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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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stimmte nicht ganz: Immerhin hatten sie die legendäre Stadt Agartha im Himalaja gefunden, wo Nachfahren der Atlasser lebten, und Xij hatte die Wahrheit um ihre Herkunft erfahren: dass sie seit Urzeiten wiedergeboren wurde. Aber der Lösung um das Rätsel der Ex-Versteinerten und was sie mit dem Bau jener seltsamen Halle am »Nabel der Welt« bezweckten, waren sie noch nicht viel näher gekommen.
    In Matt kochte die Wut hoch, wenn er nur daran dachte, wie Alastar, der Chefexekutor der Reenshas, sie alle getäuscht hatte, indem er sie glauben ließ, in der heiligen Stadt gäbe es die Antwort auf all ihre Fragen. Das konnte ihm nur dank seiner hypnotischen Fähigkeiten gelungen sein. Jetzt noch zermarterte sich Matt den Kopf, wie er auf die fadenscheinigen Argumente hatte hereinfallen können.
    In Wahrheit war der dürre, einäugige und -ohrige Chefexekutor auf die angeblichen Reichtümer der Stadt aus gewesen - die sich als gewaltige Bibliothek des Wissens entpuppten. Alastar hatte das Abenteuer nicht überlebt. Er war von den Myriaden von Geistern aus Xijs früheren Leben, die aus einer zerstörten Gedankensphäre den Weg zurück in sie gesucht hatten, in den Wahnsinn getrieben worden. Xij hatte ihn gnädigerweise erlöst.
    Matt Drax atmete tief ein und reckte seinen Kopf aus dem Fenster. Der Fahrtwind wehte ihm kleinste Tröpfchen auf Wangen und Stirn, und er versuchte im verwaschenen Grau der Wolken zu erkennen, was unter ihnen lag.
    Die Route von Tschernobyl nach Ostdeutschland führte über das ehemalige Polen und damit über eine Stadt, die Matt vor Jahren schon einmal besucht hatte: Waarza - Warschau.
    Die Schatten der Vergangenheit holen mich immer wieder ein , dachte er. Ich habe schon so viele Orte dieser Welt gesehen - mehr als in meinem alten Leben, bevor ich in der Zukunft landete. Aber jedes Mal, wenn ich an einen Platz komme, an dem ich schon einmal war, ist es wieder anders. Die Welt hat keinen Tachyonenmantel, der sie vor Veränderung oder Weiterentwicklung schützt…
    Er seufzte, zog seinen Kopf zurück in die Gondel und schob das Fenster wieder bis auf einen handbreiten Spalt zu. Während er sich mit den Fingern die Regenfeuchte vom Gesicht strich, wanderte er zum Steuerstand und zu Rulfan hinüber.
    Der Tachyonenmantel , dachte er mit einem Anflug von Besorgnis. Wie lange wird er noch halten? Indem er und Aruula das Steinwesen Mutter mit Tachyonen überladen hatten, war es kollabiert und hatte alle Versteinerte freigeben müssen. Doch wie viele der Tachyonen, die ihren Alterungsprozess hemmten, waren ihnen verblieben? Würde er plötzlich und unvermittelt altern, wenn die Zeit sich die vergangenen elf Jahre zurückholte? Aruula würde den Unterschied kaum bemerken, denn sie war erst vor anderthalb Jahren durch den Zeitstrahl gegangen… [3]
    Der Albino und Blutsbruder begrüßte ihn mit einem Lächeln. »Ausgeschlafen?«, fragte er, und als Matt nur unwillig vor sich hinmurmelte, deutete er auf eine Metallkanne, die neben ihm an einem Haken an der Wand baumelte.
    Matt wusste, dass sie Kafi enthielt, jenes Getränk, das die Menschen heutzutage aufgossen, um sich den Schlaf aus den Gliedern zu treiben. Bei ihrer gestrigen Rast hatte Rulfan das Feuer genutzt, Wasser gekocht und vorsorglich schon einmal eine Kanne davon zubereitet. Schließlich konnten sie nicht für jede Mahlzeit einen Zwischenstopp einlegen. Matt griff nach dem Behältnis, öffnete den Schraubverschluss und nahm einen großen Schluck des kalten, dunklen Gebräus. Der bittere Geschmack schüttelte ihn durch, aber er fühlte sich sofort ein bisschen lebendiger. Dankend reichte er den Trunk an Rulfan weiter, der ebenfalls einen Zug nahm und die Kanne dann wieder an ihren Haken hängte.
    »Wie war die Nacht?«, wollte Matt wissen. »Irgendwelche besonderen Vorkommnisse, die wir verschlafen haben?«
    Rulfan schüttelte den Kopf. »Keine.« Er schaute auf ein Instrument, das den Gasdruck der Ballonhülle anzeigte, und schnippte mit dem Finger dagegen. Der mechanische Zeiger zitterte kurz, blieb aber auf seiner ursprünglichen Position. »Allerdings war ich gezwungen, unsere Flughöhe ein wenig herabzusetzen.«
    Matt runzelte die Stirn. »Wieso das?«
    »Du erinnerst dich, dass ich gestern Abend eine Bestandsaufnahme unserer Wasserstoff-Vorräte gemacht habe?«, sagte der Albino. »Ein paar der großen Flaschen haben wir noch, aber wir sollten damit haushalten. Wir wollen ja nicht nur nach Ostdoyzland, sondern auch noch zurück nach

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