29 - Im Lande des Mahdi III
desto eifriger am Land nach, da das Fleisch und ganz besonders der Speck dieses Tieres ein sehr gesuchtes Nahrungsmittel ist. Selbst Weiße halten den Speck für wohlschmeckend und erklären die Zunge für eine Delikatesse.
Das Nilpferd hält sich tagsüber auf dem Grund des Wassers auf und steigt am Abend an das Land, um sich an saftigen Pflanzen zu äsen. Besonders gern geht es da in die Zuckerrohr- und andere Felder, in denen es große Verheerungen anrichtet, da es wenigstens ebensoviel niedertritt, als es abweidet. Es hat da, wie fast jedes Wild, seinen bestimmten Wechsel, den es täglich benutzt, bis es ihn aus irgendeinem Grund aufzugeben gezwungen ist. Auf diesem Wechsel nun stellen die Neger ihre Fallen auf, schwebende Spieße oder Harpunen, welche, um einen kräftigen, tiefgehenden Stoß zu erzielen, mit Steinen beschwert sind. Die Fallen sind mit Vorrichtungen versehen, welche, sobald sie von dem Tier berührt werden, die Harpune von ihrem Halt lösen und zum Fall bringen. Sie sticht sich tief in den Nacken oder Rücken des Tieres ein und kann infolge des Widerhakens von demselben nicht abgeschüttelt werden. Das verwundete Tier stürzt sich ins Wasser und verblutet nach und nach. Die Leiche kommt nicht sofort zur Oberfläche, sondern bleibt oft tagelang und noch länger unten. Wegen der in jenen Gegenden so außerordentlich schnell eintretenden Fäulnis würde das Fleisch verloren sein, aber die Harpune ist, wie schon bemerkt, mit einer langen Leine versehen, an welcher ein Schilfbündel hängt. Dieses letztere kann nicht untergehen; es schwimmt auf der Oberfläche des Wassers und zeigt den Suchenden an, an welcher Stelle das erlegte Wild zu finden ist.
So eine Falle hatten wir vor uns. Der unter derselben hindurchführende Pfad war der Wechsel eines Nilpferdes. Ich schloß natürlich: Wo man eine Falle aufgestellt hat, muß es Menschen geben, und richtete das Steuer nach dem Ufer. Aber ich hütete mich, gerade an dem Wechsel zu landen, und zwar nicht etwa aus Furcht vor dem Tier, sondern aus Vorsicht betreffs der Menschen, welche wir aufsuchen wollten.
Noch wußten wir nicht, ob wir bei ihnen eine freundliche Aufnahme finden würden. Sie kamen jedenfalls zur Falle, um nachzusehen, und mußten, wenn wir dort landeten, unser Boot finden, auf welchem, wenn wir angegriffen wurden, unsere Rettung beruhte. Es mußte uns also auf jeden Fall erhalten bleiben. Darum steuerte ich es noch eine Strecke am Ufer hin und legte erst dann an, als wir an einen schmalen Einschnitt kamen, den das Wasser machte und dessen Seiten so mit hohem, dichtem Schilf bewachsen waren, daß man ihn kaum bemerken konnte. In diesen lenkte ich das Boot, welches, nachdem wir ausgestiegen waren, so in und unter das Schilf gezogen und geschoben wurde, daß es von einem Fremden unmöglich entdeckt werden konnte.
Jetzt mußten meine Leute warten, und ich ging zu der Falle, um sie und ihre Umgebung nach Spuren zu untersuchen. Es galt, zu entdecken, nach welcher Richtung wir uns zu wenden hatten, um diejenigen zu finden, von denen die Falle errichtet worden war. Das wollte ich ganz allein tun, um Spuren, welche uns verraten konnten, zu vermeiden.
Das war freilich nicht leicht, denn das Ufer war sumpfig, und die Füße sanken ein; aber die dadurch entstehenden Vertiefungen füllten sich sehr rasch mit so dicker, trüber Flüssigkeit, daß die Stapfen mir keine Sorge machen konnten. Um jedoch ganz und gar sicher zu sein, band ich mir Schilf um die Füße, so daß die Löcher, welche ich trat, fast genau den runden, großen Stapfen eines Nilpferdes glichen.
Bei der Falle angekommen, fand ich die Eindrücke nackter Menschenfüße. Als ich dieselben genau betrachtete, sah ich, daß die Leute, von denen sie herrührten, im Laufe des Nachmittages hier gewesen sein mußten. Um die beiden Pfähle war der weiche Boden aufgewühlt und hatte sich noch nicht wieder gesetzt. Ich schloß daraus, daß die Falle erst heute errichtet worden war.
Die Leute, welche diese Arbeit verrichtet hatten, waren nicht per Boot hier gewesen, sondern in und durch den Wald zurückgekehrt, wie die Fährte zeigte, welche sie gar nicht deutlicher hätten zurücklassen können. Ich beschloß, derselben eine Strecke weit zu folgen.
Der Wald bestand auch hier aus Delebpalmen, deren Kronen ein beinahe geschlossenes Dach bildeten. An den Stämmen rankten sich Schlingpflanzen empor, welche ihre Ausläufer nach allen Seiten sandten und zwischen den Palmen ein so dichtes Gewebe
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