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2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein!«, rief sie und lachte weiter. Unvermittelt wurde sie ernst. »Soll ich dir was verraten?«
    »Ja«, hörte er sich krächzen und kam sich lächerlich vor. Was, in aller Welt, sollte er denn sonst auf eine solche Frage antworten?
    »Gut.« Sie streichelte seine Wange jetzt. Ihr Gesicht war ihm unverändert nahe. »Ich verrate dir, wie hoch dein Hinterkopf über dem Wasser ist. Oder wie tief. Das ist die gleiche Geschichte wie mit dem halb vollen oder halb leeren Glas. Also …« Sie wiegte seinen Kopf in ihrer Hand leicht auf und ab. »Ich schätze mal, das ist ungefähr eine Handbreit. Und wenn ich jetzt plötzlich loslasse, dann …«
    Er hörte nicht, was sie noch sagte.
    Denn jäh klatschte es um ihn herum. Kälte und Nässe umschlossen ihn. Das Wasser drang ihm in die Ohren und gleich darauf in die Nase. Chlorgeschmack füllte Nebenhöhlen und Stirnhöhle, so schien es. Zu spät schloss er die Augen, um ein Brennen zu vermeiden. Er riss den Mund auf, um Luft zu bekommen, doch er war bereits untergetaucht und schluckte Wasser.
    In Todesangst wollte er um sich schlagen, sich aufbäumen, doch die gnadenlose Frau hatte an alles gedacht. Seine Arme hatte sie fest unter seinen eigenen Körper geklemmt, und sie selbst hatte sich lang ausgestreckt auf ihm platziert, sodass er nicht einmal die Beine anwinkeln konnte.
    Er schrie unter Wasser, machte dadurch alles nur noch schlimmer, weil er das letzte bisschen Atemluft aus seinen Lungen presste. Ihm schwanden die Sinne, dunkle Ringe tanzten vor seinen Augen. Die Bewegungsunfähigkeit, das Gefühl, in einer Zwangsjacke zu stecken, brachte ihn an den Rand des Wahnsinns.
    ***
    Auf einmal war wieder Luft um ihn herum. Er prustete, hustete, sog die Luft gierig ein und verschluckte sich an einem Rest von Wasser. Er hustete heftiger, glaubte, an den Tropfen in seiner Luftröhre ersticken zu müssen. Doch endlich kam die Erleichterung, als sein Atmen wieder einsetzte.
    Erstaunt registrierte er, dass sein Brustkorb sich frei hob und senkte. Kaila lag nicht mehr auf ihm, und er hing nicht mehr mit dem Kopf über dem Wasser. Er lag auf dem Trockenen, neben dem Pool, auf den Granitplatten, mit denen die Umgebung des Beckens gepflastert war.
    Anscheinend hatte es die Teufelin nicht die geringste Mühe gekostet, ihn herüberzuwuchten. Rechts neben ihm begann ein Stück Rasen; es führte leicht ansteigend bis zur Terrasse. Er blinzelte, rieb sich die Augen, konnte den Himmel wieder sehen.
    Vor ihm, über seinen Füßen, stand Kaila in Herrscherpose, breitbeinig, die Hände zu Fäusten geballt und in die wohlgerundeten Hüften gestemmt. Ihre hinreißende Figur war der pure Hohn, gemessen an ihrer Niedertracht und ihrer Brutalität. Shubert dachte daran, dass er jetzt, in dieser Sekunde, in der Lage war, ihr einen Tritt zu versetzen und vielleicht …
    Nein, ausgeschlossen. Er konnte sie nicht überwältigen. Einen Mann hätte er wohl an seiner empfindlichsten Stelle treffen und vorübergehend kampfunfähig machen können, wenn er so dagestanden hätte wie sie. Aber Kaila würde darüber nur lachen. Und dann würde sie ihn erst richtig spüren lassen, zu welchen Gemeinheiten sie fähig war.
    Sie nickte und blickte grinsend auf ihn herab.
    »Recht so«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Versuch es gar nicht erst. Sei ein braves Kerlchen und hör zu, was ich dir zu sagen habe.« Als er nicht sofort antwortete, herrschte sie ihn an. »Verstanden?«
    »Ja, verstanden«, stieß er hastig hervor – und unterwürfig, wofür er sich selbst verachtete.
    »Na also.« Sie lächelte zuckersüß und verharrte in ihrer überlegenen Pose. »Ich erkläre dir, was du zu tun hast – beziehungsweise was du nicht zu tun hast. Dass wir deine Tochter haben, weißt du, und was ihr passieren würde, wenn du nicht mitspielst, kannst du dir möglicherweise vorstellen. Du hast mitgekriegt, wie es Gillian ergangen ist. Und aus dem Gefängnis bist du ja auch einiges an Nettigkeiten gewohnt.«
    »Hör auf«, stöhnte er gequält. »Ich brauche keine Einzelheiten.«
    »Ah!«, rief sie. »Unser gemeinsamer Freund, der Imperator, hat sich also nicht getäuscht. Du hastnoch Vatergefühle für Deana, obwohl du so tust, als ob dir der Kontaktabbruch total egal ist.« Sie musterte ihn, wartete auf eine Reaktion, doch diesmal fuhr sie fort, als nichts von ihm kam. »Es ist ganz einfach. Die nächste Fleischlieferung für die Gefängnisküche wird nur einen geringen Fleischanteil haben. Zwischen ein

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