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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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sagt.«
    »Vielleicht trägt er es gar nicht bei sich, sondern es ist in ihm drin.« Aruula erschauderte. »Es kommt mir so vor, als sei er gar kein Mensch.«
    Sie konzentrierten sich auf die Jagd. Matt gelang es, mit dem Driller ein mächtiges Rind zu erlegen, das sie in dieser Form noch niemals gesehen hatten. Mit Hilfe der anderen wurden die besten Stücke herausgeschnitten, zum Luftschiff transportiert und dort gebraten. Am späten Vormittag stieg die MYRIAL II wieder in die Luft.
    Alastar saß stundenlang an einem Fenster und starrte hinunter auf die gleichförmige weiße Landschaft, die kaum Abwechslung bot, höchstens einmal einzelne Tiere oder Dörfer. Er war heute nachdenklicher als sonst.
    ***
    Vergangenheit, Anfang August 2526
    Jeef erwachte vor Tagesanbruch. Der Sturm pfiff um das Haus und ließ es ächzen und stöhnen. Einen Moment lang überlegte der Fünfzigjährige, ob er sich einfach umdrehen und weiterschlafen sollte, so wie seine liebe Frau Gaath neben ihm, die mit einem beneidenswert tiefen Schlaf gesegnet war. Doch er widerstand seinem inneren Schweinehund, der mit den Sommern immer stärker geworden war, und quälte sich aus den warmen Decken. Die Spannung unter Jeefs mächtigem Bauch war so unerträglich stark, dass er für einen Moment überlegte, Gaath zu wecken und mit ihr einen weiteren Jünger Arfaars zu zeugen, denn ihr Körper war bereit dazu.
    Dann unterließ er es aber, denn Gott Arfaar lehrte sie, nur so viel zu besitzen, wie man selbst tragen konnte. Und was sonst bedeuteten diese weisen Worte, als nur so viele Kinder zu zeugen und großzuziehen, wie man Mäuler stopfen konnte. Mehr als sieben hungrige Münder, das einer überaus gefräßigen Frau und sein eigenes konnte er aber momentan nicht satt bekommen; und genau genommen war schon das eine überaus mühsame Angelegenheit.
    Viele Einwohner Kaikies ließen in ihrer Beziehung zu Arfaar in letzter Zeit stark nach. Sie besuchten die Gottesdienste nicht mehr und - was schlimmer war - schickten auch ihre Kinder nicht mehr in den Arfaar-Unterricht. Das bedeutete wesentlich weniger Coiins und Lebensmittel für Jeef und seine Familie und er fragte sich bereits, ob er nicht eine zusätzliche Arbeit als Widderhirte oder gar Widderschlächter annehmen sollte.
    Am meisten schmerzte es ihn jedoch, wie leichtfertig sich die Menschen von der weisen, zutiefst wahren Lehre dieses wunderbaren Gottes abwandten, weil ihnen irdische Dinge wichtiger erschienen. Immer wollten sie irgendwelche Kurzweil und andere Abwechslungen und der Dienst an Arfaar erschien ihnen zunehmend langweiliger. Jeef hätte weinen mögen.
    Der mittelgroße Mann mit dem ungepflegten, bis auf den Bauch fallenden Vollbart verzichtete wie so häufig aufs Waschen, zwängte sich in den mit grünblauen Vierecken gemusterten Kilt der Cembells, bereitete das Breekfees zu, das hauptsächlich aus Hegges und ein wenig Shiipmilch bestand, und weckte dann seine Kinder und Gaath. Gemeinsam dankten sie Arfaar für das, was er ihnen täglich zukommen ließ, auch wenn es momentan deutlich weniger war als sonst.
    Als der Tag dämmerte, zog Jeef mit seinen Kindern durch das noch schlafende Dorf im Grenzgebiet zwischen den schottischen Low- und Highlands, in dem höchstens ein paar Hunde bellten, zu Arfaars Kirche hinauf. Vergangenen Sommer hatten sie das schmucke Gebäude mit dem kleinen Turm noch gemeinsam auf einem Felsen hoch über den Häusern errichtet, jeder hatte mitgeholfen und war stolz darauf gewesen, dass Kaikie nun ein eigenes Arfaar-Haus besaß, was sonst nur noch Ardenach am Loktai aufweisen konnte. Überdies war es von der Heiligen Mutter persönlich eingeweiht worden. So schnell änderten sich die Zeiten.
    Immerhin, seine Kinder waren bisher treue Arfaarer geblieben und hatten allen Anfeindungen heldenhaft widerstanden. Das machte Jeef mächtig stolz und rührte ihn zugleich, vor allem dann, wenn seine Kinder ihm Mut zusprachen und ihm versicherten, sich niemals von Arfaar abzuwenden.
    Jeefs Laune hob sich immerhin ein bisschen, als er vier weitere wartende Kinder gewahrte. Hastig nahm er ihnen die Coiins, den Krug Shiipmilch und ein Stück Räucherfleisch ab, mit denen sie den Unterricht bezahlten.
    Heute behandelte Jeef mit seinen Schülern die Himmelfahrt Arfaars bei Salbuur. Dazu legte er sich ein Gewand an, dem nachempfunden, das König Arfaar im Moment seiner Himmelfahrt getragen hatte: ein weißer Umhang mit rotem Kreuz und ein goldfarbener Brustschild, den Jeef allerdings

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