Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
Gewehrmündung in die Rippen. Wadeel krümmte sich leicht zusammen. »Kein Grund, Hoffnung zu schöpfen, Kapitaan. Sie werden mit dem Schiff auf den Hafenzaun zuhalten und ihn mit vollem Schub durchbrechen. Verstanden?«
    »Das… geht nicht«, keuchte Wadeel unter sichtlichen Schmerzen. »Bis zum Zaun können wir niemals Vollkraft erreichen. Höchstens ein Drittel…«
    »Wenn wir nicht durchkommen, sind Sie dran!« Leonard Gabriel schlug nun vollkommen unbeherrscht mit dem Gewehrkolben gegen eine Konsolenverkleidung, dass es krachte. »Tun Sie also Ihr Bestes.«
    »Volle Kraft voraus!«, meldete Wadeel darauf hin per Sprachrohr in den Maschinenraum.
    Rulfan hatte sich währenddessen an die Panoramascheibe zurückgezogen. Über das Vorderschiff hinweg beobachtete er gespannt, wie die EIBREX IV langsam auf die vom Mondlicht beschienene Hafenausfahrt zuglitt. Obwohl die Maschinen kräftiger zu stampfen begannen, entwickelte die Fregatte kaum Schub.
    Da müsste mehr Power drauf sein , dachte der Albino angespannt. Hat Wadeel einen Trick angewandt, ein geheimes Signalwort vielleicht? Läuft eine der Schrauben vielleicht sogar rückwärts? Und was ist das mit dem Zaun? Hat Gundar Verräter in den eigenen Reihen, die ihn sabotieren?
    Die EIBREX IV glitt auf den Stahlzaun zu. Er hatte jetzt wieder die volle Höhe von drei Metern erreicht. Noch zehn Speerlängen, fünf, drei… Rulfan war so angespannt wie alle anderen. Er schloss für einen Moment die Augen und klammerte sich an einem Rohr fest, das über ihm verlief.
    Zwei Längen, eine, jetzt !
    Die Fregatte stoppte so abrupt, als sei sie gegen eine Wand gelaufen. Rulfans Muskeln spannten sich an, als er sich gegen den Ruck stemmte. Es gelang ihm, sich auf den Beinen zu halten. Fahka, der den Fehler gemacht hatte, sich beim Aufprall nicht gegen die vordere Wand zu drücken, prallte dagegen. Stöhnend, mit einer Platzwunde an der Stirn, rutschte er daran herunter.
    Sir Leonard hingegen stand wie eine Eins. Die Gewehrmündung erstickte eventuell aufkommende dumme Gedanken Wadeels im Keim. »Los, mehr Schub, wir brechen durch!«, brüllte Leonard und Rulfan glaubte einen Moment, die blauen Adern auf seiner Glatze würden zerspringen, so dick traten sie hervor.
    »Mehr Schub!«, gab der Kapitaan in den Maschinenraum durch. Aber die Fregatte konnte den Zaun nicht durchbrechen. Stattdessen geriet sie in eine halb schräge Lage, weil die Schrauben das Heck seitlich wegschoben. Ein letztes Zittern lief durch den fast hundertfünfzig Meter langen Rumpf, dann erstarben die Motoren. Stumm trieb das Schiff mit dem Heck vollends auf den Stahlzaun und lag nun parallel zu ihm.
    Wadeel hob entschuldigend die Hände. »Mehr Kraft ging nicht, es tut mir leid. Ich hab's ja gleich gesagt.«
    Leonard knirschte mit den Zähnen. Er konnte dem Kapitaan das Gegenteil nicht beweisen.
    »Du wirst uns helfen, Rulfan«, sagte er plötzlich. »Ich schicke dich als Parlamentär zum Schleusenhaus hinüber. Du wirst diejenigen, die das Gitter hochgezogen haben, auffordern, es sofort wieder abzulassen. Verstanden? Sonst werde ich mit den Bordwaffen ganz Sainpeert zusammenschießen lassen.«
    »Dad, du… bist ja verrückt.« Das Entsetzen stand Rulfan ins Gesicht geschrieben. Was er nicht hatte glauben wollen, fand er in diesem Moment bestätigt: Sein Vater war ein Diktator der allerschlimmsten Sorte! Und er handelte keineswegs in Gundars Auftrag!
    Der Albino schluckte schwer. »Nein, Dad, ich gehe nicht. Ihr seid Kriminelle. Das unterstütze ich nicht.«
    Sir Leonard flüsterte mit einem der anderen Entführer. Der verließ die Brücke und erschien kurz darauf wieder. Mit der Gewehrmündung trieb er einen gefesselten Matrosen vor sich her. Er ließ den Mann vor Gabriel niederknien.
    Der Prime hielt ihm die Gewehrmündung ins Genick. »Wenn du dich weiter weigerst, mein Sohn, werde ich ihn vor deinen Augen erschießen. Und fünf Minuten später den Nächsten. Willst du das?«
    Rulfans Gesicht wurde noch eine Spur blasser, als es ohnehin schon war. Und auch wenn es ihm undenkbar schien: Er glaubte seinem Vater. »Also gut, ich gehe«, sagte er leise und seine Zähne mahlten hörbar aufeinander.
    Leonard Gabriel nickte zufrieden. »Kapitaan, lassen Sie Ihre Männer ein Rettungsboot abfieren.«
    ***
    Rulfan saß mit versteinertem Gesicht in dem zu Wasser gelassenen Beiboot. Es hatte einen Außenbordmotor; ein Mann der Besatzung steuerte es zur Schleusenanlage hinüber.
    Leonard Gabriel hatte ihm seine

Weitere Kostenlose Bücher