2944 - Rache ist ein seltsames Spiel (German Edition)
gekleidete Person in Richtung Westen. Der Verdächtige ist bewaffnet und gefährlich. Wir bitten um Unterstützung!«
Der Sheriff und seine Deputys kannten sich vor Ort natürlich besser aus als wir. Wenn Phil und ich den Schützen aus den Augen verloren, konnte er uns leicht entkommen. Wir mussten davon ausgehen, dass er sich in Bayville auskannte. Doch inzwischen konnten wir die Distanz zwischen dem Verbrecher und uns verkürzen. Er schlug einen Haken und rannte über die Fahrbahn in eine ruhige Wohnstraße.
Sirenen heulten; mit rotierendem Rot-Blau-Licht traf ein Fahrzeug vom Sheriff’s Department ein, hielt neben uns. Ich gab ein Handzeichen und deutete auf meine Dienstmarke, die ich inzwischen am Revers befestigt hatte. Der Deputy am Lenkrad lehnte sich aus dem Seitenfenster. Ich erzählte kurz, was geschehen war.
»Den Mistkerl holen wir mit dem Streifenwagen ein, Agent!«
Noch bevor ich etwas erwidern konnte, hatte der Uniformierte aufs Gas gedrückt. Phil und ich sahen, dass der Ford Crown Victoria die Verfolgung aufnahm und wenig später neben dem auf dem Gehweg laufenden Täter fuhr.
Da schoss der Verbrecher abermals.
Ein Vorderreifen des Sheriff-Fahrzeugs platzte. Das Auto kreiselte um die eigene Achse und krachte gegen einen geparkten Ford. Natürlich blieben Phil und ich nicht stehen, während wir diese Beobachtung machten. Wir rannten hinterher, hatten die Deputys bald erreicht.
Der Gangster hatte inzwischen seine Flucht fortgesetzt und war durch das halb offen stehende Tor eines mit einem hohen Eisenzaun umfriedeten Geländes verschwunden.
Ein Friedhof?
Bevor ich eine Antwort auf diese Frage fand, sprachen wir mit den Uniformierten. Die beiden Deputys waren aus ihrem verunglückten Streifenwagen geklettert. Die zwei Uniformierten schienen unverletzt zu sein, waren aber geschockt.
»Verflixt, dieser Kerl ist schnell wie ein Wiesel!«, knurrte der Deputy, der am Lenkrad gesessen hatte. »Bevor ich auch nur meinen Colt ziehen und aus dem Wagen steigen konnte, war er schon auf dem Friedhof verschwunden.«
Ich deutete auf das umzäunte Gelände.
»Das hier ist also der Friedhof von Bayville?«
»So ist es, Agent. Aber dieser Mistkerl hat einen Fehler gemacht. Wenn er nicht gerade ein Supersportler ist, dann kann er diesen Zaun nicht überwinden. Es gibt noch einen zweiten Zugang zum Friedhof, aber dorthin können wir einen anderen Streifenwagen schicken. Der Flüchtende sitzt also in der Falle.«
Ich nickte dem Deputy zu.
»Dann sorgen Sie bitte dafür, dass Ihre Kollegen den anderen Ausgang blockieren. Wir gehen auf das Gelände, und Sie riegeln dieses Tor ab.«
»Wird gemacht, Agent. Aber seien Sie vorsichtig. Dem Kerl sitzt sein Schießeisen ziemlich locker.«
»Das wissen wir, Deputy«, gab Phil zurück. »Der Täter wollte uns nämlich schon abknallen.«
***
Phil und ich betraten den Friedhof der kleinen Stadt. Inzwischen war die Dämmerung der heraufziehenden Nacht gewichen. Das Gelände wurde nicht durch Laternen beleuchtet, nur fahles Mondlicht strahlte matt durch das Laub der einzeln stehenden Bäume.
Der Deputy hatte recht gehabt. Die Umzäunung war wirklich sehr hoch. Der flüchtende Verbrecher war ungefähr einen Kopf kleiner als Phil oder ich, sofern ich das auf die Entfernung hatte abschätzen können. Auf jeden Fall würde es ihm schwerfallen, den Eisenzaun zu überwinden.
Also musste er sich den Weg freischießen, wenn er uns entkommen wollte. Wir hatten unsere Taschenlampen eingeschaltet. Dadurch wurden wir zwar zu Zielscheiben, aber andererseits konnten wir nicht im Dunkeln herumstolpern und darauf hoffen, zufällig den Täter zu entdecken. Außerdem gaben wir uns gegenseitig Deckung.
Wir gingen systematisch vor und checkten Grabreihe für Grabreihe. Ich erblickte teilweise kleine Mausoleen, die sich natürlich hervorragend als Deckung eigneten. Auch gab es einige mannshohe Statuen zu sehen, die man auf den ersten Blick für einen lebenden Menschen halten konnte.
Und hinter einem dieser Steinhäuser bewegte sich tatsächlich etwas.
»FBI!«, rief ich laut. »Waffe weg!«
Ein ängstlicher Schrei ertönte. Ich machte zwei schnelle Schritte auf die Person zu, meine SIG im Beidhandanschlag. Phil blieb im passenden Abstand zu mir, um mich unterstützen zu können.
Doch als ich hinter das kleine Mausoleum trat, schlug mir eine Whiskywolke entgegen. Im Eingangsbereich der Totenstätte hatte ein Obdachloser offenbar Schutz vor dem kalten Atlantikwind gesucht. Der Mann
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