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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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erkannten die Menschen im beleuchteten Raum hinter der breiten Scheibe. »Ich mach euch alle, ich schick euch zu Orguudoo«, zischte Ben, während einer der Kanoniere eine Granate in das Rohr schob. Der Verschluss klickte metallisch.
    Ben der Schreckliche hatte die am weitesten vom Schleusenhaus entfernte Flak besetzt, er hatte also auch am meisten Zeit benötigt, sie zu erreichen. Die anderen hatten ihre Kanonen sicher vor ihm klar gemacht. Da sie alle auf seinen ersten Schuss warten mussten, würden sie das Schiff gemeinsam unter Feuer nehmen können.
    Ben löste die Flak aus. Der Lärm ließ die Männer fast taub werden. In einer ballistischen Bahn flog die Granate zur EIBREX hinüber - und donnerte in die Bordwand! Im flackernden Schein, der den Hafen erhellte, konnte Ben deutlich sehen, dass das Geschoss nicht durchschlug. Enttäuscht brüllte er auf.
    Andere Treffer erzielten bessere Ergebnisse. Fünf Granaten schlugen im Hinterdeck und in den Aufbauten ein. Glas splitterte, Metall riss, ein Radarmast brach, stürzte auf Deck und begrub zwei Männer unter sich; für kurze Zeit ging auch auf der EIBREX die Welt unter. Feuerherde entstanden auf Deck. Männer kamen mit Feuerlöschern und bekämpfen die Flammen.
     
    Die Fregatte hatte ob der Treffer zu schaukeln begonnen. Die Brücke war zwar unbeschädigt geblieben, aber den Besatzungsmitgliedern und den Inselbewohnern war das Grauen deutlich vom Gesicht abzulesen. Der Prime und die beiden anderen Technos blieben gelassener. Sie hatten schon weit Schlimmeres erlebt.
    »Geschützstellungen ausgemacht?«, fragte Wadeel seinen Feuerleitoffizier mit zitternder Stimme.
    »Aii, Kapitaan.«
    »Vernichten mit Leichtgeschützen. Doch vorher eine Rakete auf das Schleusenhaus.«
    Sekunden später löste sich eine zweite Rakete von der EIBREX. Mit schrillem Pfeifen zischte sie über das Wasser - und schlug direkt in den Leuchtturm über dem eigentlichen Ziel. Wieder erschien eine neue Sonne über dem Hafen.
    Der Geschützturm auf dem Vorderdeck hatte sich währenddessen auf das nächste Hafengeschütz ausgerichtet. Präzise, tödlich. Während ein Geschosshagel die Flak zerschmetterte und die Kanoniere tötete, schlugen weitere Granaten auf der EIBREX ein. Doch mehr als mittelschwere Verwüstungen an den Aufbauten konnten sie nicht anrichten.
    Plötzlich senkte sich der Stahlzaun! Sofort beugte sich Kapitaan Wadeel über das Sprachrohr. »Feuer einstellen!«, befahl er eigenmächtig, darum bemüht, weiteres Blutvergießen zu vermeiden. »Sie geben den Weg frei!«
    Eine der verbliebenen Flaks im Hafen feuerte noch einmal, dann schwiegen auch sie. Leonard Gabriel, der schon auf Wadeel angelegt hatte, um ihn den Befehl widerrufen zu lassen, senkte das Gewehr wieder. Offenbar verzichteten auch Gundars Truppen auf einen weiteren Beschuss.
    »Lassen Sie volle Kraft voraus setzen!«, befahl er dem Kapitaan.
    »Was ist mit Eve Neuf-Deville?«, warf Ibrahim Fahka ein. »Lassen wir sie zurück?«
    »Wir haben keine Wahl«, entgegnete Gabriel hart. »Wir bringen die ganze Mission in Gefahr, wenn wir bleiben und einen Befreiungsversuch starten. Wer weiß, ob sie überhaupt noch lebt.«
    Sir Ibrahim schien kurz in sich zu lauschen. »Sie lebt und will zu uns gelangen«, sagte er dann bestimmt.
    »Es bleibt dabei.« Sir Leonards Stimme duldete keinen Widerspruch. »Kapitaan, führen Sie meinen Befehl aus!«
    Kurz darauf drehte sich das Schiff mit dem Bug zum Meer hin und glitt langsam aus dem Hafen hinaus.
    ***
    Eine Serie dumpfer Explosionen war zu hören. Rulfan zerrte verzweifelt an seinen Fesseln. »Hörst du das, Breedy? Es hat begonnen! Mach mich los! Wir müssen den Zaun ablassen, sonst legt mein Vater die ganze Insel in Schutt und Asche. Willst du, dass Hunderte sterben müssen?«
    Das Halbblut zögerte, in seinem entstellten Gesicht zuckte es. Als der Boden unter ihren Füßen zu zittern begann, seufzte Breedy und beugte sich tatsächlich zu Rulfan hinunter. Einige Augenblicke später war er frei.
    Als er sich gerade die Handgelenke massierte, begannen die Hafengeschütze zu antworten!
    »Du hast gelogen«, zischte Breedy hasserfüllt und trat einen Schritt zurück. »Die Hafenkanonen sind nicht außer Gefecht. Ich kenne ihren Klang.« Die Nosfera hob die Pistool.
    Rulfan ruckte nach vorne und trat gegen das Fußgelenk der Blutsaugerin. Mit einem Schrei verlor sie das Gleichgewicht, stürzte und ließ die Waffe fallen. Rulfan widerstrebte es zwar, aber es ging nicht anders: Er

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