2949 - Hass, der niemals endet
June und die Kollegen die silberne Hülse mit dem roten Druckschalter erkennen konnten. Der grauhaarige Cop wurde wachsbleich.
»Das sind Auslöser mit einer Art Totmannschalter, Agent Clark. Sobald wir O’Gara oder seinen Begleiter angreifen, muss nur einer von ihnen den Finger vom roten Knopf nehmen und die Bombe explodiert sofort«, erklärte er.
Mit so viel Raffinesse hatte June nicht gerechnet und musste jetzt blitzschnell auf die veränderte Lage reagieren.
»Sind Sie wirklich bereit, Ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen? Wir können rechtzeitig in Deckung gehen und tragen Schutzwesten. Sie nicht!«, rief Blair.
Zuerst wollte June ihn für das aggressive Auftreten rügen, doch dann bemerkte sie den verunsicherten Blick des dunkelhaarigen Begleiters. Auch Liam O’Gara wirkte nicht mehr so überzeugt, wie er noch vor einer Minute aufgetreten war. Blair traute den beiden Männern ebenfalls nicht zu, dass sie die Sache über ihr eigenes Leben stellten.
»Wir lassen es darauf ankommen. Sie und Ihre Kollegen mögen ja durch die Schutzwesten eine höhere Überlebenschance besitzen, aber was ist mit den anderen Menschen?«, antwortete O’Gara.
Es war eine verfahrene Situation, und bisher hatten sie nur wenige Minuten wertvolle Zeit schinden können. Die Cops evakuierten die nähere Umgebung der Schließfächer so schnell sie konnten. Aus dem Augenwinkel konnte June verfolgen, wie sie einen ständig größeren Korridor ohne Menschen darin schufen.
»Glauben Sie etwa, dass wir allein sind? Unsere Kollegen räumen bereits den Bahnhof, wobei sie natürlich zuerst die Menschen von den Schließfächern weggeschafft haben«, rief Blair.
Er blieb seiner Linie treu und verunsicherte die Terroristen erneut. O’Gara und sein Begleiter warfen nervöse Blicke umher. Weitere Sekunden dehnten sich zu Minuten, in denen die Cops den Korridor vergrößerten. Liam O’Gara war nicht so fix im Denken wie sein Bruder, doch er kam schließlich auch zu einem Entschluss.
»Wir verlassen jetzt den Bahnhof, Agent Clark. Schießen Sie auf uns oder greifen Sie uns direkt an, lösen wir die sofortige Explosion aus«, rief er.
Unmittelbar nach dieser Ankündigung setzte O’Gara sich in Bewegung. Sein Komplize zögerte kurz, bevor er ebenfalls losging. Für June stand damit fest, dass die Bombe in nicht mehr allzu ferner Zeit durch Fernzündung oder eine Zeitschaltuhr ausgelöst werden sollte. O’Gara und sein dunkelhaariger Weggefährte sahen sich gezwungen, die Flucht nach vorne anzutreten.
»Ich überwältige den Dunkelhaarigen«, raunte sie Blair zu.
Ihr Partner schaute sie mit grimmiger Entschlossenheit an und nickte knapp.
»Sie und Ihre Kollegen ziehen sich besser ein Stück zurück. Sollte die Bombe hochgehen, reicht es völlig, wenn Agent Clark und ich in der unmittelbaren Gefahrenzone sind«, wandte er sich an den Officer.
Es gefiel dem Grauhaarigen ganz und gar nicht, wie man seinem Gesichtsausdruck entnehmen konnte. Dennoch fügte er sich in die Anweisung und gab die entsprechenden Befehle über Funk weiter. Liam O’Gara und sein Kumpan beschleunigten ihre Schritte, sodass June und Blair sich auf den Zugriff vorbereiteten. Es fehlten höchstens noch sechs oder sieben Yards bis zu der ausgewählten Stelle, an der sie zuschlagen wollten.
***
Es wurde ein kurzer Ringkampf, bei dem der dunkelhaarige Mann sich schneller als Liam O’Gara ergab. Der betätigte mehrfach den Druckschalter, obwohl Blair ihn unbedingt daran hindern wollte.
»Sie haben mir die Hand gebrochen«, fauchte O’Gara.
Blair hatte ihn zu Boden gerungen und ihm den silbernen Zylinder aus der Hand genommen, anschließend übergab er den wimmernden Mann an die Cops. Einige Sekunden lang hatten June und er voller Sorge zu dem Schließfach geschaut, doch es passierte überhaupt nichts.
»Sollte alles nur ein Bluff gewesen sein?«, fragte der Cop.
June ging ein ganz ähnlicher Gedanke durch den Kopf. Wollten die Brüder nur den Anschein erwecken, einen Sprengstoffanschlag auf die Grand Central Station vorzunehmen?
»Das wird uns der Experte erzählen, sobald er die Bombe untersucht hat«, erwiderte sie.
Ihr war nicht der ungläubige Blick entgangen, den Liam O’Gara in Richtung des Schließfachs geschickt hatte. June wurde das ungute Gefühl nicht los, dass sie haarscharf an einer großen Katastrophe vorbeigeschrammt waren.
Die Cops führten O’Gara und den dunkelhaarigen Mann ab. Sie würden die verletzte Hand von einem Arzt untersuchen
Weitere Kostenlose Bücher