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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie wohnen am Fluß und lagern jetzt am Maijeh. Der Wald ist undurchdringlich. Auf welchem Weg werden sie hierhergekommen sein? Etwa durch den Wald?“
    „Schwerlich. Sie wollen Nilpferde jagen und wohl auch fischen. Sie sind auf dem Wasser hierhergekommen.“
    „Einverstanden! Also wissen wir, was wir zu tun haben. Wir sahen ihre Boote nicht, sie haben sie versteckt, jedenfalls nicht weit von hier, und zwar in der Nähe des Nilpferdpfades, da man auf demselben am leichtesten nach dem Wasser kommt. Wenn wir ihnen diesen Weg abschneiden, können sie nicht fort. Wir sind acht Personen; das gibt vier Doppelposten, je einen im Norden, Süden, Osten und Westen des Lagers. Wir stellen uns am Rand der Lichtung auf, um, wenn der Mond nachher kommt, im Schatten sein zu können. Wollen die Neger auf einer Seite durchbrechen, so ruft der betreffende Posten. Wir andern hören es und eilen hinzu. Das ist alles, was wir zu tun haben. Die alten, schlechten Gewehre der Neger brauchen wir nicht zu fürchten. Kommt! Ich werde euch eure Plätze anweisen.“
    Indem wir leise und langsam zum Lager schritten, ließ ich in der angedeuteten Art und Weise drei Doppelposten hinter mir zurück. Der vierte bestand aus dem siebenten Askari und mir selbst. Ich hatte die südliche Stellung gewählt, weil da der Nilpferdpfad nach dem Maijeh führte und dies die Richtung war, in welcher wir ein Davonschleichen der Neger erwarten konnten.
    Wir beide legten uns auf die weiche Erde. Es war unter den Palmen so dunkel, daß man uns nur dann gewahren konnte, wenn man über uns hinwegstolperte. Die Lagerfeuer verlöschten eins nach dem anderen; als das letzte verglommen war, lagen auch die Tokuls in tiefer Finsternis. Es herrschte dort eine tiefe Stille. Auch die Tierwelt schlief, und kein Lüftchen regte sich. Die Tierwelt, ja, aber nicht die ganze. Myriaden von Leuchtkäfern zuckten unter den Wedeln der Palmen hin, und aber Myriaden Stechmücken fielen über uns her. Die lieben Tierchen sollten sich heute abend leider in uns täuschen. Es gibt nämlich in den Zuflüssen des oberen Nils eine kleine, ein- und linsenblätterige Wasserpflanze, welche gar keinen Geruch zu haben scheint, aber wenn man sie zerdrückt oder gar zerreibt, einen wahrhaft mephitischen Duft entwickelt. Wir waren am Nachmittag durch eine schwimmende Kolonie solcher Wasserpflanzen gerudert und hatten einige Handvoll von ihnen in das Boot geschöpft. Als wir dann ausgestiegen waren, hatten wir uns alle die Hände und die Gesichter mit ihm eingerieben. Dies scheuchte jede Fliege, jede Mücke von uns fort.
    Ich kenne keinen Gestank, welcher demjenigen dieser Sitt ed dschami el minchar gleicht. Wenn trotzdem ein Mensch, zumal ein Europäer, diese Qual derjenigen der Stechfliegenplage vorzieht, so kann man sich eine Vorstellung von der letzteren machen. Wird das Gesicht nicht durch ein Netz geschützt, so kann man es nach kurzer Zeit schon fast nicht mehr für ein menschliches halten. Es schwillt von dem Mückengift an; die Augen verschwinden unter der Geschwulst; die Lippen werden zu förmlichen Wülsten, und die Nase verwandelt sich in einen blauroten Klumpen. Und wehe nun gar der Zunge, wenn es einer oder einigen Mücken gelingt, in den Mund zu kommen! Sie schwillt so an, daß sie fast die ganze Mundhöhle füllt, und wird unbeweglich. Das Sprechen wird zum unbeholfenen Lallen. Ebenso ist es auch mit den Ohren, deren Eingänge sich schließen, so daß man für lange Stunden taub geworden ist. Da läßt sich der Geruch der erwähnten Wasserpflanze doch noch leichter ertragen. Und dazu waren wir gezwungen, weil wir die Moskitonetze im Boot zurückgelassen hatten, da sie uns bei dem, was wir vorhatten, hinderlich gewesen wären.
    So lagen wir eine ganze Weile, wohl eine halbe Stunde lang. Da wurden die bis jetzt so hellen Sterne bleicher, der Himmel im allgemeinen aber heller, denn der Mond ging auf. Er warf da, wo die Palmenkronen Lücken ließen, silberne, zitternde Lichter durch das Dunkel des Waldes, welche die wie Edelsteine flammenden Glühwürmer an sich lockten.
    Da ertönte rechts von uns ein leises Geräusch.
    „Hörst du, Effendi?“ fragte mein Gefährte. „Was mag das sein?“
    „Es kommen zwei Menschen geschlichen, jedenfalls sind es Neger.“
    Sie kamen näher. Wir lagen an der Seite des Pfades unter den Schlinggewächsen, so daß sie uns nicht sahen. Es war hier unter den Palmen dunkel, dennoch erkannte ich die Umrisse ihrer schwarzen Gestalten, und es war mir, als ob

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