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Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)

Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)

Titel: Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgina Devon
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1. KAPITEL

    Die Morgensonne funkelte gerade erst durch das dichte Blätterdach. Um diese frühe Stunde lag der Green Park noch verwaist, nicht einmal Dienstboten waren unterwegs.
    „Miss Juliet, das können Sie einfach nicht machen“, mahnte Ferguson streng, die morgendliche Stille durchbrechend.
    Juliet Smythe-Clyde spähte zwischen ihren zimtbraunen Wimpern zu ihm auf und wackelte in den viel zu großen Husarenstiefeln – sie stammten aus dem Schrank ihres jüngeren Bruders – mit den Zehen. Dann stampfte sie mit dem Fuß auf, damit der Absatz besser saß. „Lieber so, als dass Papa gegen den teuflischen Duke kämpft.“
    Dem großen, dürren Kutscher sträubte sich der prächtige Backenbart. „Der Herr ist erwachsen. Sie aber sind noch ein junges Ding und sollten seinen Streit nicht für ihn ausfechten.“
    „Genug jetzt“, sagte Juliet und schlüpfte aus dem Rock, der ihrem Bruder wie angegossen saß und an ihr wie ein viel zu weiter Morgenmantel herumschlackerte. „Hier, nehmen Sie das, und legen Sie es sorgfältig zusammen. Harry bekommt einen Anfall, wenn wir seinen Rock zerknittern.“
    Ferguson schnaubte, legte den Rock aber vorsichtig auf den Sitz der klapprigen Kutsche. Hobson, der Butler, ebenso rundlich wie majestätisch, reichte seiner jungen Herrin einen Kasten mit zwei Duellpistolen. Juliet griff nach der unteren Waffe.
    „Die ist schon fix und fertig geladen, Miss“, sagte Hob-son, „hab mich selbst drum gekümmert.“
    Aus Trotz nahm Juliet die andere Pistole.
    „Die ist auch geladen“, sagte Hobson und gestattete sich ein wissendes Lächeln, das allerdings bald verlosch. „Halten Sie inne, Miss Juliet, solange es noch geht.“
    Ferguson stellte sich neben seinem Kollegen auf. Trotz ihrer ungleichen Stellung in der Dienstbotenhierarchie hatten die beiden sich rasch miteinander angefreundet. „Dasselbe sag ich ihr doch auch die ganze Zeit, seit diese Geschichte angefangen hat. Aber sie will einfach nicht hören.“
    „Ich muss es einfach tun“, sagte Juliet. Ihr brach die Stimme, als die Furcht, die sie die ganze Zeit unterdrückt hatte, außer Kontrolle zu geraten drohte. „Jemand muss Papa doch vor seiner neuesten Torheit bewahren.“
    „Herrje, Kindchen, dieser Jemand sollten doch aber nicht Sie sein!“, erwiderte Ferguson, der vor Zorn und Sorge in seinen heimischen Dialekt verfiel. „Sie haben dem Herrn nicht eingeblasen, dass er dieses Weib heiraten soll!“
    „Ich habe Mama aber versprochen, mich um Papa zu kümmern“, flüsterte sie. Ihr krampfte sich der Magen zusammen, als sie an den letzten Wunsch ihrer Mutter dachte. Mama war vor knapp einem Jahr gestorben, doch Juliet erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen.
    Mama hatte auf dem Ruhebett im Morgenzimmer gelegen, und die bleiche Sonne hatte ihren eingefallenen Wangen eine trügerische Röte verliehen. Die Krankheit hatte sie unter ständigen Schmerzen aufgezehrt, sodass Juliet insgeheim froh war, als das Ende kam. Sie konnte es nicht ertragen, ihre geliebte Mama so leiden zu sehen.
    Als Mama sie zu sich gewinkt hatte und sie bat, sich um Papa – ihren unbeständigen, verantwortungslosen Papa – zu kümmern, hatte Juliet es ihr versprochen. Sie hätte alles getan, um Mamas Leiden zu lindern. Alles. Und schließlich musste sich ja jemand um Papa kümmern, wenn Mama einmal nicht mehr war. Das war jedem klar.
    Sie seufzte. Sie hatte Papa nicht davon abhalten können, Mrs. Winters zu heiraten, aber sie konnte nun verhindern, dass er sein Leben wegen dieser Frau wegwarf. Bestimmt würde nicht einmal der Duke of Brabourne einen jungen Mann erschießen, der für den ursprünglichen Duellgegner nur eingesprungen war – oder?
    Außerdem war der Duke im Unrecht. Nicht sie oder Papa. Der Duke war derjenige, der die Gattin eines anderen verführt hatte. Nachdem er schon im Unrecht war, sollte er auch in die Luft feuern. Das wäre das einzig Ehrenhafte.
    Juliet straffte die Schultern und sah am Lauf der Pistole entlang. Dadurch, dass sie auf dem Land aufgewachsen war, hatte sie doch einiges gelernt. Sie schoss wirklich ausgezeichnet, obwohl Brabourne mit der Pistole ebenso tödlich sein sollte wie mit dem Degen, und genauso kaltherzig.
    Da hörte sie das Getrappel von Pferdehufen. In einiger Entfernung von ihrem Trüppchen hielten drei Männer unter einer großen Eiche. Sie trugen modische Reitröcke, enge Breeches und glänzende Husarenstiefel, und auf dem Kopf thronten verwegen ihre Kastorhüte. Sie kannte alle

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