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299 - Das letzte Duell

299 - Das letzte Duell

Titel: 299 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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die beiden gefangenen Marsianer befreit und ihnen eine kräftige Mahlzeit zubereitet. Rulfan hatte ihre Exoskelette in der Hütte ihres Kommandanten Gonzales gefunden.
    Hinter der Geröllhalde, auf dem breiten Fahrweg am Dorfrand, loderten Flammen. Schwarzer Rauch stieg in den Abendhimmel. Meinhart Steintrieb hatte die sterblichen Überreste Arthur Crows und des ZERSTÖRERS mit Treibstoff übergossen und angezündet.
    Zwei Dutzend Dorfbewohner hockten in der Nähe des Feuers und starrten in die Flammen. Die Leute waren nach und nach wieder zu sich gekommen. Sie wirkten erschöpft und verstört. Kaum einer von ihnen sprach ein Wort. Viele hatten sich in ihre Hütten verkrochen, andere kümmerten sich um die Verletzten oder bestatteten diejenigen, die auf dem Dorfplatz Xijs Kampfstab zum Opfer gefallen waren.
    Xij steuerte schließlich den Jeep zum Apfelbaum. Zusammen mit Steintrieb und den Marsianern kleideten sie das Grab mit Steinen aus. Matthew Drax hüllte Ann in eine Decke, mit der sie sich nachts zuletzt zugedeckt hatte. Er legte sie selbst ins Grab. »Nicht!«, wehrte er ab, als die anderen damit beginnen wollten, die Leiche mit Steinen zu bedecken. »Das mache ich selbst.« Er stieg in die Grabmulde.
    Steintrieb und die beiden Marsianer kletterten in den Jeep, um die nächste Steinladung zu holen. Xij rutschte am Stamm des Apfelbaums zu Boden. Rulfan sah, dass sie zitterte und aus der Nase blutete.
    Stein um Stein legte Matt auf den leblosen Körper seiner Tochter, und jedes Mal kam es Rulfan vor wie eine zärtliche Geste. Erst als die Tote schon ganz mit Steinen bedeckt war, gestattete der Mann aus der Vergangenheit seinem Freund, ihm zu helfen. Gemeinsam schichteten sie einen Grabhügel aus Steinen über der Elfjährigen auf.
    ***
    Drei Tage und drei Nächte verbrachte Matt Drax am Grab seiner Tochter. Danach brach er das Zelt ab, in dem sie den verfluchten Stein aufbewahrt hatten. Meinhart half ihm, Stangen und Planen in den Jeep zu laden.
    Die Dorfbewohner hockten auf dem Dorfplatz oder standen vor ihren Hütten und sahen ihnen zu. Sie benahmen sich wieder wie normale Menschen. Kaum einer allerdings wagte es, Matt und seinen Gefährten in die Augen zu schauen. An das, was geschehen war, erinnerten sich alle - aber nur, wie man sich an einen bösen Traum erinnerte.
    In der Hallenruine arbeiteten die Unverletzten und die Kräftigsten unter den Männern wieder am Bohrloch. Die einen schleppten Erde und Geröll von den Abraumhalden in die Hallenruine, die anderen füllten den Bohrschacht damit.
    In der Gasse, die vom Dorfplatz zur Hallenruine führte, erkannte Matt Drax Jennys Blondschopf in einer Gruppe von Frauen und neben Pieroo. Der hatte den Arm um sie gelegt. Angeblich wusste sie nicht mehr, was sie in den letzten Minuten getan hatte, in denen sie unter Mutters Einfluss gestanden hatte. Angeblich trauerte auch sie um Ann. Wie es hieß, heulte sie Tag und Nacht.
    All das zu hören - Matt Drax berührte es nicht.
    Zweimal hatte Jenny Jensen den Albino' aus Salisbury schon zu Matt geschickt und um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. Matt hatte ihr jedes Mal die gleiche Botschaft ausrichten lassen: »Ich will dich nie wiedersehen.«
    Matt holte Anns Habseligkeiten persönlich aus ihrer Hütte: ihren Rucksack, ihre Kleider, ihre Schuhe, ihre Stifte, ihr Tagebuch; alles eben, von dem er wusste, dass es ihr gehörte. Er trug es in den Jeep, dazu Trinkwasser und ein paar Getreidefladen. Danach setzte er sich auf den Beifahrersitz. Der fettleibige Retrologe mit den tausend Bartzöpfen und der langen Haarmähne klemmte sich hinter das Steuer und fuhr aus dem Dorf.
    Sie kamen an einer Hütte vorbei, vor der viele Frauen hockten. Hinter den Fenstern, so hatte man Matt erzählt, bemühten sich die Kriegerinnen von den Dreizehn Inseln um ihre sterbende Königin. Im Rahmen der offenen Tür stand Aruula. Im Vorüberfahren sah Matt ihr ins Gesicht.
    Es berührte ihn nicht.
    Auf der Steilküste über dem Landeplatz des Zeppelins schlug er das Zelt auf. Steintrieb half ihm dabei. Danach setzte sich der Mann aus der Vergangenheit vor den Eingang und starrte über die Trümmer des Luftschiffs hinweg auf die Ostsee hinaus. Meinhart Steintrieb durchwühlte unterdessen die Trümmer der MYRIAL II nach brauchbaren Teilen. Matt hatte gehört, dass der Retrologe mit Rulfan nach Schottland ziehen wollte.
    Es berührte ihn nicht.
    So vergingen acht Tage oder mehr. Nach Sonnenaufgang hockte Matt zumeist vor dem Zelteingang, nach

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