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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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hier verschwinden wollten.« Sie nickte, als müsse sie sich ihre eigenen Worte bestätigen. »Nachdem er gescheitert war, mussten wir weiter warten. So lange, bis die EIBREX kam. Die schien uns geeignet für unseren Exodus.«
    »Exodus?«
    Eve ging nicht darauf ein. »Da wir wussten, dass die Fregatte nach zwei, drei Tagen wieder ausläuft, entwickelten wir in Windeseile einen Plan, um sie in unsere Hände zu bekommen. Wegen der schwer bewaffneten Besatzung konnten wir sie nicht einfach von außen überfallen. Doch Leonard erinnerte sich an die Sage vom Trojanischen Pferd.«
    »Uff«, machte Rulfan. »Ich verstehe. In den Kisten waren nicht nur die Tiere, die ihr von den Barbaren habt fangen lassen. Lass mich raten: Sie hatten allesamt einen doppelten Boden. So kamt ihr an Bord und habt die Besatzung überwältigt. Zumindest einen Teil davon.«
    Eve nickte.
    »Aber wie habt ihr das angebliche Schmuggelgeschäft eingefädelt, ohne das der Plan mit den Kisten nicht funktioniert hätte? Sampson hat nicht wirklich mit Wadeel verhandelt, stimmt's?«
    »Nein, hat er nicht. Wir machten uns den Umstand zunutze, dass Sampson jeden Mittag zuverlässig für zwei Stunden aus seinem Büro verschwindet. Wir haben das Büro einfach übernommen, Leonard hat den Hafenkommandanten gespielt und Wadeel dort antanzen lassen.«
    »Und wenn er nicht auf das Angebot eingegangen wäre?«
    »Glaub mir, Rulfan: Wenn man sich auf etwas verlassen kann, dann ist es die menschliche Gier nach Profit. Als die Kisten dann an Bord waren, habe ich mit meinen Männern das Schleusenhaus überfallen und den Zaun abgelassen. Und um jede Gefahrenquelle auszuschalten, haben die Barbaren in der Zwischenzeit die Hafengeschütze unbrauchbar gemacht. Alles war bis ins Kleinste geplant. Doch dann tauchte Sampson mit seiner Spezialtruppe auf und hat das Schleusenhaus zurückerobert.«
    Rulfan brannte vor allem eines auf der Seele: »Was glaubst du, Eve? Wird mein Vater die Bordgeschütze abfeuern lassen, wenn Sampson die Durchfahrt nicht wieder öffnet?«
    »Darauf kannst du dich verlassen…«
    Die Tür flog auf. Ein Gesgeh-9 -Mann trat ein. Er zerrte Rulfan unsanft in die Höhe. »Los, mitkommen«, zischte er.
    Der Albino registrierte kaum, dass er nach oben in den Leuchtturm gebracht wurde. Eine verzweifelte Frage wütete in seinem Hirn: Wie konnte es sein, dass die Technos, allen voran sein Vater, ihre Menschlichkeit verloren hatten? Wie konnten sie unschuldige Stadtbewohner unter Beschuss nehmen?
    Was auch immer mit ihnen geschehen war, es musste mit den Schatten zu tun haben. Waren ihre Seelen ebenfalls versteinert und nicht wieder zurückverwandelt worden? Fest stand: Sie hatten ihm etwas vorgespielt im Dorf. Der herzliche Empfang war nur falscher Schein gewesen.
    Die Wache ließ ihn alleine in einem Raum zurück. Doch der Albino musste nicht warten. Die Frau mit der Pelzmaske betrat den Raum. Sie hatte eine Pistool in der Rechten und stützte sich mit der Linken an der Wand ab. Funkelnde Augen starrten ihn forschend an. Er glaubte Hass darin zu erkennen. »Wer bist du?«, fragte er.
    Unvermittelt zog sich die Frau die Fellmaske vom Kopf.
    Rulfan starrte sie an. Das Gesicht mit dem mehrfach gebrochenen und nur notdürftig wieder verheilten Jochbeinknochen, das seine Symmetrie dadurch verloren hatte, verzog sich zu einem grotesken Grinsen.
    Rulfan hielt ihrem Blick stand. »Die Wunden sind noch nicht alt«, sagte er ruhig. »Wer hat dir das angetan?«
    »Ja, schau mich nur an«, flüsterte die Frau und die Laute kamen zischend aus dem schiefen Mund, dem zudem einige Zähne fehlten. »Ich war eine schöne Frau, eine sehr schöne Frau sogar, und ich war stolz darauf. Aber dann haben mich die Wiedererwachten wie einen räudigen Hund mit Steinen beworfen und mich fast getötet. Ich konnte gerade noch entkommen. Und Leonard, den ich geliebt habe, hat es gutgeheißen. Dieser Mistkerl.«
    »Du bist Breedy, die Halbnosfera?«
    Sie musste ihre Position verändern und stöhnte dabei. »Ja, Breedy, die bin ich. Und weil sie mich gesteinigt haben, nehme ich nun Rache. Ich habe dem Hafenkommandanten gesteckt, dass die EIBREX heimlich verschwinden will und deswegen das Schleusenhaus überfallen wurde. Nun sitzt Leonard in der Falle. Er und die anderen sind besessen. Sie werden mit allen Mitteln zu entkommen versuchen. Wenn sie die erste Kanone auf die Stadt abschießen, ist ihr Schicksal besiegelt.«
    »Du sagst, sie wären besessen«, sagte Rulfan. »Was weißt du

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