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286 - Der körperlose Herrscher

286 - Der körperlose Herrscher

Titel: 286 - Der körperlose Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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noch nicht vollendeten Gebäude ab und schwamm auf den Eingang einer Grotte zu.
    Andere Hydriten passierten ihn, aber sie nahmen weder Notiz von ihm noch von Quart'ol. Seine Tarnung funktionierte offensichtlich. Die Rüstung, die er trug, sah denen der Sar'kiras täuschend ähnlich.
    Je länger er den anderen verfolgte, desto sicherer wurde er, dass es tatsächlich Mer'ol war. Er bewegte sich genau wie sein ehemaliger Schüler. Aller Vernunft zum Trotz schwamm er ihm in die dunkle Grotte nach und erkannte, dass er sich in einer Art Vorratshöhle befand, in der Kelp-Pflanzen und Algen gehalten wurden. Die Grotte war hydritenleer und Quart'ol konnte sich nicht länger zurückhalten.
    »Was machst du hier?«, klackte er scharf.
    Der andere - bei Ei'don, es war wirklich Mer'ol! - fuhr zu ihm herum und zuckte zusammen, als habe ein Dreizack ihn getroffen.
    »Was…? Wer…?«, stotterte er. Offensichtlich erkannte er Quart'ol mit dem verfremdeten Gesicht nicht.
    »Wie konntest du zu den Mar'os-Jüngern zurückkehren?«, schnarrte Quart'ol vorwurfsvoll. »Hast du uns verraten?«
    Mer'ols Augen weiteten sich und drohten aus den Höhlen zu quellen. Er wich so weit zurück, dass sein Körper zwischen die Algen geriet. »Quart'ol? Bist du das?«
    Quart'ol war wütend. Er wusste, dass er vorsichtig sein musste. Er hatte vielleicht einen Feind vor sich, aber das konnte und wollte er trotz allem nicht glauben. Mer'ol war für ihn, seit er dem Mar'os-Kult einst abgeschworen hatte, immer ein guter Freund gewesen; einer der besten.
    »Ja, verdammt. Ich bin es«, antwortete er.
    »Bei Ei'don, was tust du hier?«
    Quart'ol registrierte sehr wohl, dass Mer'ol den Gott des Friedens nannte und nicht Mar'os. Ein Trick, um ihn in Sicherheit zu wiegen? »Eine Hydritin wurde an diesen Ort entführt«, sagte er. »Ihr Name ist E'fah. Ich bin gekommen, sie zu befreien.«
    Mer'ols Atem beschleunigte sich so sehr, dass das Wasser Wirbel bildete. »E'fah? Aber… sie ist ein Liebling von Mutter .«
    Quart'ol horchte auf. » Mutter? Ist damit die Mutter von Sar'kir gemeint?«
    Das Gurgeln wurde zu einem Lachen, das nicht fröhlich klang. »Nein. Nein, das ist es nicht. Mutter ist ein Geschöpf, das selbst ich nicht begreifen kann. Sie ist ein… ein Stein. Das heißt, ich glaube, sie besteht auch aus anderen Stoffen, aber ich kann sie nicht untersuchen. Sie hat ein Bewusstsein und ihre telepathischen Kräfte sind gewaltig.« Mer'ol senkte seine Stimme und sah sich um, aber sie waren noch immer allein in der Vorratshöhle. » Mutter hat E'fah geistig unterworfen und einen Hydriten namens Quesra'nol. Ihn stellt sie als Gott dar, aber in Wahrheit ist er nur ihre Ziermuschel. Er ist das Bindeglied, über das sie regiert.«
    Quart'ol verstand das alles nicht und es verstörte ihn. »Wo ist Sar'kir? War das Tentakelmonster in der Stadt?«
    Nun war es an Mer'ol, erstaunt dreinzuschauen. »Von einem Tentakelmonster weiß ich nichts. Sar'kir ist tot. Mutter hat sie berührt. Mutter kann Leben in Stein verwandeln. Sie hat eine weitere Hydritin getötet, aber die Nahrung bekam ihr nicht, deshalb schickte sie E'fah aus, um Menschen zu holen.«
    Quart'ol schauderte. War er in eine arktische Strömung geraten? Die plötzliche Kälte ließ ihm die Zähne aufeinander schlagen, und auch wenn er wusste, dass es nur eine innere Kälte war, fühlte sie sich real an.
    »Was ist Mutter ? Wo kommt sie her?«
    »Niemand weiß es. Aber sie hat vor, die Stadt bald zu verlassen.«
    »Und was machst du hier?« Noch immer quälte ihn die Frage. Er hoffte, Mer'ol wäre aus demselben Grund hier wie er. »Spionierst du die Stadt aus? Arbeitest du für eine der anderen Städte?«
    Mer'ol senkte den Scheitelkamm. Er war immer verdrießlich gewesen - und ehrlich. In diesem Augenblick wirkte er wie ein Häufchen Elend. »Ich… ich hatte einen Traum. Sar'kir… Hast du sie je gesehen, Quart'ol?«
    Quart'ol nickte. »Sie ist… war beeindruckend.«
    Mer'ol sah von ihm fort auf den felsigen Boden. »Ich glaubte wirklich, Sar'kir könne das Unmögliche schaffen und den Mar'osianern ein neues, gemäßigtes Zentrum geben. Ich wollte sie in diesem Plan unterstützen.«
    »Dann bist du ein Sar'kira?« Das war schlimmer als er befürchtet hatte, andererseits konnte er Mer'ol verstehen. Auch er hatte auf eine friedliche Koexistenz gehofft, selbst wenn er niemals bereit gewesen wäre, ein Mar'os-Jünger zu werden.
    Plötzlich strahlte ein heller Lichtblitz auf, der in die Grotte hineinfiel.

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