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2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sonnenschein begleitete Phil und mich am nächsten Morgen auf unserem Weg zur Federal Plaza. Der Wetterumschwung vermochte unsere Stimmung jedoch ganz und gar nicht zu beflügeln. Die Ungewissheit zerrte an unseren Nerven. Viel lieber hätten wir noch am Abend oder in der Nacht einen Großeinsatz zur Befreiung Deana Shuberts gestartet.
    Doch das Entscheidende wussten wir noch nicht. Wo wurde Deana gefangen gehalten?
    Mehrere Fachleute arbeiteten fieberhaft daran, uns diese Frage zu beantworten. Seit den Abendstunden, die ganze Nacht hindurch, waren sie im Einsatz.
    Die Maßnahmen, die dazu ergriffen werden mussten, liefen bereits, seit wir Matt Shubert am vergangenen Abend nach Rikers Island begleitet hatten. Losgefahren waren wir erst, nachdem im Haus der Shuberts eine Psychologin eingetroffen war, die wir zur Betreuung von Elaine angefordert hatten.
    Matt war allein in seinem Wagen gefahren. Phil und ich folgten ihm im Jaguar – allerdings nur bis zum Parkplatz vor der Brücke zur Gefängnisinsel. Dort warteten wir auf ihn, während er sein Büro im Robert N. Davoren Center aufsuchte und tat, was er tun musste. Dabei kam uns entscheidend zugute, dass der Direktor häufiger abends noch einmal auf die Insel zurückkehrte, um dringende Arbeiten zu erledigen oder an Besprechungen teilzunehmen.
    Die Wartezeit auf dem Brückenparkplatz nutzten Phil und ich, um mit dem Chef Verbindung zu halten. Auf die Weise erfuhren wir, wie weit die Schritte gediehen waren, die er in die Wege geleitet hatte. Nach der Beschreibung, die uns Matt Shubert von dem Videoclip der Entführer geliefert hatte, wussten wir bereits, dass Deana in einem Gebäude festgehalten wurde, in dem sich ein Bewässerungssystem in Form eines gemauerten Kanals befand, das aus der Zeit der ersten holländischen Siedler stammte.
    Mr High setzte sich mit Historikern und Archäologen in Verbindung, die an New Yorker Universitäten und für Forschungsinstitute der Stadt arbeiteten. Es dauerte lange, bis der Assistant Director in der Lage war, ein Team zusammenzustellen, das aus den drei am besten geeigneten Experten bestand – zwei Historikern und einem Archäologen. Wichtigste Qualifikation, die sie erfüllen mussten, war die genaue Kenntnis örtlicher geschichtlicher und vor allem baugeschichtlicher Grundlagen.
    Weil Deana in dem Erpresservideo von holländischen Siedlern gesprochen hatte, gingen wir davon aus, dass sie in einem Gebäude innerhalb von New York gefangen war – ebendort, wo sich die Niederländer vor mehr als vierhundert Jahren erstmals angesiedelt hatten.
    Ein noch nicht abzuschätzendes Problem konnte sich ergeben, wenn die Wissenschaftler das fragliche Gebäude nicht in New York City fanden. Dann mussten wir die Suche bis in das obere Hudson-Tal bei Albany ausdehnen, wo sich im 17. Jahrhundert die meisten Holländer niedergelassen hatten. Unsere Hoffnung bestand jedoch darin, dass die Kidnapper es nicht riskieren konnten, mit ihrer Geisel eine derart große Entfernung zurückzulegen.
    Gleichzeitig mit den Historikern und Archäologen hatte Mr High einen Techniker aus unserer IT-Abteilung ausgesucht, der über die erforderlichen Kenntnisse und die notwendigen Programme verfügte, mit denen sich ein gelöschter Videoclip auf einem Computer wiederherstellen ließ.
    Auf dem Weg durch die verschiedenen Sicherheitsschleusen und Korridore des Gefängnisses mochte Matt Shubert von dem einen oder anderen der Gefangenen beobachtet worden sein, die unter Aufsicht in einem der sozialen Bereiche wie Küche, Bibliothek oder Fitnesszentrum arbeiteten. So war es möglich, dass Cesar Levitt von Shuberts Anwesenheit erfuhr.
    Dass der Gefängnisdirektor indessen in seinem Büro etwas anderes getan hatte, als dringende Verwaltungsarbeiten zu erledigen, hatte niemand mitbekommen. Auch das Personal hatte längst Feierabend, als Shubert hinter verschlossenen Türen in seinem Büro die Festplatte seines Computers ausgebaut und in seiner Jackentasche verstaut hatte.
    Da alles wie vorgesehen geklappt hatte, war Matt Shubert zum morgendlichen Dienstbeginn wahrscheinlich schon wieder in seinem Büro eingetroffen, wo er die Festplatte an ihren angestammten Platz im Rechner steckte.
    Unser Kollege aus der Technik hatte seinen Job noch vor Mitternacht perfekt erledigt. Das Video war unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen an die Wissenschaftler übermittelt worden, und sie hatten mit ihrer Nachtarbeit begonnen. Auch auf unseren Rechnern war der Clip inzwischen

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