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295 - Dunkle Wasser

295 - Dunkle Wasser

Titel: 295 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Neu-Martok'shimre mit ihren wenigen bionetischen Kuppeln und den zahlreichen Grotten und Höhlen. Algen wogten in den Gezeiten.
    Mer'ol ließ seinen Blick verschwimmen und klackte leise. Hatte er tatsächlich geglaubt, das Experiment würde funktionieren? Die Hydriten Hyktons wurden immer ungehaltener, und er hatte immer weniger Einfluss auf die Mar'os-Jünger in Neu-Martok'shimre. Es gab keinen eindeutigen Anführer unter ihnen, und eben damit kamen die Mar'osianer nicht zurecht. Nachdem der rätselhafte Stein, der alle getäuscht hatte, aus der Stadt verschwunden war, gab es drei Krieger, die um die Vorherrschaft rangen.
    Sie waren dabei ebenso wenig zimperlich wie die Kampffische in den Koppeln. Zwei wurden derzeit mit mehreren Knochenbrüchen, Kiemenrissen und anderen Blessuren behandelt, während der Dritte, Kark'tys, die Grotte bewohnte, in der einst die Herrscherin Sar'kir gesessen hatte.
    An der Stadt selbst wurde kaum mehr gebaut. Es gab niemanden mehr mit einer Vision, der Neu-Martok'shimre groß machen wollte. Der Traum einer neuen, friedlichen Mar'os-Stadt drohte zu ersticken. Alles blieb, wie es war, und das einzig Gute war die Tatsache, dass es keine offenen Angriffe auf Hydriten aus Hykton gab. Ebenso wie in der Stadt Neu-Dry'tor herrschte Waffenruhe, wenn auch eine angespannte.
    Die Fische in der Koppel stoben plötzlich auseinander, drückten sich an die bionetische Umzäunung und zuckten mit den Flossen, als erspürten sie einen Feind.
    Mer'ol blickte zur Stadt zurück und fokussierte seinen Blick. Er sah Tra'dik, Jyr'dos und Armant'la - zwei Krieger und eine Kriegerin in Rüstungen aus mehrfach geschichteten Hummerschalen. Die drei waren Geschwister und trennten sich nur selten. Sie schwammen zügig auf die Koppeln zu. Gleichzeitig durchstieß ein hoher Ton das Wasser.
    Da kam Besuch! Eine fremde Delegation. Wären es Hydriten aus Hykton gewesen, hätten die Stadtwächter eine andere Muschelpfeife benutzt.
    Mit einem Stoß gegen den Boden ließ sich Mer'ol ein Stück hinaufschnellen und folgte den Kriegern, die ihn mit ihren raschen Schwimmzügen inzwischen überholt hatten. Hinter sich sah er weitere Hydriten herbeischwimmen. Die meisten trugen Rüstungen, Dreizacke und einfache Stichdorne mit Widerhaken, die sich in letzter Zeit großer Beliebtheit in der Stadt erfreuten, da sie sich hervorragend zur Fischjagd eigneten.
    Hinter der Koppel kamen sieben Hydriten in einer Pfeilformation auf die Stadt zu. An ihrer Spitze bewegte sich der größte Hydrit, den er je gesehen hatte. Schon von Weitem fiel der Unterschied zwischen ihm und seinen Begleitern deutlich auf. Alle Hydriten waren in kostbare Rüstungen gehüllt, hatten aber auf Kampffische oder die drachenartigen Reittiere Sar'kirs verzichtet.
    Mer'ol schwamm näher heran. Die Delegation wartete zwischen Koppeln und Stadt und machte keine Anstalten, ohne Empfang und Erlaubnis nach Neu-Martok'shimre einzuschwimmen.
    Tra'dik, Jyr'dos und Armant'la waren inzwischen heran, und Mer'ol erkannte Kark'tys, der begleitet von zehn abgerissen aussehenden Hydriten in Rüstungen aus gehärtetem Fischleder herbei schwamm. Das versprach spannend zu werden. Da er selbst wegen seiner Intelligenz einen guten Ruf bei Kark'tys hatte und öfter als Botschafter für Hykton agierte, schloss er zu dem Hydriten auf und gelangte in seinem Gefolge zu den Neuankömmlingen.
    Dabei wurde er sich einmal mehr des Unterschieds zwischen sich und fast jedem in Neu-Martok'shimre bewusst. Er war ein Einzelgänger, der auf Verstand baute und nicht auf Muskelkraft. Auch verzichtete er darauf, Fisch zu fressen, was zwar nach wie vor geduldet wurde, aber inzwischen wieder als schwach und verdächtig galt. Überhaupt verwandelte sich sein großer Traum von einer friedlichen Koexistenz zwischen Mar'os-Jüngern und Ei'don-Hydriten mehr und mehr zu Fischfutter. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der See aus Zurückhaltung über seine Ufer lief und die Hyktoner die Mar'osianer aus der Stadt vertrieben.
    Sie verharrten im Wasser vor dem großen Hydriten, der sich scheinbar furchtlos vor seiner Rotte postiert hatte.
    »Willkommen in Neu-Martok'shimre«, klackte Kark'tys und sah einen nach dem anderen an. »Seid ihr gekommen, um euch der Stadt und ihrem Aufbau anzuschließen?«
    Der große Hydrit verzog die wulstigen Lippen. Seine Stimme klang spöttisch. »Welcher Aufbau? Hier sieht es aus, als sei seit vielen Gezeiten nichts mehr an der Bionetik verändert worden.«
    Kark'tys schluckte

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