287 - Meister der Lüge
nur aufgemalt hatte.
»Wer von euch kann mir etwas über die Himmelfahrt Arfaars erzählen?«, fragte er und furzte dabei. Er konnte einfach nicht anders, denn seit einiger Zeit verursachte jede noch so kleine Mahlzeit üble Gase in seinem Bauch.
Die Schüler, die bleich und unausgeschlafen aussahen und nur mühsam ein Gähnen unterdrückten, rutschten unruhig und naserümpfend auf ihren Stühlen hin und her. Trotzdem reckten alle die Hand nach oben. Jeef nahm einen kleinen rothaarigen Jungen namens Greeg dran, von dessen Eltern das Räucherfleisch stammte.
»Der König Arfaar war'n schöner Mann, der wo so'n Strahlen um sich rum gehabt hat, wie'n Aynjel, und alle Leute waren geblendet«, legte Greeg los. »Und er ist mit seinem Leuchten durch Britana gezogen und alle Soldschers mit ihm, denn Arfaar wollte gegen die Feinde kämpfen, ich glaub, das war'n die Demeeren, die wo Britana überfallen und auslöschen wollten. Aber die Technos in Salbuur wollten nicht mit unserem König Arfaar ziehen, sie wollten die Demeeren selbst bekämpfen, weil sie dachten, mit ihren EWATS seien sie besser. Deswegen haben sie unseren König Arfaar angegriffen, aber der Arfaar und seine Soldschers war'n stärker und haben die Technos auf die Nuss gehauen, denn der Arfaar hat sie mit seinem Leuchten so geblendet, dasse die Soldschers aus ihren EWATS nicht mehr sehen konnten und daneben geschossen ham. Und manche Technos sinn gleich an dem Leuchten draufgegangen, ham keine Luft mehr gekriegt und sin sogar verbrannt in ihren EWATS…«
Hol mal wieder Luft, Junge…
Greeg dachte gar nicht daran. Seine Augen funkelten und seine Arme waren mit Gänsehaut bedeckt, als er die Heldengeschichte mit bebender Stimme weitererzählte. »Die Technos mussten aufgeben, katepultier'n oder wie das heißt, und denen ihr Anführer Gabreel hat auch versprochen, dasse sich Arfaar unterwerfen und mit ihm ziehen, aber als sie gerade den Frieden gemacht ham, hat so'n kleiner Techno mit nur noch einem Bein dem Arfaar einfach die Rübe weggeblasen mit so 'ner Laserkanone, wo sie gehabt haben. Das hat die Heilige Mutter von dem Arfaar genau gesehen, weil sie dabei war. Dann ist unser lieber König Arfaar in noch stärkerem Leuchten wie die Sonne in den Himmel aufgefahr'n und dort sofort zum Gott geworden und nun wacht er von da oben über uns und schaut, dass es uns immer gut geht, wenn wir nur immer unseren Arfaar-Dienst gut machen und zu ihm beten und ihm Sachen opfern tun und auch seine Priester Sachen geben, damit die nicht verhungern und immer gut für…« Er verstummte erschrocken. Beinahe hätte er sich verhaspelt. Aber dann ging's auch schon weiter. »Und wenn wir das nicht machen, dann schickt der Arfaar uns irgendwann 'ne Dürre oder Sinnflut und so was und wir gehen alle drauf.«(im Wesentlichen erzählt Greeg die Geschichte, die in MADDRAX 117: »Die Rückkehr des Königs« nachzulesen ist, richtig, wenn auch mit mythischen Ausschmückungen)
Jeef nickte wohlgefällig und lächelte; auch deswegen, weil er die lästigen Gase endlich aus dem Bauch hatte. »Sehr gut, Greeg, sehr gut. Bist'n guter Erzähler und weißt alles richtig. Und jetzt wollen wir mal schau'n, ob die Aiin die Himmelfahrt vom Arfaar genauso gut erzählen kann…«
So verging der Morgen. Normalerweise entließ Jeef die Kinder erst kurz vor der Mittagszeit wieder, doch heute tat er es eine Stunde früher, denn der Duft des Räucherschinkens kitzelte ihn gewaltig in der Nase. Schon seit vielen Tagen hatte er kein so gutes Stück Fleisch mehr gehabt. Natürlich würde er es wie immer gerecht mit seiner Familie teilen.
Als er mit seinen Kindern die Kirche verließ, sah er den Fremden zum ersten Mal. Er war den schmalen Pfad zu Arfaars Haus hochgestiegen und wartete bei dem Felsen, aus dem Jeef demnächst eine Arfaar-Statue schlagen wollte.
Es hatte zu regnen begonnen, der Himmel über Kaikie war grau in grau, aber das schien dem Fremden nichts auszumachen. Neugierig musterte er Jeef und seine Schar, während das Wasser aus seinem kurzgeschnittenen braunen Bart tropfte und in kleinen Bächen von dem flachen schwarzen Helm lief, den er trug.
Groß und kräftig war der Fremde, ein Mann in mittleren Jahren, gekleidet in ein Lederwams, das Arme und Beine unbedeckt ließ. Über das gesamte rechte Bein zogen sich dicke rote Narben; er musste irgendwann eine furchtbare Verwundung erlitten haben. Er trug gleich zwei Schwerter mit sich, eines am Gürtel und eines, in einer Kralle steckend,
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