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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorhanden war, kann man sich denken, wenn ich sage, daß das erlegte Nilpferd eine Länge von wenigstens vier Metern hatte.
    Wir hatten uns noch nicht lange im Lager befunden, so kehrte das ausgesandte Boot zurück, und die Insassen desselben zeigten mir an, daß der Raïs Effendina schon am Ansegeln sei. Ich begab mich nach der Nilpferdfalle, um ihn dort zu erwarten, da diese Stelle sich am besten zum Anlegen eignete. Von dort aus sah ich bald darauf das Schiff im Eingang des Maijeh erscheinen und nach wenigen Minuten kam der Emir allein an das Ufer.
    Ich berichtete ihm von dem Erfolg, welchen meine Sendung gehabt hatte, und er war sehr erfreut darüber. Auch er fand es für sehr vorteilhaft für uns, daß die Bor entschlossen waren, in solcher Zahl an unserm Zug teilzunehmen. Dennoch gab er erst dann, als ich ihm versichert hatte, daß dieselben nicht etwa eine Heimtücke gegen uns beabsichtigten, den Befehl, daß die Besatzung des Schiffes an das Land kommen solle.
    Während dies geschah, führte ich ihn zu dem Häuptling, der ihn, natürlich durch den Dolmetscher, mit ehrerbietigen Worten begrüßte. Dann lud er ihn ein, sich mit nach der Savanne zu begeben, um die dort befindlichen Bor-Krieger ebenfalls zu besichtigen. Da ich dieselben schon gesehen hatte, verzichtete ich darauf mitzugehen, und der Raïs Effendina konnte die Leitung der notwendigen Marschvorbereitungen selbst in die Hand nehmen. Ich hatte also nichts zu tun, und weil es noch mehrere Stunden bis zum Anbruch des Abends war und ich nicht müßig bleiben wollte, so gedachte ich, mich durch eine Jagd auf eßbare Vögel zu beschäftigen. Da der Häuptling die Gegend kennen mußte, so fragte ich ihn, wohin ich mich wohl zu wenden hätte, um zum Schuß zu kommen.
    „Hier wirst du nichts finden, Effendi“, ließ er mir durch Agadi antworten. „Unsere Anwesenheit hat das Wild verscheucht. Aber wenn du nach dem jenseitigen Ufer ruderst, wirst du gewiß finden, was du suchst.“
    „Weißt du nicht, ob ich da drüben vor feindlichen Begegnungen sicher sein werde?“
    „Ich weiß, daß du gar nichts zu befürchten hast. Du wirst auf keinen Menschen stoßen, da die Gegend nur von uns bewohnt wird.“
    Diese Versicherung mußte mein Bedenken, wenn ich ein solches gehabt hätte, vollständig zerstreuen. Ich hatte aber meine Frage nur aus gewohnter Vorsicht, nicht aber infolge irgendeiner Befürchtung ausgesprochen und forderte Ben Nil auf, mich im Boot zu begleiten. Das hörte einer, den ich früher oft mitgenommen hatte, was aber, da er sich seit lange bei dem Raïs Effendina an Bord befand, in letzter Zeit nicht mehr geschehen war, nämlich Selim, der Schleuderer der Knochen! Er trat schnell zu mir heran und sagte:
    „Effendi, nimm mich mit! Ich will auch Vögel schießen.“
    „Ich kann dich nicht brauchen“, antwortete ich ihm in Erinnerung an frühere Kalamitäten, in die er mich gebracht hatte. „Weil du jedenfalls doch nur wieder Dummheiten begehen würdest.“
    Da warf er die langen Arme empor, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und rief aus:
    „Dummheiten! Ich, Selim, der berühmteste Krieger und Jäger des Weltalls, Dummheiten! Hat man schon einmal so etwas gehört! Du beleidigst die Tiefen meiner Seele und betrübst die Gefühle meines Herzens. Vor mir kann der tapferste Held der Erde nicht bestehen. Laß fünfzig Nilpferde und hundert Elefanten über mich herfallen, sie werden mir nichts anhaben können; ich erlege sie vielmehr in der Zeit von fünf Minuten. Und du willst doch nur Vögel schießen!“
    Selbst diese eifrige und beredte Vorstellung hätte mich wohl kaum vermocht, ihm seinen Wunsch zu erfüllen, aber Ben Nil schien Lust zu haben, den alten Schwadroneur wieder einmal mit uns zu nehmen, denn er bat mich:
    „Versage es ihm doch nicht, Effendi! Du hast gehört, daß wir da drüben vollständig sicher sind. Es kann uns also nichts geschehen.“
    „So wird er uns wenigstens die Vögel verscheuchen, denn eine Dummheit macht er ganz gewiß. Nun, wir wollen sehen, ob er sich einmal verständig halten kann.“
    Wir nahmen das kleine Boot unseres Schiffes, welches sehr leicht war und Platz für mehr als zwei Ruderer und einen Steuerer hatte. Ben Nil und Selim ruderten. Wir fuhren quer über den Maijeh hinüber und legten am jenseitigen Ufer an, wo wir ausstiegen und uns in den Wald begaben. Wir schritten wohl über eine Viertelstunde lang durch denselben, kamen aber nicht zum Schuß. Es gab Vögel genug, aber sie waren zu

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