2944 - Rache ist ein seltsames Spiel (German Edition)
Hilfe.
Ich startete einen neuen Anlauf.
»Mister Price, haben Sie den Namen Eileen Murray schon einmal gehört? Oder Joe Braddock? Dieser Mann war Truckdriver. Er wurde vor dreißig Jahren ermordet, genau wie Miss Murray. Und wie ist es mit Betsy Lonnegan oder Vittorio Darro? Sind Sie diesen Menschen schon einmal begegnet?«
Der Greis im Rollstuhl drehte den Kopf ein wenig zur Seite. Entweder langweilte ihn meine Aufzählung oder er erinnerte sich plötzlich wieder an die Schuld, die er auf sich geladen hatte. Vielleicht bedeutete seine Reaktion auch etwas völlig anderes. Ich wusste nicht, was in seinem Kopf vor sich ging.
»Wir verschwenden hier nur unsere Zeit, Jerry«, raunte Phil mir zu. Vielleicht hatte mein Partner recht. Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu. Wenn wir schnell nach New York zurückkehrten, konnten wir dort noch mindestens bis Mitternacht im Büro weiterarbeiten.
Ich war enttäuscht, denn ich hatte meine ganzen Hoffnungen auf diese Spur gesetzt. Aber falls Samuel Price wirklich noch reden konnte, machte er keine Anstalten dazu. Es fiel mir sehr schwer, in ihm einen mehrfachen Mörder zu sehen. Allerdings konnte man erkennen, dass er hochgewachsen und vermutlich früher auch sehr kräftig gewesen war. Doch nun handelte es sich bei ihm um einen hilflosen Pflegefall.
»Leben Sie wohl, Mister Price«, sagte ich zerknirscht. Phil und ich gingen hinaus und machten die Tür hinter uns zu. Auf dem Weg quer durch die Seniorenresidenz machte mein Freund seinem Herzen Luft.
»Laura Darro hat sich völlig in ihre Ideen verrannt, Jerry! Und Henry Norris, der pensionierte Detective? Ich fürchte, sein Bauchgefühl hat ihm diesmal einen Streich gespielt. Selbst wenn Samuel Price damals der Brooklyn-Golem gewesen sein sollte – er wird wohl kaum Laura Darro höchstpersönlich entführt haben! Und als Superhirn einer Kidnapper-Gang kann ich mir diesen Pflegefall auch nicht vorstellen.«
»Ich auch nicht, Phil.«
Wir nickten der Empfangsdame zu und gingen auf den Parkplatz hinaus. Es dämmerte bereits. Da bemerkte ich eine Bewegung zwischen den Sträuchern der Zierbepflanzung am Rand der Asphaltfläche.
»Runter!«, rief ich meinem Freund zu.
Im nächsten Moment blitzte Mündungsfeuer im Gebüsch auf. Jemand schoss auf uns.
***
Ich ging hinter einem Pontiac in Deckung, der neben meinem Jaguar geparkt war. Ein Projektil schlug in die Karosserie. Phil hatte sich auf der anderen Seite meines roten Flitzers flach auf den Boden geworfen und bereits seine Dienstwaffe gezogen. Mein Freund erwiderte das Feuer.
Ich griff ebenfalls zu meiner SIG. Die Lichtkegel der Parkplatzlaternen reichten kaum bis zu den brusthohen Ziersträuchern, mit denen die Umrandung des Areals bepflanzt war. Unser unbekannter Gegner war nur als schemenhafte Gestalt zu sehen. Er schoss noch einmal, woraufhin ich in Richtung Mündungsfeuer zielte. Eine Patrone jagte aus der Mündung meiner Pistole.
Doch ich traf den Attentäter nicht. Jedenfalls bewegte er sich im nächsten Moment von uns weg, er rannte davon. Wahrscheinlich hatte er gehofft, uns aus dem Hinterhalt abknallen zu können. Und nun kapierte der Täter, dass wir ihn zu zweit in die Zange nehmen konnten. Aber wir wollten ihn auf keinen Fall entkommen lassen.
»Hinterher, Phil!«
Mein Freund und ich sprinteten los, wobei wir unsere Waffen schussbereit in den Händen hielten. Unser Widersacher hatte bereits die breite Ufer-Avenue überquert, an deren Rand die Atlantic Residence errichtet worden war.
Dort waren die Lichtverhältnisse etwas besser. Der Schütze war klein und schlank, trug dunkle Kleidung und eine tief ins Gesicht gezogene Mütze. Er konnte ein Weißer oder ein Latino sein, aber mehr Einzelheiten waren auf die Distanz unmöglich zu erkennen.
»FBI! Stehen bleiben!«, rief ich laut. Der Flüchtende drehte sich daraufhin im Laufen um und feuerte einen ungezielten Schuss in unsere Richtung. Das Projektil verfehlte sowohl Phil als auch mich.
Zum Glück herrschte nicht viel Autoverkehr an diesem frühen Abend, obwohl die Avenue eine Durchgangsstraße war. Bayville ist ein Naherholungsort für viele Menschen aus New York City. Im Sommer ist es dort sehr voll, aber es war ja Herbst. Außerhalb der Saison hat das Städtchen nur wenige Einwohner.
Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Phil sein Handy aus der Tasche zog. Er rief das Sheriff’s Department an.
»Agents Decker und Cotton vom FBI New York. Wir verfolgen auf der Lincoln Avenue zu Fuß eine dunkel
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