286 - Der körperlose Herrscher
schaden!«
Quart'ol sah, wie die Seespinne innehielt. Offensichtlich war ihr Interesse geweckt.
E'fah schwamm vor. »Der Steingott will hören, was ihr zu sagen habt.«
Quart'ol betete zu Ei'don, dass Mer'ol die richtigen Worte fand. Überrascht registrierte er, wie der Hydree auf dem Thron in sich zusammensackte. Er machte keinerlei Anstalten, sich zu verteidigen. Hatte Mer'ol ins Schwarze getroffen?
E'fah sah von Quart'ol zu Mer'ol. »Sag uns, was Quesra'nol geplant hat.«
»Erst werde ich den Verräter fesseln«, sagte Mer'ol bestimmt. »Er ist eine Gefahr für Mutter .« Damit schwamm er näher an den Thron heran.
E'fah machte ihm Platz. » Mutter spürt Quesra'nols Verrat. Erzähle, was du weißt.«
Während Mer'ol den Hydree erreichte und ihn mit Pflanzensträngen zu fesseln begann, sah Quart'ol erleichtert, wie Gilam'esh sich regte. Noch schien es keiner der anderen bemerkt zu haben.
»Sein Verbrechen ist so ungeheuerlich«, klackte Mer'ol an die Seespinne gewandt, »dass niemand sonst es hören sollte.«
E'fah zögerte kurz, dann sprach sie erneut. Mer'ol und Quart'ol zweifelten nicht daran, dass das Steinwesen sie als Sprachrohr benutzte. »Verlasst die Grotte! Nur du, Quesra'nol und Gilam'esh«, sie blickte kurz zu dem am Boden Liegenden hin, »bleiben.«
Mer'ol und Quart'ol sahen einander an. Das war ihre Chance. Wenn sie es geschickt anstellten, würde Quart'ol das Muscheltor von innen verschließen können, nachdem die restlichen Wächter die Grotte verlassen hatten.
Der hydritische Wissenschaftler bewegte sich absichtlich langsam, aber zielstrebig. Er schloss sich den Wachen an, die die Grotte verließen. Mit seinem Blick fixierte er die bionetische Stange, die in einer Vertiefung an der Wand lehnte. Er schwamm absichtlich dicht an ihr vorbei und wurde dabei immer langsamer. Vor ihm verließ ein Wächter nach dem anderen die Throngrotte.
Bei einem Blick zurück sah Quart'ol aus den Augenwinkeln, wie die Spinne den Hydree auf dem Thron packte. Wie Gilam'esh zuvor hielt sie Quesra'nol mit dem vorderen Beinpaar. Der urwüchsige Hydrit wehrte sich nicht. Er schien jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben zu haben.
Quart'ol riss sich zusammen und wandte den Blick ab. Er musste sich auf den Moment konzentrieren und auf seine Aufgabe. Eben war der letzte Wachhydrit hinausgeschwommen und zog dabei die eine Hälfte des Torflügels hinter sich zu.
Jetzt!
Quart'ol schnellte herum, riss die lange Stange an sich und stemmte sie gegen den zweiten Flügel. Die Wachen fuhren herum, doch es war zu spät. Schon schloss sich das Tor und Quart'ol schob die Stange zielgenau durch die bionetischen Korallengriffe des Tores. Sie drängten die Stange gegen die Torflügel und die Wand. Ein schmatzendes Geräusch erklang, als das Material der Stange mit der Wand und dem Tor verschmolz.
Der Stein war ganz mit Quesra'nol beschäftigt gewesen und auch E'fah hatte gebannt zugesehen, wie die Spinne den leblosen, gefesselten Körper langsam im Wasser drehte. Selbst als sich Quart'ol den Helm aus Walknochen vom Kopf riss und den Schockstab zog, den er unter dem zu großen Brustpanzer versteckt hatte, reagierten sie nicht.
Erst als von außen heftig ans Tor geschlagen wurde, fuhr E'fah herum und schrie auf. Gleichzeitig zog auch Mer'ol seine Waffe, wich zurück und richtete den Schockstab auf die Seespinne.
***
Greif sie an! Sie werden dir nichts tun!
Mutters Stimme hallte in E'fahs Kopf wider. Sie starrte abwechselnd auf die beiden Hydriten, die Schockstäbe gezückt hatten und sie und Mutter bedrohten. Sie war hin- und hergerissen zwischen ihrer Pflichterfüllung und dem unwirklichen Wunsch, sich dem Hydriten mit dem schön gefärbten Scheitelkamm zu ergeben.
Gilam'esh. Das war sein Name. Als Mutter ihn mit ihrem Spinnenkörper gepackt hatte, hatte E'fah geglaubt, es würde ihr das Herz zerreißen. Sie hatte nicht mehr atmen können und nicht gewusst, was sie tun sollte. Sie musste Mutter dienen. Aber konnte sie tatenlos zusehen, wie sie Gilam'esh umbrachte? Dieser Hydrit, den sie… ja, was?
Liebte , klackte irgendwo eine Stimme in ihren Gedanken, und es war nicht ihre Stimme. Es war eine alte Stimme aus der Vergangenheit. E'fah hatte einst gemeinsam mit Gilam'esh den Körper des Sehers Yann Haggard geteilt. Zusammen waren sie in diesem Menschenkörper nach der vergessenen Hydritenstadt Gilam'esh'gad gereist und hatten dort ihre jetzigen Klonkörper erhalten.
E'fah hatte Gilam'esh zu Anfang misstraut. Er lehrte den
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