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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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gebettet hatten: unter dem kleinen Felsüberhang, wo er auch gestorben war. Faustgroße Fleggen umsirrten ihn. Der Gestank war im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Die hohen Temperaturen des Sommers förderten die Verwesung.
    Mecloot verscheuchte die Insekten mit der Lanze. Teggar nickte ausdruckslos. »Ruuk war also noch nicht wieder hier«, stellte er fest. »Wir haben Glück.«
    Die vier anderen Männer sahen sich fragend an. »Wir nehmen ihn also mit?«, wollte einer von ihnen wissen.
    Chiiftan Teggar ging in die Knie und betrachtet das Wesen, das ihm die Unsterblichkeit geschenkt hatte. Raubvögel hatten das Gelee der dunklen Augen gefressen. Die Haut trocknete langsam aus und hatte sich zusammengezogen. An einigen Stellen war sie bereits aufgeplatzt. Die wulstigen Lippen hatten sich zurückgezogen und gaben lange Fangzähne frei. »Ja«, sagte Teggar und begann seinen Speer unter den Schultern des Hüters durchzuschieben. »Kommt, helft mir.«
    Mecloot und die anderen verkanteten ihre Lanzen unter dem toten Wesen, bildeten so eine Trage für den geflügelten Bewahrer. Sie mussten seine Schwingen so falten, dass sie unter ihm lagen, damit sie nicht auf dem Boden schleiften, als sie ihn zum Boot trugen. Dort warteten bereits die anderen.
    Den Platz, wo zuvor die Holzkiste mit den Überresten Mavriks gestanden hatte, nahm jetzt der tote Körper des Hüters ein.
    Bald darauf waren die Boote wieder im Wasser und das regelmäßige Platschen der Ruder erklang erneut.
    Wenn der Hüter nicht mehr aus eigener Kraft zu seinen Kinder kommen kann, dann müssen wir ihn eben holen , hatte Teggar nach der Rückkehr Mavriks ins Dorf zu Mecloot gesagt, und dieser hatte seiner Idee, den Bewahrer einen ehrenvollen Platz in ihrer Mitte einnehmen zu lassen, zugestimmt. Der Hüter liebte seine Kinder und würde es zu schätzen wissen, mitten unter ihnen zu sein.
    Auf der Rückfahrt schwieg selbst die Heilige Frau.
    Neben den Geräuschen des Wassers hörten sie nur das Hämmern und Sägen aus dem Dorf über den See schallen, das von der Vorbereitung des Totempfahls zeugte.
    ***
    Ostküste Irlands, Mitte Oktober 2516
    Sanft glitt der Amphibienpanzer aus den Wellen der Irischen See auf den Kiesstrand der Grünen Insel. Auf den Bildern, die die Außenkameras übertrugen, konnte man sehen, wie das Salzwasser von den sechs hinteren Rädern herabfloss. Die Steuerachse mit den beiden restlichen Rädern lag unter der Cockpitschürze verborgen und konnte mit den Kameras nicht erfasst werden.
    Wenn Matt nicht alles täuschte und das in PROTOs Bordcomputer eingespeicherte Kartenmaterial einigermaßen brauchbar war - so war es zumindest bis jetzt gewesen -, dann gingen sie etwa auf Höhe von Belfast an Land, wahrscheinlich ein kleines Stück südlicher.
    »Ich finde es ja toll, dass PROTO schwimmen kann«, sagte Ann nüchtern, »aber ich bin froh, dass die Schaukelei endlich ein Ende hat!« Sie sprang aus dem Sitz des Copiloten, in dem sie sich den Großteil der Fahrt über festgeschnallt hatte.
    Matt ließ die Luft aus den Ballasttanks abpumpen und justierte den Antrieb ihres Gefährts zurück auf die Land-Einstellung. Die Überfahrt hatte problemlos funktioniert, die Schwimmfunktion hatte einwandfrei gearbeitet.
    Das einzige Manko für die Menschen im Inneren war die fehlende Abfederung von Unebenheiten im Untergrund. Im herkömmlichen Betrieb konnte der Panzer über noch so felsiges Gelände fahren - die Aufhängungen der Räder glichen das weitestgehend aus. Auf dem Wasser nutzte das nichts. Hier schaukelte das Gefährt genauso stark wie jedes an der Wasseroberfläche schwimmende Vehikel.
    Leider hatte sich der Wellengang als etwas stärker erwiesen, als es reine Landmenschen gemeinhin vertrugen. Aruula, Xij und Matt selbst, die schon des Öfteren und auch schon in schwereren Wettern mit Schiffen unterwegs gewesen waren, kamen damit ganz gut zurecht. Ann hingegen, die noch nicht so viel Erfahrung mit dem Bereisen der Weltmeere hatte, litt von der ersten Minute an.
    »Das wird schon wieder«, versuchte Aruula das Mädchen aufzumuntern. »Du wirst sehen, das nächste Mal kannst du -«
    »Wegen mir muss es kein nächstes Mal geben!«, erwiderte Ann heftig, allerdings immer noch mit einem flauen Unterton in der Stimme. »Dad, sag mir, dass wir bis zu Mom nur noch über Land fahren müssen…«
    Matthew lachte. »Du hast Glück, Ann. Bis auf kleinere Flüsse dürften wir kein Gewässer mehr kreuzen, wenn wir an der Küste nach Süden

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