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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Castle zu schweben, im strahlend blauen Frühherbsthimmel, der sich über die schottischen Highlands spannte. Noch schmiegte sich die Steuerkanzel der MYRIAL auf drei Rädern auf den ausgedörrten, mit Disteln übersäten Boden.
    Nimuee, Jed Stuarts Lebensgefährtin, umklammerte seine Hüften mit beiden Armen und drückte sich eng an ihn. Die kleine, zierliche, bleiche Frau schaute zu ihm hoch. »Sei nicht so pessimistisch, Emrys«, erwiderte sie lächelnd und beobachtete Rulfan, der in der Steuerkanzel saß und an irgendwelchen Hebeln hantierte. »Natürlich fliegt das Ding weiter als bis über den nächsten Hügel. Du hast doch die Probeflüge verfolgt. Rulfan sagt, dass er damit problemlos über den Kanal kommt.«
    »Hm, ja. Du hast recht, Liebes. Vielleicht. Denn ich habe, nun ja, kein gutes Gefühl bei der Sache. Bei allen Testflügen war gutes Wetter, kaum Wind. Und was ist, wenn Rulfan in einen, äh, Sturm gerät? Es wird langsam Winter, auch wenn's noch nicht so aussieht, das Wetter wird rauer. Irgendwie denke ich, dass er sich auf ein Wagnis einlässt, das er, nun, nicht wirklich kontrollieren kann. Und ich denke, dass Myrial, hm, auch dieser Meinung ist. Ich fühle mit ihr, auch wenn ich Rulfan natürlich verstehen kann.«
    Die Blicke des Königspaares wanderten gleichzeitig zu Rulfans Lebensgefährtin, die ganz allein im Schatten der Burgmauer stand und von dort aus das Treiben beobachtete. Jed und Nimuee glaubten ihre düstere Miene bis hierher sehen zu können, obwohl sicher vierzig Meter Distanz zwischen ihnen lag. Kein Zweifel in der Wahrnehmung herrschte dagegen über das kleine Bäuchlein, das sich seit kurzer Zeit über ihrem schmalen Gürtel wölbte und das selbst das luftige Kleid nicht mehr verbergen konnte. Die junge Schottin mit den feuerroten Haaren trug Rulfans Kind unter dem Herzen, und das bereits im fünften Monat.
    In diesem Moment drehte sich Myrial um und ging über die Zugbrücke in die Burg zurück. Arteer, ihr älterer Bruder, sah ihr kurz nach. Er stand mit den Celtics, Jed Stuarts persönlicher Leibwache, etwas abseits. Turner, Myrials jüngerer Bruder, bemerkte ihren Abgang gar nicht. Zusammen mit Lieutenant Patric Pancis, Jed Stuarts Vertrautem, fuhrwerkte er an der Luftschraube herum. Dabei teilten die beiden eine ziemlich wacklig dastehende Leiter.
    Rulfan in der Steuerkabine schien immer ungehaltener zu werden, stieg schließlich aus und trat zu Pancis, redete auf ihn ein und deutete dabei zwei, drei Mal zu der Hülle empor. Der Techno stieg von der Leiter. Danach umrundeten die Männer das Luftschiff, während Turner weiter schraubte. Pancis zog bedauernd die Schultern hoch und kletterte selbst in die Kanzel. Aber auch er stieg kurz danach wieder aus, enterte die eiserne Leiter, die hinter dem Cockpit in die Hülle führte, und verschwand darin.
    »Nun, hm, da scheint etwas nicht zu funktionieren, Liebes. Komm, gehen wir mal, äh, nachsehen.«
    Bald darauf stand das Königspaar neben den Männern. »Gibt's Schwierigkeiten?«, fragte Nimuee.
    Rulfan, mit nacktem, schweißglänzenden Oberkörper und lediglich einer knielangen Taratzenfellhose bekleidet, zog ein finsteres Gesicht. »So könnte man sagen«, erwiderte er. »Eine der Steuerflächen lässt sich nicht bedienen. Wahrscheinlich hat sich das Gestänge verhakt oder ist ganz gebrochen.«
    »Gebrochen!«, rief Pancis aus dem Bauch der MYRIAL und seine Worte kamen seltsam dumpf unten an. »Das müssen wir austauschen!« Gleich darauf stand er wieder neben Rulfan. »Tut mir leid, aber du wirst heute nicht mehr starten können. Ich schätze, dass wir bis morgen Nachmittag für die Reparatur brauchen. Jetzt noch drei Stunden, bis die Nacht kommt, der Rest morgen.« Pancis grinste schief.
    Rulfan war noch weniger zum Grinsen zumute als zuvor. Er schlug mit der rechten Faust auf die linke Handfläche. Nimuee glaubte Wut in den roten Albinoaugen funkeln zu sehen. »Davon abgesehen, dass ich so schnell wie möglich aufbrechen will, wird das wieder Wasser auf Myrials Mühlen sein.«
     
    Tatsächlich wagte Rulfans Lebensgefährtin nach Einbruch der Dunkelheit, als die Burgbewohner um ein großes Lagerfeuer saßen, eine Widderkuh brieten und Krüge mit gutem Mecgreger-Uisge kreisen ließen, einen erneuten Vorstoß. Myrial saß neben ihm, nahm plötzlich seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. »Fühl mal, deine Tochter hat sich gerade bewegt«, sagte sie leise.
    Rulfan lächelte und biss in den Braten. »Mein Sohn . Ich bin

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