kampf beteilige. Das ist nicht Mutlosigkeit, sondern Berechnung, Vorsicht von mir. Meinst du, ich hätte mich dahin gestellt, wo die Kugeln pfeifen mußten? Aber wenn sie wirklich kommen, so werden sie unser, ohne einen Schuß tun zu können.“
    „So trefft die Vorbereitungen ja nicht etwa zu spät. Der Effendi sagte, daß er eine Stunde nach dem Gebet der Morgenröte am Dschebel Arasch Qol ankommen werde, und er hält gewiß Wort. Also muß die Abteilung, welche du nordwärts senden willst, spätestens um Mitternacht hier abgehen.“
    „Ich sende sie schon vorher ab. Du bist also der Überzeugung, daß sich diese Leute im Regenbett verstecken können, ohne bemerkt zu werden?“
    „Ja. Geht man nur einige Minuten in diesem Bett aufwärts, so erweitert es sich und ist da mit Kittr-Büschen angefüllt, die eine prächtige Deckung bieten. Wenn dann, wenn der Tag anbricht, einer auf den Felsen steigt, kann er die Karawane kommen sehen. Man läßt sie vorüber, um ihr dann langsam und unbemerkt zu folgen, bis sie sich zwischen den steilen Wänden des Dschebel und den Krokodilen des Maijeh auf dem schmalen Weg befindet. Diese unsere Abteilung befindet sich hinter der Karawane; unsere anderen Leute stehen schon vor derselben bereit, und gerade dann, wenn die Gefangenen in den Sumpf geworfen werden sollen, lasse ich als Führer der ersteren Abteilung den ersten Schuß hören. Das Ergebnis ist nicht zweifelhaft. Der Effendi muß einsehen, daß er von einer übermächtigen Anzahl Feinde eingeschlossen ist und daß Widerstand der reine Wahnsinn sein würde. Er wird sich ergeben. Um ihm dies zu erleichtern, kannst du ja auf Bedingungen eingehen, welche du dann nicht zu halten brauchst.“
    Das war ja ganz vortrefflich! Dieser Scheik el Beled wollte nach demselben Regenbett, in welches ich mich in Hinterhalt hatte legen wollen. Die Falle, welche mir gestellt werden sollte, war genau diejenige, welche ich ihnen legen wollte. Wie gut, daß ich gegen den Willen des Emir herbeigeschlichen war, um zu lauschen.
    „Wieviel Mann gibt du mir mit?“ fragte der Scheik weiter.
    „Wieviel brauchst du?“
    „Die Hälfte von deinen hundert wäre eigentlich richtig, aber ich brauche sie nicht und begnüge mich mit weniger.“
    „Ich gebe dir vierzig, so bleiben mir sechzig. Ihr marschiert eine Stunde vor Mitternacht ab, also vielleicht in einer Stunde. Ist es notwendig, daß wir in gegenseitiger Verbindung bleiben?“
    „Nein. Es wäre überhaupt schwer, dieselbe zu unterhalten. Sie müßte um den langen Maijeh herum stattfinden, und das würde viel zuviel Zeit erfordern. Der Plan ist ja so einfach. Sobald es Tag wird, besetzt du die Südseite des Busens. Die Karawane kommt von Norden her, und ich

Weitere Kostenlose Bücher