Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
286 - Der körperlose Herrscher

286 - Der körperlose Herrscher

Titel: 286 - Der körperlose Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
an mir sieht .
    Ob Mutter damit den Tachyonenmantel meinte, der ihn seit dem Aufenthalt im Zeitstrahl umgab? War es dieser Glanz, den nur sie sah?
    Er hatte nur eine Chance, sie zu besiegen, wenn er leben wollte. Es war Zeit zu handeln. Geschäftig kraulte er aus der Throngrotte, um die Spinne zu holen. Der einzige Weg, der offen war, war der Weg nach vorne.
    ***
    Drei Phasen nach der Besprechung bereitete sich Quart'ol auf seinen Ermittlungseinsatz in Neu-Martok'shimre vor. Sie hatten ihren Plan leicht abgeändert und die jüngste Entwicklung miteinbezogen. Gilam'esh würde gemeinsam mit einer Schutztruppe zu Sar'kir reisen. Er hoffte darauf, mit der schönen Mar'osianerin zu verhandeln und E'fah unblutig zu befreien.
    Falls Sar'kir noch das Sagen in der Mar'os-Stadt hatte, standen die Chancen gut, sich friedlich zu einigen. Aber sie würden davon nicht ausgehen, sondern sich absichern. Eine weitere Gruppe von kampferprobten Hydriten würde im Kelpwald vor der Stadt Stellung beziehen und unter Kal'rags Kommando das Geschehen aus der Ferne beobachten, um im Notfall ihren Rückzug zu sichern.
    Quart'ol würde wie ursprünglich geplant mit den Waffen und der Ausrüstung als vermeintlicher Mar'os-Jünger zusammen mit dem Delfiin in die Stadt eindringen. Er war das As im Ärmel, wie Maddrax sagen würde. Der Joker, mit dem niemand in Neu-Martok'shimre rechnete.
    Gutmütig tätschelte er Ta'u auf die künstliche Flosse. Ta'u war ein Delfiin, auch wenn das äußere Erscheinungsbild nicht unbedingt darauf schließen ließ. Er stammte vom Kratersee, dem ehemaligen Stützpunkt der Daa'muren auf der Erde. Wie alle Spezies in deren direkten Umfeld hatte auch er heftige Mutationsschübe durchgemacht.
    Auf der Suche nach neuen Körpern und vor allem geeigneten Gehirnen für ihre in Kristallen gespeicherten Geister hatten die Daa'muren in das vorhandene Leben der Erde eingegriffen. Die Menschen waren bereits zu weit entwickelt gewesen und wurden durch die so genannte CF-Strahlung systematisch verdummt. Trotzdem waren letztlich nicht sie die »auserwählte« Spezies, sondern eine gestaltwandlerische Echsenart.
    Ta'u war gut sieben Meter lang und von braunschwarzer Färbung. Die senkrecht stehende Schwanzflosse zuckte leicht, während das zutrauliche Tier sich an Quart'ol drängte. Es war zahm wie ein Zierfisch und doch ein mächtiger Verbündeter. Er selbst hatte Ta'u vor einigen Jahren nach Hykton gebracht.
    Das Tier war ein direkter Nachkomme von Ti'u, dem Delfiin, der Quart'ol im Kratersee beigestanden hatte, als er Mer'ol rettete. Während es Ti'u wieder hinaus in die Meere gezogen hatte und Quart'ol ihn so selten sah, dass er nicht einmal wusste, ob der Delfiin noch lebte, war Ta'u von ihm nach Hykton gebracht worden und bereits wenige Wochen nach seiner Geburt in der Nähe der HydLabs - der Hydriten-Laboratorien - in einer Forschungsstation aufgewachsen.
    Quart'ols Hand berührte das dunkelbraune bionetische Material, das die beeindruckend hohe Rückenflosse bildete. Eigentlich besaß der Delfiin mit dem krokodilartigen Kopf und den rot schimmernden Augen keine solche Rückenflosse. Außer einem Streifen schwarzer Hornplatten, die den Delfiin zu einem idealen Reittier machten, war auf dem Rücken keinerlei Erhöhung. Die Flosse war ein künstlicher Aufsatz, in der Quart'ols Ausrüstung verborgen lag. Sie sah täuschend echt aus, und da normale Delfiine noch immer eine Rückenflosse besaßen, war Quart'ol guter Dinge, dass das Schmuggelversteck den Mar'osianern nicht auffallen würde.
    Als er mit Ta'u auf die rotleuchtende Stadt zu schwamm, spürte er, wie verkrampft er war. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und seine Schuppen fühlten sich kalt wie Eis an. Wie Bel'ar es gesagt hatte, war sein letzter Einsatz nur mit Glück kein finales Desaster gewesen. Hoffentlich verlief diese Mission besser.
    Er pumpte das Wasser in die Kiemen und ging in Gedanken alles durch, was er über Tir'uz wusste, den Mar'os-Jünger, als der er sich ausgeben wollte. Er presste die Beine noch fester um den Leib Ta'us und schmiegte sich an die künstliche Flosse, hinter der er wenig Platz zum Sitzen hatte. Mit geschlossenen Augen fühlte er die Gesichtsmaske aus dehnbarem Material, die ihm die Konturen von Tir'uz verlieh. Er war ein wenig größer als der Mar'os-Jünger, hoffte aber, dass die zwei Handbreiten nicht auffielen.
    Quart'ol staunte über das Wachstum der Stadt. Dort entstand ein neues Zentrum, wie es seit Jahrtausenden nicht existiert

Weitere Kostenlose Bücher