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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie Ruder in den Händen trugen. Als sie vorüber waren, wiederholte sich dasselbe Geräusch.
    „Es kommen abermals welche“, flüsterte der Asaker. „Wollen wir sie vorbeilassen?“
    „Ja. Sie gehen zu den Booten. Wenn wir sie vorbeilassen, können wir erfahren, wo dieselben liegen; im anderen Fall müßten wir sie mühsam suchen. Die nächsten aber, welche kommen, weisen wir zurück.“
    Während ich ihm dies nur für ihn hörbar zuraunte, kamen die zwei Schwarzen an uns vorüber. Es war klar, sie wollten fort, und diese vier sollten die Boote klarmachen. Ich horchte nach dem Lager hin und hörte nichts.
    „Ich schleiche ihnen nach“, sagte ich. „Bleib liegen. Kommen wieder welche, so rufst du sie an. Weichen sie nicht zurück, so schießt du den vordersten nieder. Das wird wirken, wenigstens bis ich zurückkomme.“
    Ich kroch aus unserem Versteck hervor und wandte mich dem Maijeh zu. Der Pfad hatte keine Biegungen, sondern führte schnurgerade nach dem Wasser und bildete, als ich eine Strecke gegangen war, eine Art Fernrohr, durch welches ich hinaus auf den Maijeh sehen konnte. Dieser glänzte im Schein des Mondes wie flüssiges Metall; kein Lüftchen bewegte seine Oberfläche. Das Ufer wurde zunächst durch einen breiten Schilfrand gebildet, welcher zwischen dem Wasser und dem Wald lag. Aus diesem Schilf erhob sich die Falle. Zwischen dieser und dem Wald sah ich die vier Neger stehen, mit dem Rücken nach mir gerichtet. Sie hatten allerdings Ruder in den Händen und schienen etwas, was ich aber nicht sehen konnte, auf dem Maijeh zu beobachten. Ich ging schnell weiter, bis ich den Ausgang des Waldes erreichte. Da sah ich, im Schatten der letzten Palmen stehend, den Gegenstand, welchen sie betrachteten.
    Es war eine Nilpferdkuh, ein anscheinend riesiges Tier, nach der Größe des Kopfes zu beurteilen. Sie spielte im Wasser; sie tauchte auf und nieder, ließ aber, wenn sie emporkam, nicht den ganzen Körper sehen, sondern nur Kopf und Nacken. Auf dem letzteren hockte in sehr lächerlicher Stellung ein noch junges Nilpferd, welches die Höhe eines Neufundländerhundes hatte, aber dicker war.
    Die alten Ägypter nannten das Nilpferd Rer, das ist Wasserschwein, und der Körper dieses Riesentieres hat wirklich eine große Ähnlichkeit mit demjenigen des Schweines, nur daß die Verhältnisse fast ungeheuerlich sind. Der Kopf läßt sich mit nichts vergleichen; es gibt eben kein Tier, welches einen ähnlichen Kopf besitzt. Das Gesicht des Hippopotamus ist ganz unverhältnismäßig breit und platt. Die kleinen, schweineartigen Augen stehen hoch oben. Der Rachen, welcher mit starken Hauern bewaffnet ist, kann einen starken Menschen in der Mitte des Leibes umfassen. Da Augen, Ohren und Nasenlöcher in derselben Ebene liegen, so kann das Tier den ganzen Leib verborgen halten und das Gesicht allein über das Wasser erheben, um zu atmen oder nach Feinden auszuschauen. Unter der starken Haut befindet sich eine dicke Schicht halbflüssigen Fettes, wodurch dem Tier das Schwimmen ungemein erleichtert wird. Die sehr plumpen Beine sind so kurz, daß beim Laufen der Leib beinahe auf der Erde schleift.
    Jetzt tauchte das Tier auf und ließ die Wasser zu beiden Seiten aus dem Rachen laufen. Dann wieder stieß es dieselben durch die Nasenlöcher, eine halbkugelförmige, dichte, feuchte Staubfontäne bildend, wälzte sich hin und her, schüttelte das Kleine ab, daß es ins Wasser fiel, nahm es wieder auf und näherte sich endlich dem Ufer.
    Dort wurde das Junge wieder abgeworfen; es platschte ziemlich unbeholfen durch das Wasser, erreichte das Land und trollte langsam den Pfad herauf, lief unter der Falle weg und blieb dann stehen, um sich nach der Alten umzusehen.
    Diese hatte den Kopf über Wasser gehalten, um das Kleine zu beobachten und ihm, wenn nötig, beizustehen. Jetzt, da sich dasselbe auf festem, sicherem Boden befand, kam auch sie an das Ufer, eine gewaltige, unförmige Körpermaße, welche sich wassertriefend und schnaubend an und durch das sumpfige Ufer arbeitete.
    Das Junge sah die Alte kommen und trollte gemütlich weiter, sich den Negern nähernd, ohne dieselben, welche sich jetzt niederbückten, zu beachten. Es hatte noch keine Ahnung von den Gefahren, welchen sogar ein anmutsvolles Nilpferd ausgesetzt ist.
    Ich war ganz Auge. Meine Aufmerksamkeit war nur auf die beiden Tiere gerichtet. Alles andere erschien mir nebensächlich. So schien es auch den vier Negern zu gehen. Sie dachten nicht an die Boote, zu denen

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